APA - Austria Presse Agentur

UNO warnt vor Flüchtlingsnot in Äthiopien

Die Vereinten Nationen warnen vor einer Flüchtlingskrise in Äthiopien angesichts der zunehmenden internen Spannungen. Neun Millionen Menschen liefen Gefahr, vertrieben zu werden, erklärte die UNO-Behörde für die Koordination Humanitärer Angelegenheiten (OCHA) am Sonntag. Angesichts des herrschenden Ausnahmezustands sei zudem die Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern in der Region nicht mehr gesichert.

Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed verfolgt im Umgang mit der abtrünnigen Region Tigray im Norden des Landes eine harte Linie und hat das Militär in das Gebiet geschickt. Bei Kämpfen gab es bereits mehrere Tote auf beiden Seiten und Dutzende Verletzte, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag erfuhr. Laut UNO sind rund 600.000 Menschen in Tigray von Lebensmittellieferungen abhängig. Rund eine Million Menschen sei insgesamt auf Unterstützung von Außen angewiesen.

Wegen der Eskalation wachsen auch Befürchtungen, dass nicht nur Äthiopien mit seinen 110 Millionen Bewohnern, sondern die gesamte Region am Horn von Afrika destabilisiert werden könnte. In Tigray liefert sich die Zentralregierung einen Konflikt mit einer ethnischen Gruppe, die das Land über Jahrzehnte beherrschte. In der Region regiert die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), einst die dominante politische Kraft im Land.

Abiy ist seit April 2018 Ministerpräsident Äthiopiens. Der von ihm gebildeten Einheitsregierung trat die TPLF seinerzeit nicht bei. Die Spannungen mit der TPLF nehmen seit September zu, als in Tigray gewählt wurde, was die Zentralregierung als illegal bezeichnete. Seitdem werfen sich beide Seiten vor, einen militärischen Konflikt heraufzubeschwören. Abiy wurde für seine Bemühungen um eine Aussöhnung mit dem benachbarten Eritrea 2019 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Er hat Äthiopien zudem wirtschaftlich und politisch geöffnet, die ethnischen Unruhen aber nicht in den Griff bekommen.