"Unsere Kinder der Nacht": Musikalische Uraufführung in Linz

Die Oper steht nur zweimal am Programm
Der Wiener Komponist Helmut Jasbar hat mit "Unsere Kinder der Nacht" ein brisantes Thema aufgegriffen: die Gefahren, die auf die Menschheit zukommen könnten und nur von den Kindern erkannt werden. Weil sie sich von den Erwachsenen nicht ernst genommen fühlen, suchen sie Hilfe im Reich der Nacht. Das nicht "Oper" sondern "musikalische Geschichte" bezeichnete Werk - zu dem der Komponist auch den Text verfasste - hatte am Sonntag im Linzer Musiktheater Uraufführung.

Im Mittelpunkt der szenisch von Hermann Schneider eingerichteten Aufführung stehen die 40 Mädchen und Burschen des Kinder- und Jugendchors des Landestheaters Linz. Sie bilden auf der von Dieter Richter gestalteten Bühne eine entsprechend große Schulklasse. Die Welt der Erwachsenen vertreten ein desinteressiertes Elternpaar, ein Lehrer, ein "Experte", und ein die Handlung auflockernder Slapstick-Artist. Die Welt der Nacht, als Zufluchtsort der Kinder, vertreten die Nacht-Göttin Nyx und Hypnos, Gott des Schlafes. Nur Nyx, die Göttin der Nacht, stärkt die Kinder und weist ihnen den Weg zurück. Das versöhnliche Ende zeigt anstelle der Jugend das Elternpaar auf der Schulbank.

Anspruchsvoller Text

Der Text der "Geschichte" ist zweifellos anspruchsvoll, besteht oft nur aus einzelnen, mehrfach wiederholten Worten oder Satzteilen. Die Komposition berücksichtigt diese sprachliche Knappheit, ist jedoch farbig instrumentiert. Jasbar liebt hörbar die Klänge der Bläser und des üppig angelegten Schlagwerks. Dessen Instrumentarium - darunter ein komplettes Jazz-Ensemble - nimmt gut ein Drittel des Orchestergrabens ein. Die 19 Nummern der Komposition zeigen sich vielfältigen Stilen offen, mit denen das Bruckner Orchester Linz unter der musikalischen Leitung von Ingmar Beck blendend zurecht kommt.

Einleuchtend bei der anspruchsvollen Komposition ist, dass alle Mitwirkenden aus den Notenheften singen - was bei den Solisten keinerlei Handbewegungen erlaubt und damit wie eine konzertante Aufführung wirkt. Auch die Kinder sitzen meist in den Schulbänken, bloß bei einem instrumentalen Zwischenspiel werfen sie mit Stofftieren herum.

Großartiger Kinder- und Jugendchor

Der von Elena Pierini einstudierte und von der Seitenbühne, ergänzend zum Dirigenten, geleitete Kinder- und Jugendchor machte seinen Part großartig und wurde schlussendlich zurecht umjubelt. Mit viel Beifall wurden auch die Solisten bedacht: Gotho Griesmeier (Mutter), Christian Drescher (Vater), Vaida Raginskyte (Nyx), Gregorio Changhyun Yun (Hypnos) und Daniel Morales (Slapstick-Artist). Die Videos von Gregor Eisenmann verstärkten den optisch dichten Eindruck.

(Von Wolfgang Katzböck/APA)

(S E R V I C E - "Unsere Kinder der Nacht" von Helmut Jasbar, musikalische Leitung: Ingmar Beck, szenische Einrichtung: Hermann Schneider, Bühne: Dieter Richter, Kostüme: Meentje Nielsen. Mit Gotho Griesmeier (Mutter), Vaida Raginskytė (Nyx), Christian Drescher (Vater/Frau Mag. Zerberus), Martin Achrainer (Experte), Gregorio Changhyun Yun (Lehrer/Hypnos), Daniel Morales Pérez (Slapstick-Artist, Thanatos). Weitere Vorstellung am 26. Jänner, 15.00 Uhr Musiktheater Linz, Großer Saal. https://www.landestheater-linz.at)

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