APA - Austria Presse Agentur

UNO warnt vor humanitärer Krise in Afghanistan

Das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) warnt angesichts wachsender Konflikte und steigender Spannungen in Afghanistan vor einer humanitären Krise. Rund 270.000 Afghanen seien seit Anfang des Jahres zusätzlich im eigenen Land vertrieben worden, sagte UNHCR-Sprecher Babar Baloch am Dienstag in Genf. Insgesamt seien damit mehr als 3,5 Millionen Menschen im Land auf der Flucht.

Der Abzug der US- und weiterer NATO-Truppen ist weit fortgeschritten. Zuletzt hatte sich die Sicherheitslage in Afghanistan zugespitzt. Seit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen Anfang Mai haben die militant-islamistischen Taliban rund ein Viertel der Bezirke des Landes eingenommen und sind in mehrere Provinzhauptstädte eingedrungen. Beobachter fürchten, das Land könnte in einen weiteren Bürgerkrieg abdriften.

Nach Angaben des UNHCR fliehen Menschen, weil die Sicherheitslage immer schwieriger wird, weil sie nicht mehr arbeiten können und soziale Unterstützung teils eingestellt worden ist. Zudem berichteten Flüchtende von Erpressung durch bewaffnete Gruppen. Wenn es keinen Friedensschluss in Afghanistan gebe, werde die Zahl der Flüchtenden auch über die Landesgrenzen hinaus steigen, warnte das UNHCR.

Nach Angaben des Instituts Afghanistan Analysts Network in Kabul sind Wagenkonvois unterwegs mit Menschen, die versuchen, sich in Nachbarländer durchzuschlagen, darunter viele, die versuchen, über den Iran in die Türkei zu gelangen. Über die türkischen Grenzen der Provinz Van kommen nach Angaben von humanitären Helfern jeden Tag mehr als 1.000 Menschen aus Afghanistan.