APA - Austria Presse Agentur

Van der Bellen rief in Portugal zu Klimaschutz auf

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Mittwoch ein portugiesisch-österreichisches Wirtschaftsforum in Lissabon zu einem eindringlichen Aufruf zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz genutzt. Die Welt habe einen Wendepunkt erreicht, warnte Van der Bellen, die Erde müsse vor einer drohenden Klimakatastrophe gerettet werden.

Angesichts des Mottos der Veranstaltung - es lautete "Sustainable Tourism and Infrastructure" - ließ der Bundespräsident bei seiner Rede den ehemaligen Grünen-Chef durchklingen: "Tourismus und Infrastruktur sind weitgehend von einem stabilen Umfeld abhängig. Klimaschutz ist lebenswichtig. Es ist weniger teuer, jetzt in den Klimaschutz zu investieren und nicht, wenn es zu spät ist."

Auch Tourismusministerin Maria Patek redete bei dem Forum der Nachhaltigkeit das Wort. Im Fremdenverkehr, wo es in der Zusammenarbeit mit Portugal noch viel Potenzial gebe, stehe für Österreich immer auch das Umweltbewusstsein im Vordergrund, so Patek. Österreich habe auf diesem Sektor eine große Erfahrung. Österreich und Portugal hätten ähnliche Wirtschaftsstrukturen und könnten daher auch auf diesem Gebiet gemeinsame strategische Modelle entwickeln.

Wirtschaftsministerin Elisabeth Udolf-Strobl nahm bei einem Treffen mit österreichischen und portugiesischen Wirtschaftstreibenden am Rande des Forums Bezug auf die Übergangsregierung von Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein. Angesichts der "speziellen Situation" müsse Österreich zeigen, "dass es ein Partner ist, auf den man sich verlassen kann." Als eines der wichtigsten Vorhaben der Zukunft nannte Udolf-Strobl die "digitale Transformation" in so gut wie allen Lebensbereichen.

Neben Bereichen wie Tourismus oder Umweltmanagement ortet die Österreichische Wirtschaftskammer (WKO) in Portugal Geschäftschancen im Bereich Maschinen- und Anlagenbau, da "Produktionskapazitäten erweitert oder modernisiert werden".

Im Feld der Wasserkraft ist daher der steirische Andritz-Konzern aktiv. Die portugiesische Regierung habe zuletzt viel in Hydropower-Projekte investiert, hieß es während des Wirtschaftsforums seitens eines lokalen Firmenvertreters.

Auch der Seilbahn-Produzent Doppelmayr rechnet sich gute Chancen aus, in Portugal groß ins Geschäft zu kommen. Neben eher touristischen Liftprojekten - etwa auf der Insel Madeira - will die Vorarlberger Firma den Stadtgewaltigen in Lissabon eine Transportanlage über den Tejo schmackhaft machen.

Sie soll die 3,2 Kilometer lange "Brücke des 25. April" entlasten. Die 1966 eröffnete "Ponte 25 de Abril" - ein Prestigeobjekt der damaligen nationalkatholischen Diktatur von António de Oliveira Salazar - ist mittlerweile zwar ein Wahrzeichen der Hauptstadt, jedoch längst an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt.

Portugal hat auch einen starken Bausektor, der international sehr aktiv ist. Laut WKO sind daher Investitionen im Bereich Baumaschinen sind gefragt, hier vor allem bei Zulieferern im Sektor Steuerungstechnik.

Portugiesische Firmen haben traditionell auch sehr gute Kontakte zu afrikanischen Märkten, vor allem zu den ehemaligen portugiesischen Kolonien Angola und Mosambik. Durch Unternehmenskooperationen können daher auch österreichische Firmen von der starken Marktposition portugiesischer Firmen z.B. in Energiewirtschaft, Hoch- und Tiefbau sowie Informations- und Kommunikationstechnik profitieren, ist die WKO-Niederlassung in Lissabon überzeugt.

Portugal macht unter Regierung des seit November 2015 amtierenden sozialistischen Ministerpräsidenten António Costa eine positive Wirtschaftsentwicklung durch. Der WKO zufolge wuchs Portugals Wirtschaft in den vergangenen zwei Jahren in einem Ausmaß von zwei bis drei Prozent. Neben dem Tourismus tragen auch die steigenden Exporte, eine höhere Inlandsnachfrage sowie der Bausektor maßgeblich zu diesem Wachstum bei. Das hat auch zur Folge, dass die Arbeitslosigkeit in den vergangenen Jahren wieder gesunken ist. Sie betrug zuletzt unter sieben Prozent.

Van der Bellen hatte sich bereits am Dienstag anlässlich eines Treffens mit Präsident Marcelo Rebelo de Sousa über den ökonomischen Kurs beeindruckt gezeigt: "Portugal hat auf bewundernswerte Art und Weise einen Weg aus der Finanzkrise gefunden." Die portugiesische Wirtschaft habe seit Ende 2018 wieder Vorkrisenniveau erreicht, freute sich Van der Bellen.

Der Bundespräsident schloss seinen offiziellen Staatsbesuch in Portugal am Mittwoch ab. Auf dem Programm standen Treffen mit Parlamentspräsident Eduardo Ferro Rodrigues und Bürgermeister Fernando Medina, inklusive der symbolischen Übergabe der "Schlüssel der Stadt Lissabon".