APA - Austria Presse Agentur

UNO-Sicherheitsrat berät über Gewalt im Nahen Osten

Der UNO-Sicherheitsrat kommt am Mittwoch wegen der Gewalt in Nahost zusammen. Das Treffen finde hinter verschlossenen Türen statt, sagten Diplomaten am Dienstag.

Bei den Beratungen solle es um die schwersten Gefechte zwischen Israel und den Palästinensern seit 2019 gehen. Im neu aufgeflammten Nahost-Konflikt hatte die radikal-islamische Hamas die israelische Großstadt Tel Aviv unter Beschuss genommen. Man habe 130 Raketen auf sie abgefeuert, hieß es in einer Hamas-Erklärung. Beobachter gingen angesichts der großen Meinungsverschiedenheiten im mächtigsten UNO-Gremium nicht davon aus, dass es zu einer Erklärung kommen wird. Die Vetomacht USA, die als größter internationaler Fürsprecher Israels gilt, hat sich diesbezüglich im Vorfeld skeptisch gezeigt. Die Vereinten Nationen haben in Israel einen schlechten Ruf, weil ihnen Voreingenommenheit zugunsten der Palästinenser vorgeworfen wird. Der überwiegende Teil der Staatengemeinschaft stuft die israelischen Aktivitäten in den besetzten Gebieten, insbesondere die Einverleibung des arabischen Ostjerusalem, als eklatanten Bruch des Völkerrechts ein.

In der israelischen Wirtschaftsmetropole Tel Aviv waren am Dienstagabend Raketenalarm und Explosionen zu hören, der Flughafen Ben Gurion stellte den Betrieb ein. Mindestens eine Frau wurde bei den Explosionen getötet. Nach Angaben der Rettungsorganisation Zaka starb sie in der Stadt Rishon LeZion bei einem direkten Einschlag. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte, man werde die "Stärke und Häufigkeit" der Angriffe angesichts des anhaltenden Beschusses erhöhen.

Die israelische Armee hatte zuvor ein Gebäude mit Büros von Mitgliedern des Hamas-Politbüros und Sprechern der islamistischen Palästinenserorganisation im Gaza-Streifen zerstört. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza starben im Zuge der Gewalt bisher 28 Menschen, darunter zehn Kinder. Nach Berichten lokaler Medien und von Augenzeugen wurden drei Kinder durch israelische Luftangriffe getötet, die übrigen sechs durch die fehlgeleiteten Raketen der Extremisten.

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Russland rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Es sollten keine Schritte unternommen werden, die mit einer Eskalation der Lage behaftet seien, teilte das Außenministerium am Abend in Moskau mit. "Wir verurteilen nachdrücklich Angriffe auf Zivilisten, unabhängig von ihrer Nationalität oder Religion." Die Entwicklung der Ereignisse sei sehr besorgniserregend, hieß es in der Mitteilung.

In New York zeigte sich UNO-Generalsekretär António Guterres sehr besorgt über die "schwerwiegende Eskalation im besetzten palästinensischen Gebiet und in Israel" sowie in Gaza, wie ein Sprecher mitteilte. "Er ist zutiefst traurig über die zunehmende Zahl von Opfern - darunter Kinder - wegen israelischer Luftangriffe in Gaza sowie Todesfälle in Israel durch Raketen, die aus Gaza abgefeuert wurden."

Ihren Ausgang nahm die Eskalation in Ost-Jerusalem, wo Palästinenser gegen die Zwangsevakuierung von mehreren Dutzend Personen durch die israelischen Behörden protestierten. Daraufhin kam es am Tempelberg zu Zusammenstößen.

Die Proteste breiteten sich in der Folge nicht nur in das ebenfalls von Israel besetzte Westjordanland aus, sondern auch in von Arabern bewohnte Orte in Israel. So kam es am Dienstagabend in der Stadt Lod bei Tel Aviv zu Ausschreitungen, bei denen auch eine Synagoge angezündet wurde. Jüdische Einwohner der Stadt sprachen von einem kompletten Kontrollverlust des Staates und forderten ein Eingreifen der Armee. Bei Unruhen in Lod war zu vor ein 25-jähriger Araber durch Schüsse tödlich verletzt worden. Tatverdächtig ist Medienberichten zufolge ein 34-jähriger jüdischer Einwohner der Stadt.