APA - Austria Presse Agentur

"unisono": makemake widmet sich dem Einklang

Der Einklang als Faszination und Schreckgespenst: Mit der neuen Produktion "unisono" widmet sich das Wiener Kollektiv makemake produktionen der Gleichförmigkeit. In der Tanzperformance, die am Freitag im WUK Premiere feiert, fragen sich die Choreografin Martina Rösler, Autorin Theresa Seraphin, Komponistin Katharina Ernst und das vierköpfige Ensemble: Was macht die Ästhetik des Gleichklangs aus? Und wo ist der Punkt, ab dem man doch lieber als Individuum durch die Welt geht?

"Bereits in meiner Tanzausbildung war eine Bewegungsabfolge 'unisono' zu tanzen, Teil des täglichen Trainings", erzählt Rösler im APA-Gespräch: "Beim Studium der Theaterwissenschaft habe ich dann gemerkt, dass die Ästhetisierung einer Massenbewegung mich auch als Themenfeld interessiert hat." Einerseits - siehe Entertainment vom Ballett bis zu TikTok - seien Menschen von Gleichzeitigkeit fasziniert, andererseits "geht es auch in Richtung Instrumentalisierung, in der der Einzelne verschwindet". Dieser Gegensatz war der Ausgangspunkt für makemake, sich dem Thema näher zu widmen. Im Rahmen eines Workshops mit Jugendlichen seien Fragen von Zugehörigkeit und Eigenständigkeit intensiv diskutiert worden. Und so richtet sich das Stück dezidiert auch an junge Menschen ab 12 Jahren.

"Wir haben Szenen und Bilder kreiert, die in sich ambivalent sind", erklärt Rösler. Immer wieder kippt der Spaß, den Barca Baxant, Emmy Steiner, Kajetan Uranitsch und Steffi Wieser auf der Bühne haben, in bitteren Ernst. Hat man anfangs noch sichtlich Freude am koordinierten Spiel mit Bällen, Tanzschritten oder dem Sprechen im Chor, zerfällt die kollektive Bewegung im Laufe der einstündigen Performance immer mehr, wenn sich die Individuen immer mehr aus der Gruppe lösen. Die Bilder reichen von einem sich schlängelnden Wurm, dessen Kopf die Richtung vorgibt, über einen Vogelschwarm bis hin zu einem "Schwanensee"-Zitat. Am Ende steht dann mehr der kollektive Gedanke im Zentrum, wie er eine Gruppe etwa bei Demonstrationen zusammenschweißt, während die Bewegungen der Einzelnen asynchron werden. "Es war uns ganz wichtig, dass es kein eindeutiges Ende gibt", so Dramaturgin Anita Buchart. "Wie man sich einer Gruppe zuordnet oder anschließt, ist immer wieder eine Entscheidung."

Auch in der Entwicklung der Performance hat man auf fluide Zusammenarbeit gesetzt. So entstanden Seraphins Texte, die von verspielter Lyrik bis hin zu Demosprech reichen, parallel zu den Proben. Ähnlich hat auch Katharina Ernst an ihren Kompositionen gearbeitet, die im Austausch mit dem Ensemble kontinuierlich wuchsen. "Die Texte und die Musik sind sehr körperlich entstanden", lacht Rösler. Das Ergebnis ist ab Freitag bis zum 6. März im WUK zu erleben.

(S E R V I C E - "unisono. Von Einklang zu Norm, von Norm zu Einklang" von makemake produktionen in Koproduktion mit WUK performing arts. Choreographie: Martina Rösler, ‍Text: Theresa Seraphin, Komposition: Katharina Ernst, Bühne: Nanna Neudeck, ‍Dramaturgie: Anita Buchart, Stückentwicklung: Michèle Rohrbach. Mit Barca Baxant, Emmy Steiner, Kajetan Uranitsch, Steffi Wieser. Premiere am 3. März, weitere Termine täglich bis 6. März. www.makemake.at/projekte/unisono)