APA - Austria Presse Agentur

Urteile im Prozess gegen Nazi-Rapper "Mr. Bond" erwartet

Am Donnerstag ist am Wiener Landesgericht das Beweisverfahren im Wiederbetätigungsprozess gegen den Neonazi-Rapper "Mr. Bond" abgeschlossen worden.

 Nach Verlesungen aus dem Akt und den Schlussvorträgen der Staatsanwältin und des Verteidigers zogen sich die Geschworenen zu Mittag zu ihren Beratungen zurück. Mit den Urteilen dürfte nicht vor 15.00 Uhr zu rechnen sein.

"Sämtliche Vorwürfe sind richtig", hatte der 37-Jährige am vergangenen Dienstag beim Verhandlungsauftakt erklärt. Er bekannte sich "vollinhaltlich schuldig" und erklärte: "Ich habe in der U-Haft erkannt, dass das falsch war. Ich war verblendet und erkenne erst jetzt die Tragweite meines Handelns."

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Bruder war teilweise geständig

Der mitangeklagte jüngere Bruder des Nazi-Rappers war teilweise geständig. Der 34-Jährige gab zu, Administrator einer rechtsextremen, judenfeindlichen Website gewesen zu sein, bestritt jedoch, Musikstücke seines Bruders im Internet hochgeladen zu haben.

Die Anklage wirft "Mr. Bond" vor, mit seiner Musik und Videos den Nationalsozialismus, Adolf Hitler und die Massenvernichtung im Dritten Reich verherrlicht zu haben. Er hatte in der einschlägigen Szene Bekanntheit erlangt, indem er populäre Hits umtextete und die neuen Versionen via Internet verbreitete bzw. 2019 auf fünf CDs veröffentlichte.

Der gebürtige Lienzer hatte auch ein Video verbreitet, mit dem er dem Attentäter von Christchurch in Neuseeland Tribut zollte, der im März 2019 in zwei Moscheen 51 Menschen umbrachte. Er übersetzte auch dessen "Manifest" ins Deutsche. In seinen Rap-Songs behauptete der Mann die angebliche Vorherrschaft der weißen Rasse. Eine seiner Nummern verwendete laut Anklage der rechtsextreme Gewalttäter, der am 9. Oktober 2019 im deutschen Halle an der Saale in eine Synagoge eindringen wollte. Während des geplanten Live-Streams vom gescheiterten Attentat auf die jüdische Gemeinde spielte der Mann ein Werk von "Mr. Bond" ab.

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"Mr. Bond" konnte über sein Paypal-Konto ausgeforscht werden, über das er Zahlungseingänge für seine Musik abgewickelt hatte. Er wurde im Jänner 2021 in Wien festgenommen, seither befindet er sich in U-Haft. In seiner Zelle haben ihn seither briefliche Fan-Botschaften von Rechtsextremen aus aller Welt - darunter aus Kanada und den USA - erreicht. In einschlägigen Foren wurden Spenden und Unterstützungserklärungen gesammelt. Vor mehreren Monaten wurde sogar vis-a-vis des Landesgerichts an der Fassade eines Hauses eine Fahne mit dem Schriftzug "Free Mr. Bond" angebracht.

Im Fall einer anklagekonformen Verurteilung drohen dem 37-Jährigen bis zu 20 Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft geht nämlich davon aus, dass bei ihm eine "besondere Gefährlichkeit" vorliegt, was strafverschärfend wirkt.