APA - Austria Presse Agentur

UNO-Generaldebatte - Van der Bellen für Öko-Landwirtschaft

Umwelt- und Klimathemen dominierten am Donnerstag die Agenda von Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Zuge der UN-Generaldebatte in New York. Bei einem virtuellen "Food Systems Summit" plädierte er für eine nachhaltige Öko-Landwirtschaft, zudem war ein Treffen mit dem Klimaökonomen Gernot Wagner geplant. Bundeskanzler Sebastian Kurz hatte Besuche bei jüdischen Vertretern vorgesehen, Außenminister Alexander Schallenberg seine vorgezogene Rede vor der UN-Vollversammlung.

Bereits am Mittwochabend (Ortszeit) hatte die Präsidentschaftskanzlei eine Bilanz zu den bilateralen Treffen mit zahlreichen Staatsoberhäuptern aus Afrika, Asien und Lateinamerika gezogen, bei denen der thematische Fokus auf der Bekämpfung der Covid-Pandemie und der Klimakrise gelegen war." Wir haben keine Zeit zu verlieren. Eine Klimakatastrophe können wir nur abwenden, wenn alle Länder ihre Klimamaßnahmen drastisch verbessern. Die Jugend muss dabei viel stärker in die Entscheidungen eingebunden werden. Darin stimme ich vollkommen mit UNO-Generalsekretär António Guterres überein. Denn es geht um nicht weniger als den Erhalt der Lebensgrundlagen künftiger Generationen", wurde Van der Bellen von seinem Büro zitiert.

Zu diesem Thema traf der Bundespräsident auch den UNO-Sondergesandten für Klima und Finanzen Mark Carney. "In letzter Zeit bin ich optimistischer also zuvor. Zwei Aspekte sind dafür verantwortlich: Einerseits sehe ich, wie sehr die Jugend sich beim Kampf gegen die Klimakrise engagiert. Und andererseits sind die Wirtschaft und auch die Finanzwelt aufgewacht. Sie sehen, dass sie ihre Geschäftsmodelle mittelfristig ändern müssen, um am Markt zu bestehen", ließ Van der Bellen wissen.

In diesem Optimismus habe ihn auch das Gespräch mit Mark Carney bestärkt. "Carney, der frühere Gouverneur der kanadischen und später der britischen Zentralbank, ist mit den großen Finanzinstituten weltweit in intensivem Austausch. Ziel ist, dass sich diese in all ihren Finanzentscheidungen der Klimaneutralität verpflichten. Damit wird die Wirtschaft weltweit nachhaltig umgebaut. In diesem Umbau sehen die Institute mittlerweile auch große Chancen für die Zukunft", betonte der Bundespräsident.

Bei den bilateralen Gesprächen sei in diesem Jahr ein besonderer Schwerpunkt auf Afrika gelegen, wurde betont. "Mit dem Präsidenten von Senegal, Macky Sall, und dem Präsidenten von Ghana, Nana Akufo-Addo, habe ich unter anderem über das weltweite Ungleichgewicht beim Zugang zu den Covid-Impfstoffen gesprochen. Hier muss noch viel mehr getan werden. Beide Länder bemühen sich derzeit um den Aufbau von Produktionskapazitäten." Im Gespräch mit dem neugewählten Präsidenten von Sambia, Hakainde Hichilema, ging es unter anderem um Stabilitäts- und Sicherheitsfragen im südlichen Afrika.

"Besonders gefreut hat mich das Wiedersehen mit dem Präsidenten von Costa Rica, Carlos Alvarado Quesada. Costa Rica ist ein Stabilitätsanker in Zentralamerika und ein unglaublich innovatives Land. Es ist außerdem ein starker Partner im Kampf der Klimakrise", teilte Van der Bellen mit. Vietnam war eines der wenigen Ländern weltweit, das durch gutes Management der Covid-Krise auch 2020 ein Wirtschaftswachstum von fast drei Prozent aufweisen konnte. "Zahlreiche österreichische Firmen sind bereits in Vietnam aktiv. Jetzt geht es darum, die Beziehungen mit diesem fast 100 Millionen Einwohner zählenden Partner in Asien weiter auszubauen."

Am Donnerstagvormittag (Ortszeit) nahm Van der Bellen im Rahmen der UNO-Generaldebatte am virtuellen "UN Foods Systems Summit" teil. In seiner Video-Grußbotschaft verwies er auf den European Green Deal und dessen "Vision einer nachhaltigen, klimaneutralen und ressourcenschonenden Zukunft". Um diese Vision zu verwirklichen, "müssen wir die umweltgerechte Landwirtschaft und den ökologischen Landbau ausbauen", forderte der Bundespräsident.

"Wir brauchen naturnahe Lösungen und ökosystemare Ansätze - wie den ökologischen Landbau und die Agroforstwirtschaft. Wir müssen Landwirte auf der ganzen Welt und das gesamte Lebensmittelsystem unterstützen und befähigen, die zukünftigen Herausforderungen zu meistern", erklärte der Bundespräsident, der aber auch die Konsumenten in die Pflicht nahm: "Wir müssen vernünftige und nachhaltige Entscheidungen treffen, auch als Verbraucher, wenn es darum geht, ökologische Produkte zu kaufen, aber auch, wenn es darum geht, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Wir alle können Teil der Lösung sein."

Zu Mittag war für den Bundespräsidenten ein Spaziergang durch den New Yorker "Stuyvesant Cove Park" vorgesehen. Dieser befindet sich auf einem ehemaligen Industriegelände, skizzierte die Präsidentschaftskanzlei den Hintergrund des Besuchs: "Heute ist er Zuhause zahlreicher Tier- und Pflanzenarten und beherbergt außerdem 'Solar 1 '- ein "Lernzentrum zu nachhaltiger Energie." Danach war ein Gespräch mit dem 1980 in Amstetten geborenen austro-amerikanischen Klimaökonomen Gernot Wagner an der New York University geplant.

Bundeskanzler Sebastian Kurz sollte gegen Mittag eine Rede im "Council on Foreign Relations" halten. Zuvor war ein Treffen mit Rabbi Arthur Schneier (91) programmiert. Der 1930 in Wien geborene Arthur Schneier überlebte den Holocaust, nachdem er im November 1938 von Wien nach Budapest geflohen war. 1947 wanderte er in die USA aus, wurde Rabbiner und promovierte zum Doktor der Theologie an der Yeshiva University in New York City. Seit 1962 ist er das religiöse Oberhaupt der Park East Synagoge. 2001 verlieh ihm der damalige US-Präsident Bill Clinton die "Presidential Citizen Medal", 2008 empfing Schneier in der Park East Synagoge Papst Benedikt XVI. auf dessen sechstägiger Reise in die USA.

Weiters wird Kurz mit dem Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald Lauder, und mit David Harris (American Jewish Committes/AJC) zusammenkommen sowie gemeinsam mit Außenminister Schallenberg im Generalkonsulat die österreichische Staatsbürgerschaft an Nachfahren von Holocaust-Überlebenden überreichen. Für Schallenberg gab es zudem eine Programmänderung: Seine für Freitag angesetzte Rede vor der Vollversammlung wurde auf Donnerstagabend vorgezogen. Der Redebeginn war nach 19.00 Uhr (Ortszeit) angesetzt.