APA - Austria Presse Agentur

US-Präsident Trump reist am Dienstag nach Kenosha

US-Präsident Donald Trump will am Dienstag nach Kenosha im Bundesstaat Wisconsin reisen und damit den jüngsten Brennpunkt der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt in den Vereinigten Staaten besuchen.

Trump wolle sich dort mit Polizeivertretern treffen und sich ein Bild von den Schäden in der 100.000-Einwohner-Stadt machen, teilte das Präsidialamt am Samstag mit.

Trump wolle die Schäden besichtigen, die bei Protesten gegen die Polizeigewalt entstanden seien, hieß es. Eine zentrale Botschaft Trumps im laufenden Präsidentschaftswahlkampf ist das Versprechen von "Recht und Ordnung". Er hatte Truppen der Bundesregierung nach Kenosha entsandt, um gewaltsame Proteste zu unterbinden.

Für dich ausgesucht

In Kenosha war es in der vergangenen Woche zu teils gewaltsamen Protesten gekommen, nachdem ein weißer Polizist bei einer versuchten Festnahme den Afroamerikaner Jacob Blake mit mehreren Schüssen in den Rücken aus kurzer Entfernung schwer verletzt hatte.

Ob Trump auch Blakes Familie treffen will, wurde nicht mitgeteilt. Ein weißer Polizist hatte den 29-jährigen Familienvater am vergangenen Sonntag in Kenosha mit sieben Schüssen in den Rücken aus nächster Nähe schwer verletzt. Blake wird nach Angaben seiner Familie und Anwälte womöglich nie wieder gehen können.

Für dich ausgesucht

Auf einem Handyvideo des Zwischenfalls ist zu sehen, wie Blake davor um ein Auto geht, während ihm zwei Polizisten mit gezogener Waffe folgen. Eine davon ist auf seinen Rücken gerichtet. Als Blake die Fahrertür aufmacht und sich hineinbeugt, greift einer der Polizisten ihn am Shirt und schießt. Das Video löste in den USA Empörung und Proteste aus. Im Auto befanden sich Blakes Kinder im alter von drei, fünf und acht Jahren.

Der Vorfall löste landesweit neue heftige Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus aus. Am Rande der Proteste waren am Dienstagabend zwei Menschen erschossen worden, als Tatverdächtiger wurde ein 17-Jähriger festgenommen und des Mordes beschuldigt. Er hatte sich offenbar zu einer Gruppe von Bewaffneten gesellt, die die Stadt vor Demonstranten "schützen" wollten.

Der Generalstaatsanwalt von Wisconsin, Josh Kaul, der in dem Fall ermittelt, teilte zwischenzeitlich mit, dass im Fahrzeug auf dem Boden der Fahrerseite ein Messer gefunden worden sei. Er machte aber auf Nachfrage von Reportern keine Angaben dazu, ob Blake ein Messer in der Hand gehabt habe. Zudem hieß es, die Polizisten hätten zweimal versucht, Blake mit einem Elektroschocker zu betäuben, das habe aber nicht funktioniert.

Die Polizeigewerkschaft von Kenosha, die nicht an den Ermittlungen beteiligt ist, erklärte unterdessen, gegen Blake habe zum Zeitpunkt des Polizeieinsatzes ein Haftbefehl wegen des Vorwurfs eines sexuellen Übergriffs vorgelegen, wovon die Polizeibeamten gewusst hätten. Außerdem hätten sie ein Messer in seiner Hand gesehen und es habe eine körperliche Auseinandersetzung zwischen Blake und den Polizisten gegeben. Blakes Anwälte erklärten im Sender CNN, diese Behauptungen seien "übertrieben" und sollten dazu dienen, den Einsatz übermäßiger Gewalt gegen Blake zu rechtfertigen.

In den USA ist es seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai zu zahlreichen Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt gekommen. Am Rande der zumeist friedlichen Demonstrationen kam es wiederholt zu Ausschreitungen.

Kritiker werfen Trump vor, sich auf die Gewalt am Rande der Demonstrationen zu fokussieren, anstelle das Rassismus-Problem im Land anzugehen. Der Rechtspopulist hat sich bisher noch nicht zu den Polizeischüssen auf Blake geäußert.