APA - Austria Presse Agentur

Urteile nach Brückeneinsturz von Genua wohl erst in Jahren

Nach dem Brückeneinsturz von Genua mit 43 Toten im vergangenen Jahr dürften bis zur Verurteilung der Verantwortlichen nach Einschätzung der Staatsanwälte noch drei Jahre vergehen. "Es ist eine Mammutaufgabe", sagte Chefermittler Francesco Cozzi vor Journalisten in Genua. Auf die Frage, wann das erste Urteil gesprochen werden könnte, sagte Cozzi: "2022, wenn es zu einem Verfahren kommt."

Das Polcevera-Viadukt, bekannt auch als Morandi-Brücke, war am 14. August 2018 während eines Unwetters eingestürzt. Noch immer ist nicht geklärt, wie es zu dieser Katastrophe kam. Ermittelt wird gegen mehr als 70 Menschen sowie gegen den Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia und dessen Tochterfirma Spea. Der Wiederaufbau der Brücke soll 2020 abgeschlossen werden. Am Dienstag wurde der erste neue Streckenabschnitt installiert.

Ermittelt werde wegen grober Fahrlässigkeit und vielfachen Totschlags, sagte Cozzi. Darauf stünden bis zu fünf beziehungsweise 18 Jahre Haft. Die Ermittler müssen herausfinden, ob der Einsturz durch Wartungsmängel oder unvorhersehbare Umstände verursacht wurde. "Wir haben recht klare Vorstellungen, aber wir brauchen Beweise", betonte Cozzi. Er bezog sich auf einen Expertenbericht, wonach in einigen Haltekabeln der Brücke "60 bis 70 Prozent Korrosion" festgestellt wurden. Cozzi sagte weiter, dass Italien strengere Regeln für die Sicherheitsüberprüfungen der Straßen brauche.

Autostrade per l'Italia wird über die Holding Atlantia von der Familie Benetton kontrolliert. Atlantia-Chef Giovanni Castellucci trat am 17. September zurück, seine Millionen-Abfindung empörte die Hinterbliebenen des Unglücks. Am 13. September waren zwei Führungskräfte von Autostrade und einer von Spea wegen geschönter Berichte zu anderen Autobahnbrücken unter Hausarrest gestellt worden.