UNO: 2023 war bisher tödlichstes Jahr für humanitäre Helfer
In 33 Ländern seien 280 Helferinnen und Helfer getötet worden, berichtete das UNO-Nothilfebüro OCHA. Damit handle es sich um das tödlichste Jahr der weltweiten humanitären Gemeinschaft seit Beginn der Zählungen. Im Vergleich dazu hatte es im Jahr davor 118 Todesopfer unter Hilfskräften gegeben. Das laufende Jahr 2024 könne sogar noch tödlicher ausfallen. Am Montag ist der Welttag der humanitären Hilfe.
Zu diesem Anlass äußerte sich UNO-Generalsekretär António Guterres und würdigt "erneut ihren Mut, ihre Entschlossenheit und ihren Dienst an der Menschheit." Es reiche aber nicht aus Aufmerksamkeit auf die humanitäre Helferinnen und Helfer zu richten.
Guterres meinte laut Pressemitteilung: "Das humanitäre Völkerrecht, das die Zivilbevölkerung in Kriegszeiten schützt, wird missachtet und mit Füßen getreten." Er fordert im Namen der UNO die Angriffe auf die Zivilbevölkerung und humanitäres Personal zu beenden. Außerdem appellierte er an Regierungen Druck auszuüben, um die Bevölkerung besser zu schützen. Weiters fordert Guterres ein Ende "des Waffentransfers an Streitkräfte und Gruppen, die gegen das Völkerrecht verstoßen" und "der Straflosigkeit, sodass die Tatverantwortlichen vor Gericht gestellt werden".
Grund für drastischen Anstieg sei Gaza-Krieg
Der Hauptgrund für diesen drastischen Anstieg sei der Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas, heißt es. Seit dem verheerenden Terroranschlag der islamistischen Hamas im Oktober vergangenen Jahres seien allein im Gazastreifen knapp 300 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen getötet worden, vor allem durch Luftangriffe. Die meisten Opfer seien Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerkes UNRWA gewesen. Die Vereinten Nationen hatten in der Vergangenheit wiederholt ihre Bestürzung über getötete Mitarbeiter durch israelischen Beschuss oder Bombardements ausgedrückt.
Nach der vorläufigen Zählung einer Datenbank, auf die sich die UNO stützen, deutet einiges darauf hin, dass die Zahl der getöteten humanitären Kräfte 2024 noch höher ausfallen könne. Bereits 172 Helfer seien den weltweiten Konflikten bis Anfang August zum Opfer gefallen. Neben dem Krieg in Gaza hätten vor allem Konflikte und Gewalt um Sudan und Südsudan dazu beigetragen. Oftmals handle es sich bei den Toten um lokale Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.
Führende Vertreter Hunderter humanitärer Organisationen haben sich deshalb anlässlich des Welttags in einem gemeinsamen Brief an die 193 Mitgliedstaaten der UNO-Vollversammlung gewandt. In dem Schreiben fordern sie die internationale Gemeinschaft auf, Angriffe auf Zivilisten zu beenden, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen zu schützen und die Täter stärker zur Rechenschaft zu ziehen.
Die Normalisierung der Gewalt gegen Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und die fehlende Rechenschaftspflicht seien inakzeptabel, unverzeihlich und schädlich für die weltweiten Hilfsmaßnahmen, sagte die UNO-Nothilfekoordinatorin Joyce Msuya. Entschlossenes Handeln mit mehr als bloßen Erklärungen sei notwendig, heißt es im Brief - denn solche Angriffe förderten auch Probleme wie Ernährungsunsicherheit, Vertreibung und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, mit Auswirkungen, die über die Konfliktgebiete hinausgehen.
"Wir alle müssen mehr tun, um die Menschlichkeit, die uns verbindet, zu wahren und zu schützen.", so der UNO-Generalsekretär.
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