Ungleich verteilte Hausarbeit macht nicht per se unglücklich

Zeigt eine Studie der Uni Wien
Wäschewaschen, Bügeln, Kochen - das ist in Österreich vielfach immer noch "Frauensache". Dennoch zeigten sich die Frauen in einer neuen Befragung der Universität Wien relativ zufrieden. "Wenn ich nicht erwarte, dass ich eine gerechte Arbeitsteilung habe, dann kann ich auch nicht enttäuscht werden", erklärte die Soziologin Christine Geserick die Ergebnisse gegenüber der APA.

Man weiß aus Studien wie der jüngsten Zeitverwendungserhebung der Statistik Austria, dass es in Partnerschaften immer noch vorwiegend Frauen sind, die sich in Österreich um den privaten Haushalt kümmern. Das bestätigt auch eine neue Online-Studie der Universität Wien, an der im Mai 2022 insgesamt 1.577 hierzulande wohnende Personen zwischen 16 und 88 Jahren teilgenommen haben. Die gleiche Studie hat ebenso ergeben, dass, auch wenn die Arbeit im Haushalt ungleich verteilt ist, ein Großteil der Männer sowie auch der Frauen mit der Aufteilung zufrieden ist, sofern kein besonderer Wert auf eine gerechte Aufteilung gelegt wird.

"Es geht hier um Wünsche", meinte Geserick, die das Projekt leitete und am Österreichischen Institut für Familienforschung (ÖIF) tätig ist. Es gehe um den empfundenen und den realisierten Gerechtigkeitsanspruch. "Wenn ich keine gerechte Arbeitsteilung im Haushalt brauche, um glücklich zu sein, dann ist eine ungerechte Aufteilung in der Praxis nicht so enttäuschend wie wenn mir eine gerechte Aufteilung wichtig ist, ich diese aber nicht bekomme", so die Soziologin.

Die von ihr geleitete Untersuchung hat ergeben, dass es mehr Menschen gibt, die eine gerechte Aufteilung als wichtig erachten (91,5 Prozent) als solche, die ihre Arbeitsaufteilung tatsächlich als gerecht bewerten (80,2 Prozent). Trotzdem ist ein Großteil der Befragten, nämlich 89,6 Prozent, sehr oder eher zufrieden mit der von ihnen praktizierten Arbeitsteilung. Denn für eine hohe Zufriedenheit spielt auch der Austausch auf Gefühlsebene eine Rolle, ob beispielsweise Zärtlichkeiten im Alltag ausgetauscht oder ob kleine Aufmerksamkeiten von unterwegs mit nach Hause gebracht werden. "Je mehr Zuneigung ich bekomme, desto eher bin ich auch mit einer ungleichen Aufteilung im Haushalt einverstanden", so Geserick. Das gelte allerdings mehr für Frauen als für Männer. "Die Vermutung liegt nahe, dass Frauen, weil sie ja diejenigen sind, die mehr unbezahlte Arbeit im Haushalt und in der Familie leisten, auch mehr entlohnt werden müssen, und zwar auf einer emotionalen Ebene."

Was die 17 Tätigkeiten betrifft, die hier untersucht wurden, zum Beispiel "Lebensmittel einkaufen" oder "Hausmüll rausbringen", so gaben mehr als die Hälfte der Befragten zwar an, dass sie von beiden "ungefähr gleich" erledigt werden. Aber in heterosexuellen Partnerschaften entfällt der größere Teil trotzdem auf die Frau, weil sie öfter allein zuständig ist als der Mann: In 72,5 Prozent der Partnerschaften übernimmt sie allein das Wäschebügeln, in 66,7 Prozent das Wäschewaschen und in 51,6 Prozent das Kochen. Eine Tätigkeit gab es, die eher Männern zugeschrieben wird: sich um TV und Internet kümmern. "Da sagen 62 Prozent der Befragten, das macht der Mann allein", so die Forscherin.

Die Arbeitsteilung sei oft klassischer als man vielleicht denkt. "Aber es wird immer besser", sagte die Soziologin. Denn junge Menschen erwarten sich eine "gerechtere Aufteilung als bei ihren Eltern", ein Trend, der zu mehr Partnerschaftlichkeit führen könnte. "Wir sehen einen Unterschied zwischen den 28-Jährigen bis 55-Jährigen im Vergleich zu den Über-65-Jährigen", betonte Geserick, "und den Unterschied sehen wir nicht nur im Anspruch, sondern auch in der Praxis."

( S E R V I C E - https://doi.org/10.25365/phaidra.457 - "Zeitverwendungserhebung" der Statistik Austria: https://go.apa.at/t0kw08Mb )

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