APA - Austria Presse Agentur

Unternehmen fordern Coronahilfen künftig für Digitalisierung

Die Coronakrise geht auch an Informations- und Consultingdienstleistern nicht spurlos vorüber. Die Auswirkungen innerhalb der Sparte mit 135.000 Betrieben, 57 Mrd. Euro Jahresumsatz und rund 243.000 Mitarbeitern sind unterschiedlich. Alle Betriebe eint aber, dass Digitales eine große, anhaltende Beschleunigung erfährt, so Spartenobfrau Angelika Sery-Froschauer. Dafür brauche es nach den Coronahilfen geschickte Förderungen. Für 2021 herrsche Optimismus - wenn geöffnet wird.

Die jetzt anstehenden Öffnungen brauchten die Firmen dringend, so die Spartenobfrau. "Nachfrage entsteht nicht nur digital, es braucht auch Reisefreiheit." Manche Dienstleistungen würden auch weiterhin direkt am Kunden hängen, auch wenn sich vieles hin zum Digitalen wandle. "Wo sich digitale Dienstleistungen anbieten, wird es digital gemacht. Aber es ist beides nötig, auch persönlicher Kundenkontakt."

Coronahilfen hätten gut gegriffen. Dabei dürfe es die Politik nun aber nicht belassen. Die Hilfen sollten weiterentwickelt werden in Richtung digitaler Transformationsthemen, forderte Sery-Froschauer im Gespräch mit der APA. "Es hat jetzt den Impuls für die digitale Transformation gegeben. Aber der Impuls alleine ist zu wenig. Das Projekt der digitalen Transformation gehört begleitet", argumentierte sie für zielgerichtete Unternehmensförderungen. "Natürlich nicht auf ewig, aber für einen Zeitraum, bei dem man weiß, man schafft die digitale Transformation mit den Unternehmen und der Wirtschaft. Ebenso wichtig sei es, dem Fachkräftemangel im Hinblick auf digitale Fähigkeiten nicht außer Acht zu lassen und von Anfang an dabei in der Bildung anzusetzen. Es brauche auch eine flächendeckende digitale Infrastruktur.

Ab Sommer rechnet die Spartenobfrau mit erhöhten Insolvenzen, da die Stundungen - abgefedert - auslaufen. "Sanierungskonzepte müssen frühzeitig initiiert werden. Mit geförderter Beratung können Betriebe professionell unterstützt werden", so Sery-Froschauer. Kein KMU (kleine und mittlere Unternehmen) dürfe zurückgelassen werden.

Im vorigen Coronajahr herrschte in der sehr fragmentierten Branche Katzenjammer. Die Umsätze lagen 2020 nominell um 5,4 Prozent und preisbereinigt um 5,9 Prozent unter dem Niveau von 2019. "Damit hat die dynamische Entwicklung der Vorjahre ein abruptes Ende gefunden", sagte Sparten-Geschäftsführer Philipp Graf. "Differenziert nach Fachverbänden zeigen sich große Unterschiede. Besonders deutlich ist das Minus im Druck und in der Werbung ausgefallen", erläuterte er auf Basis einer von der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) bei der KMU Forschung beauftragten Umfrage in der Branche mit 3.300 Rückmeldungen. "Umsatzzuwächse verzeichneten lediglich die Finanzdienstleister sowie die Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten." Das sei aber auch noch Prämien aus 2019 geschuldet.

Vielen Werbeagenturen seien Aufträge weggebrochen, erläuterte Sery-Froschauer, die selbst eine Agentur in Oberösterreich betreibt. Bei jedem Lockdown seien Kampagnen verschoben worden. Das Mehr an Regierungsinseraten habe dies für Agenturen nicht abfedern können, sagte die Expertin auf Nachfrage.

Die Investitionen beliefen sich 2020 im Spartendurchschnitt zwar weiterhin auf 4,5 Prozent des Gesamtumsatzes wie schon im Jahr davor, aber dies bei einem starken Umsatzrückgang.

Zu Jahresbeginn 2021 wurde eine befriedigende Auftragslage gemeldet. Immerhin 46 Prozent der Betriebe meldeten eine gute Auftragslage. Anfang 2020, als sich noch niemand monatelange Lockdowns in Europa ausmalen wollte, waren es aber 60 Prozent gewesen. Der Umsatz wächst heuer den Branchenerwartungen zufolge wieder um 5,2 Prozent - "mit positiven Auswirkungen auf den Beschäftigtenstand mit einem Plus von 5,6 Prozent und die Investitionen mit plus 14,7 Prozent", so Graf. "Alle Fachverbände der Sparte prognostizieren Umsatzsteigerungen für 2021."

In Bezug auf den erwarteten Zeitpunkt der Rückkehr zumindest auf ein Auftragsniveau wie vor der Coronapandemie zeigt sich eine starke Heterogenität innerhalb der Unternehmen der Sparte Information und Consulting. Aktuell gaben 39 Prozent an, dass ihr Auftragsniveau nicht (mehr) beeinträchtigt war/ist. Demgegenüber stehen 22 Prozent, die - gerechnet von Februar/März 2021 - mit einer Rückkehr auf ein Auftragsniveau wie vor der Coronakrise erst nach einem Jahr rechnen.

Zu Sparte Information und Consulting in der WKÖ gehören die Branchen bzw. WKÖ-Fachverbände Buch- und Medienwirtschaft, Druck, Entsorgungs- und Ressourcenmanagement, Finanzdienstleister, Immobilien- und Vermögenstreuhänder, Ingenieurbüros, Telekommunikations- und Rundfunkunternehmungen, Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie, Versicherungsmakler sowie Werbung und Marktkommunikation.