Umfrage: Mehrheit sieht keinen Schutz durch Neutralität
Auf die Frage "Würde Österreichs Neutralität im Ernstfall vor einem Angriff schützen?", antworteten 51 Prozent der Befragten, die Neutralität bedeute auf keinen Fall oder eher keinen Schutz. Zwei Drittel sagen: "Europa ist militärisch auf die USA angewiesen und kann sich nicht aus eigener Kraft verteidigen."
Der Aussage, dass Europa auf die USA militärisch angewiesen ist, stimmen 66 Prozent der Österreicher in der Umfrage von Unique Research im Auftrag des "Pragmaticus"-Verlags zu. Nur 44 Prozent erwarten jedoch, dass die USA Europa im Fall eines Angriffs auch tatsächlich verteidigen würden. Ein Beitritt zu einer EU-Armee oder zur NATO wird von der Mehrheit der Österreicher abgelehnt. Auch die Bereitschaft, Österreich im Ernstfall mit der Waffe in der Hand zu verteidigen, ist eher gering: 62 Prozent sagen, sie würden das nicht oder eher nicht tun. 28 Prozent könnten sich dagegen vorstellen, Österreich mit einer Waffe zu verteidigen.
Einen Krieg auf EU-Boden in den kommenden zehn Jahren erachten beinahe gleich viele Österreicher als wahrscheinlich wie als unwahrscheinlich, nämlich 43 bzw. 45 Prozent. Als Land mit der größten Bedrohung für den Frieden wird mit 60 Prozent eindeutig Russland gesehen. Mehr Investitionen der EU-Staaten in die Rüstung befürwortet die Hälfte der Befragten. Sollte ein EU-Land angegriffen werden, lehnt eine große Mehrheit von 57 Prozent eine militärische Hilfe durch Österreich ab.
"Die österreichische Neutralität ist eine einzige Lebenslüge", kommentiert der Politologe und Meinungsforscher Peter Hajek die Umfrageergebnisse in der Zeitschrift "Pragmaticus", die am Samstag erscheint. Fast jeder Zweite in Österreich fürchte einen Krieg auf dem Boden der EU in den nächsten zehn Jahren. "Man weiß, dass Europa ohne militärische Hilfe der Amerikaner - salopp formuliert - aufgeschmissen wäre", erklärte Hajek. "Nur ein Drittel der Bevölkerung ist überzeugt, dass uns die Neutralität vor einem Angriff schützt. Aber drei Viertel der Bevölkerung wollen an der Neutralität festhalten. Willkommen im Wolkenkuckucksheim."
Für die Umfrage wurden 800 Wahlberechtigte in Österreich zwischen 26. August und 6. September online befragt. Die Schwankungsbreite wird mit +/- 3,5 Prozent angegeben.
Kommentare