APA - Austria Presse Agentur

Umstrittener Nil-Stausee in Äthiopien erstmals gefüllt

Im Streit um den künftig größten Staudamm Afrikas hat Äthiopien nun Fakten geschaffen. "Wir haben das erste Auffüllen des Damms erfolgreich abgeschlossen, ohne andere zu stören oder zu verletzen", teilte Regierungschef Abiy Ahmed am Mittwoch mit.

Der Stausee sei mit 4,9 Milliarden Kubikmeter Wasser gefüllt worden, ohne den Wasserfluss stromabwärts zu unterbrechen, twitterte Wasserminister Seleshi Bekele. Das war nach äthiopischen Angaben durch die Regenfälle der vergangenen Wochen möglich. Nun müsse man den Bau fertigstellen und die übrigen diplomatischen Themen klären, sagte Abiy.

Der Große Renaissance-Staudamm wird in Äthiopien auf dem Blauen Nil erbaut und sorgt seit Jahren für Streit zwischen Äthiopien, Ägypten und dem Sudan. Addis Abeba will mit der 4,6 Milliarden Dollar teuren Talsperre den für die wirtschaftliche Entwicklung benötigten Strom erzeugen. Ägypten, das mehr als 90 Prozent seines Wasserbedarfs aus dem Fluss deckt, befürchtet aber, dass künftig zu wenig Wasser den Nil herabfließen wird. Die Staaten ringen um ein Abkommen, wie der Stausee zu füllen und der Staudamm zu betreiben ist. Ägypten wollte eigentlich vor dem ersten Füllen eine Einigung erzielen.

Die Staats- und Regierungschefs der drei Staaten trafen sich am Dienstag in einer Video-Konferenz unter Aufsicht der Afrikanischen Union. Dabei hätten die Länder "eine "wichtige gemeinsame Verständigung erzielt, die den Weg für eine bahnbrechende Einigung ebnet", teilte das Büro von Abiy Ahmed am Dienstagabend mit. Man werde weitere technische Diskussionen führen.

Das ägyptische Präsidialamt bestätigte nach dem Treffen eine Einigung auf weitere Verhandlungen. Man werde sich nun auf eine verbindliche rechtliche Vereinbarung für das Füllen des Stausees und das Betreiben des Staudamms konzentrieren. Danach werde auf eine umfassende Einigung hingearbeitet, die alle Aspekte einer Kooperation zum Umgang mit dem Nilwasser beinhaltet.