Hotel brunner

Urlaub in Österreich steht in der Pandemie hoch im Kurs

Nach sechseinhalb Monaten Corona-Lockdown dürfen die heimischen Hotels am Mittwoch wieder für Urlauber aufsperren.

Nach dem Komplettstillstand brummt bereits bei einigen das Geschäft. "Die Buchungen an den Feiertagswochenenden, Pfingsten und Fronleichnam, die schauen gut aus - es gibt Regionen und Betriebe, die ausgebucht sind", sagte die Chefin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Michaela Reitterer, im Gespräch mit der APA. "Die Leute wollen raus."

Doch das Bild in der Beherbergungsbranche ist extrem zweigeteilt- während sich die Ferienhotellerie rasch wieder erholen dürfte, steckt die Stadthotellerie nach wie vor tief in der Krise. "Da gibt es bei den Buchungen derzeit natürlich noch viel Luft nach oben", formulierte es die Branchensprecherin zurückhaltend. Die Gäste aus Asien und den USA fehlen hier komplett - und daran wird sich auch in den kommenden Monaten nichts ändern.

"Asien hat eine 'Zero-Covid-Strategie' - die lassen niemanden hinaus und niemanden hinein", erklärte Reitterer. "Die Chinesen reisen heuer nicht - China ist für uns heuer keine Diskussion, weil die dürfen nicht raus." Gereist wird nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel beruflich, und wer zurückkommt, muss ausnahmslos 14 Tage lang in Quarantäne - auf eigene Kosten. Dafür seien umgerechnet rund 2.000 Euro zu veranschlagen.

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Trotz schlechter Auslastung gebe es in den österreichischen Stadthotels aber grosso modo keine Schleuderangebote. "Im Grunde versuchen wir, hier normale Preise zu fahren, doch gerade jetzt im Mai und im Juni sehen wir schon Nachlässe von 10 bis 15 Prozent", räumte die ÖHV-Präsidentin ein, die auch selbst ein Hotel in Wien führt.

Außerhalb der Städte haben die Hoteliers in der Pandemie die besseren Karten. "In der Ferienhotellerie, zum Beispiel in den Thermen, sieht es im Moment sehr gut aus - die, die im Mai immer viel Gäste hatten, haben auch jetzt viel", berichtete die ÖHV-Chefin. Auch für die Monate Juli und August ist Reitterer hier zuversichtlich: "Das wird sich heuer in einen so guten Sommer wie letztes Jahr entwickeln." Eine recht positive Einschätzung, denn im Corona-Sommer 2020 sei das Geschäft in den Feriendestinationen sogar besser gelaufen als im Jahr vor der Krise. "Die hatten den Sommer ihres Lebens", so die Touristikerin unter Verweis auf höhere Nächtigungszahlen und bessere Ergebnisse. "Im Gegensatz zur Stadthotellerie - da fehlten Millionenbuchungen."

Nach über einem Jahr Pandemie startet die Branche heuer weitaus erfahrener in den Sommer - im Gegensatz zu 2020 gibt es nun Corona-Tests und Impfungen. Die Öffnung der Hotels erfolgt unter einer Reihe von behördlichen Auflagen - sämtliche Besucher müssen entweder geimpft, getestet oder von der Krankheit genesen sein und das an der Rezeption auch entsprechend nachweisen.

"Natürlich nehmen wir alle Auflagen hin, in einem ersten Schritt - ich hoffe halt sehr, dass sich die Durchimpfungsrate in ein paar Wochen in einer Lockerung niederschlägt", betonte Reitterer mit Blick auf "Mitte oder Ende Juni", sofern es die Lage auf den Intensivstationen in den Krankenhäusern zulasse. "Wir hoffen, dass das Testen eine Übergangslösung ist für alle jene, die noch keine Impfung haben", so die ÖHV-Präsidentin.

"Wir sind uns bewusst, dass das mit dem Testen kompliziert ist, aber das werden wir schon irgendwie hinkriegen - Sicherheit ist die wichtigste Währung." Für Österreich als Destination und Reiseland "ist es ganz wichtig, dass wir den Gästen Sicherheit anbieten". Es brauche aber ein niederschwelliges Angebot an Antigen- und PCR-Tests für Gäste, die noch keine Möglichkeit zur Impfung hatten, in ganz Österreich, nicht nur in Wien. Die Gratistestungen in den Hotels seien jetzt Ländersache. "Da gibt es in vielen Regionen noch keine flächendeckende Versorgung mit Tests", merkte die Hotelière kritisch an. "Ich glaube, das Wichtigste ist: Impfen, impfen, impfen", fügte Reitterer hinzu.

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Im Gegensatz zu letztem Sommer, in dem es noch keine Vakzine gegen Corona und auch erst ab dem Spätsommer Covid-Testungen gab, dürften heuer in der Hauptsaison 40 bis 50 Prozent geimpft sein. "Die Gefahr der Ansteckung oder dass man bei Erkrankung einen schweren Verlauf hat, ist dann nicht mehr so hoch." Bereits jetzt hätten 30 Prozent den ersten Stich. Ab dem 22. Tag nach der ersten Teilimpfung muss man nicht mehr testen.

Allen Widrigkeiten zum Trotz scheint die Reiselust der Österreicher nun recht groß zu sein. Zwei Drittel planen laut einer Umfrage im Auftrag der Hoteliervereinigung heuer im Sommer auf jeden Fall einen Österreich-Urlaub - 37 Prozent wollen ausschließlich im eigenen Land buchen, 29 Prozent wollen sowohl ins EU-Ausland fahren als auch in Österreich urlauben. "Das ist etwas, was uns glücklich macht - da nimmt man Österreich als sicheres Urlaubsland an", meinte Reitterer zu dem Ergebnis. Die meisten wollen in die Steiermark, nach Kärnten, Salzburg und Tirol. Knapp ein Viertel der Befragten (23 Prozent) will nur ins europäische Ausland, 7 Prozent machen keine Urlaubsreise und 5 Prozent sind noch unentschlossen. Das geht aus einer Mindtake-Erhebung hervor, die zwischen 27. April und 11. Mai unter 1.000 Personen durchgeführt wurde.

"Ich hoffe, dass die Öffnung mit so viel Vernunft gefahren wird, dass wir nicht Probleme haben werden, also nicht wieder zumachen müssen - das wäre eine Katastrophe", sagte die ÖHV-Chefin. "In Summe überwiegt bei allen, trotz einiger Herausforderungen, die Freude, dass wir wieder reisen und wieder aufsperren dürfen und ich hoffe, dass die Zeit uns hilft mit den Impfungen - viele haben auch umgebaut und renoviert, also es ist schon alles sehr spannend."

(Das Gespräch führte Birgit Kremser/APA)