APA - Austria Presse Agentur

UNIQA baut auch bei AXA-Zukäufen 600 Leute ab

Der UNIQA-Versicherungskonzern baut bei den neu zugekauften AXA-Gesellschaften in Polen, Tschechien und der Slowakei heuer 600 bis 700 der insgesamt rund 2.000 Mitarbeiter ab, wurde am Donnerstag angekündigt. Auch in Österreich streicht UNIQA wie bekannt bis 2022 etwa 600 Stellen, ungefähr jede zehnte. Unter anderem trennt man sich in den drei CEE-Ländern von 150 Führungsleuten, was etwa der Hälfte dieser Kräfte entspricht.

Bei Abbau von 600 bis 700 Personen in den drei CEE-Ländern erfolge nur ein einstelliger Prozentsatz durch natürlichen Abgang, in Österreich ist dies bei 150 der 600 Menschen der Fall, sagte UNIQA-Konzernchef Andreas Brandstetter am Donnerstag in einem Online-Pressegespräch. Insgesamt zählt der Konzern 15.000 Leute, davon 6.000 in Österreich. 96 Prozent der Mitarbeiter würden hierzulande derzeit in der Pandemie von daheim aus arbeiten, wie schon im Vorjahr.

Ziel sei, die Kosten in den drei CEE-Ländern um 20 Prozent zu senken, je zur Hälfte bei den Personalkosten und bei den Sachkosten, erinnerte Brandstetter: "45 Mio. Euro wollen wir da über die Jahre heben." Aktuell ist der Personalabbau mit hohen Kosten verbunden, die im Vorjahr den Gewinn stark drückten. 99 Mio. Euro machten der Restrukturierungsaufwand vor allem fürs Personal in Österreich aus, 38 Mio. Euro die AXA-Integration und der Mitarbeiterabbau in CEE.

Als dritter Sonderposten belasteten Firmenwertabschreibungen in Bulgarien, Rumänien, Serbien und Albanien im Ausmaß von 106 Mio. Euro, jedoch hatte die UNIQA schon voriges Jahr avisiert, dass hier rund 100 Mio. Euro Impairments anfallen könnten. Die drei Sonderfaktoren drückten das Vorsteuerergebnis (EGT) auf 57,1 Mio. Euro. Ursprünglich waren für 2019 rund 296 Mio. Euro EGT vermeldet worden, dieser Wert wurde dann auf 241 Mio. Euro angepasst - infolge einer nachträglichen Wertminderung in CEE um 54,6 Mio. Euro nach einer Bilanzprüfung.

Für 2021 erwarte man ein EGT im Ausmaß des Vorsteuergewinns von 2018 - damals waren es 295 Mio. Euro. Der Ausblick für heuer gehe davon aus, dass es keine weiteren außergewöhnlich negativen Entwicklungen geben werde und dass die Großschäden durch Naturkatastrophen im durchschnittlichen Bereich bleiben. 2020 war die Unwetterbelastung höher gewesen, vor allem höher als 2019. Laut Brandstetter betrug der Unwetterschadenaufwand voriges Jahr 105 Mio. Euro, um 20 Mio. über dem langjährigen Schnitt. Allein 7,4 Mio. Euro habe man wegen der Erdbeben in Kroatien leisten müssen.

Entgegen der Ankündigung von April 2020, die Dividende ausfallen zu lassen, will die UNIQA für das abgelaufene Geschäftsjahr doch eine Gewinnausschüttung an ihre Aktionäre vornehmen. Die Dividende soll - wie für 2019 - bei 0,18 Euro je Aktie liegen. Das entspricht in Summe 55 Mio. Euro und ist trotz des nicht einmal halb so hohen Nettogewinns darstellbar, weil hier die lokale Rechnungslegung mit dem UGB-Ergebnis maßgeblich ist und nicht IFRS, wie Finanzvorstand Kurt Svoboda erläuterte. Die Solvabilitätsquote werde durch diese 55 Mio. Euro mit knapp zwei Prozent belastet, so der CFO.

Für 2019 war wegen der Coronakrise nur ein Drittel der ursprünglich geplanten Dividende (von 0,54 Euro je Aktie) ausgeschüttet worden. Über die Dividende sollen die Aktionäre am 31. Mai entscheiden. Für 2021 ist eine Payout-Ratio von 50 bis 60 Prozent geplant, das entspricht auch dem Mittelfristziel bis 2025. Trotz Dividenden-Kontinuität bleibe es für 2020 aber bei den kommunizierten Boni-Verzichten der Führungskräfte, was Short-Term-Incentives betreffe, so der CEO.

Die Bruttoeinnahmen der Gruppe stiegen 2020 um 3,6 Prozent auf 5,57 (5,37) Mrd. Euro - darin sind die AXA-Zukäufe ab dem vierten Quartal enthalten. Die drei früheren AXA-Ableger nahmen in dem Quartal 212 Mio. Euro an Bruttoprämie ein, davon 146 Mio. in Schaden/Unfall und 66 Mio. in der Sparte Leben, das Vorsteuerergebnis betrug 7,9 Mio. Euro. Der gesamte UNIQA-Konzern wuchs in Schaden/Unfall um 5,7 Prozent auf 3,01 (2,85) Mrd. Euro, ohne AXA-Geschäft in Polen, Tschechien und der Slowakei betrug das Plus 0,6 Prozent. In der Sparte Leben stagnierten die Einnahmen bei 1,3 Mrd. Euro (-0,5 Prozent, ohne AXA -5,3 Prozent), die private Krankenversicherung legte von 1,13 auf 1,17 Mrd. Euro zu.

Die Nachfrage nach Gesundheitsprodukten sei im Coronajahr 2020 "unglaublich hoch" gewesen, meinte der CEO. Es habe circa 30.000 Neuabschlüsse gegeben, mehr als 2019, sagte Svoboda. Dieser Trend einer verstärkten Nachfrage habe sich auch 2021 fortgesetzt. In Österreich ist die UNIQA mit großem Abstand der Marktführer in der Krankenversicherung.

Das Konzernergebnis - das den UNIQA-Aktionären zurechenbare Periodenergebnis - sank voriges Jahr um 89 Prozent von 117,8 Mio. auf 19,4 Mio. Euro. Dies entspricht einem Gewinn je Aktie von 0,06 (0,76) Euro. Die Kostenquote stieg voriges Jahr um 2,2 Prozentpunkte auf 29,4 (27,2) Prozent. Im vierten Quartal kletterte sie wegen der Sonderfaktoren auf rund 37 Prozent, heuer seien bei der Kostenquote keine weiteren Belastungen durch CEE zu erwarten. In den kommenden Jahren wolle man bei der Kostenquote wie geplant unter 25 Prozent kommen, sagte Svoboda. Die Combined-Ratio - Kosten und Schäden gemessen an den Einnahmen - betrug 97,8 (96,4) Prozent. Bis 2025 werden 93 Prozent angepeilt.

Das Netto-Kapitalanlagenergebnis sank von 585 Mio. auf 505 Mio. Euro, die Strabag-Beteiligung steuerte 56 (57) Mio. Euro bei. Das gesamte verwaltete Vermögen (ohne Fonds- und Indexpolizzen) stieg aufgrund der AXA-Akquisition und durch höhere Neubewertungsrücklagen von 21,1 Mrd. auf 23,0 Mrd. Euro. Bis 2025 möchte die UNIQA rund eine Milliarde Euro in nachhaltige Assets investieren. Um dem Rückgang der Kapitalerträge gegenzusteuern, sind verstärkt Investments in Immobilien in Österreich und den Auslandsmärkten sowie mehr Investitionen in Infrastruktur geplant. Derzeit habe man mehr als 500 Mio. Euro Infrastruktur-Investments in den Büchern, das soll eine Milliarde werden, so Svoboda. Auch auf langlaufende endfällige Assets mit gute Renditen wolle man wegen des Risikomanagements setzen. "Damit wollen wir eine durchschnittliche Rendite von 2,3 bis 2,4 Prozent erreichen", sagte der CFO. Einen Zinsgewinn in der klassischen Lebensversicherung gebe es nicht, der habe 2020 um Null oszilliert, wie schon 2019.