APA - Austria Presse Agentur

Unfalltrick-Betrugsprozess in Klagenfurt gestartet

Wegen gewerbsmäßig schweren Betrugs hat sich am Freitag eine 27 Jahre alte Frau aus Polen am Landesgericht Klagenfurt verantworten müssen. Laut Anklage war sie Teil einer internationalen Bande, die betagten Frauen vorgaukelte, deren Tochter oder Schwiegertochter sei in einen schweren Unfall verwickelt und bräuchte eine Kaution, um nicht in Haft zu gehen. Die Angeklagte war die "Abholerin". Angeklagt ist ein Schaden von 636.000 Euro bei fünf Opfern. Der Prozess wurde vertagt.

In Deutschland ist die Angeklagte wegen ähnlicher Taten einschlägig vorbestraft. Erneut geschnappt wurde sie dann in Wien auf frischer Tat. Zwei der fünf Opfer in der am Freitag verhandelten Anklage gingen der Betrügerbande nicht auf den Leim, drei Frauen wurden derart eingeschüchtert, dass sie bezahlten. Die 27-Jährige gab zuerst zwei, dann vier der Taten zu. Im fünften Fall - jenem mit dem höchsten Schaden - will sie es aber wirklich nicht gewesen sein. Beim nächsten Verhandlungstermin sollen dazu weitere Zeugenaussagen und Videos geprüft werden. Zum Motiv sagte die Angeklagte, die zwei kleine Kinder hat, sie habe das Geld gebraucht.

Eine Mindestpensionistin aus dem Burgenland schilderte, wie es dazu kam, dass sie der Angeklagten 20.000 Euro übergab - Geld das sie von ihren Kindern bei Geburtstagen und Muttertagen geschenkt bekommen und gespart hatte. Am Telefon wurde ihr gesagt, die Schwiegertochter hätte einen Unfall mit einem Porsche gehabt, ohne Kaution gehe sie ins Gefängnis. Eine Frau - vermeintlich die Angehörige - habe ins Telefon geschluchzt. "Ich hab Angst bekommen." Nun möchte die betagte Burgenländerin, dass die Angeklagte arbeiten geht und den Schaden zurückzahlt. "Vom Einsperren hab ich nichts."

Weitere betrogene Frauen sagten aus und schilderten die selbe Masche. Einer ehemaligen Kärntner Unternehmerin und Politikerin nahm die Bande Goldbarren, Goldmünzen und Schmuck im Wert von 360.000 Euro ab. Eine weitere Frau bezahlte 12.000 Euro - ihr Geld für Notfälle. Schmuck besaß sie keinen. Wann die Verhandlung fortgesetzt wird und der Schöffensenat unter Vorsitz von Richter Christian Liebhauser-Karl ein Urteil spricht, war zunächst unklar.