APA - Austria Presse Agentur

Verbraucherschutzverein vermittelt Klagen gegen VW und Audi

Seit dem Auffliegen des Diesel-Abgasmanipulationsskandals im Herbst 2015 hagelt es Gerichtsverfahren gegen den deutschen VW-Konzern. Nun vermittelt auch der Verbaucherschutzverein (VSV) Klagen gegen VW bzw. Audi, "wegen absichtlicher sittenwidriger Schädigung". Die Autokäufer hätten Anspruch auf Erstattung des Kaufpreises gegen Rückgabe des Fahrzeugs. Die Autos hätten nie zugelassen werden dürfen.

Gegen Audi werden die Klagen für österreichische Autoeigner beim Landgericht Ingolstadt eingebracht, gegen VW in Stuttgart. "Wir wollen den Kaufpreis zurück", so Rechtsanwalt Alexander Klauser, der sich um den Fall auf österreichischer Seite kümmert. In Ingolstadt hätten sich die Gerichte bei den bisherigen Verfahren als "sehr kundenfreundlich" gezeigt, sagte VSV-Vorstand Lydia Ninz am Donnerstag vor Journalisten in Wien.

Das Verfahren bereitet der deutsche Prozessfinanzierer MyRight vor. Autokäufer, die sich als Kläger beteiligen, zahlen eine Erlösbeteiligung von 25 bis 35 Prozent. Unterliegt man, fallen keine Kosten an - auch keine Gerichtsgebühren. Durchgeführt werden die Klagen von der deutschen Rechtsanwaltskanzlei Rogert & Ulbrich.

"Wir vermitteln jetzt einmal 250 Fälle an den Prozessfinanzierer", kündigte Ninz an. Interessenten müssten im Internet Dokumente hochladen und Fragebögen ausfüllen. "Es geht alles nur online." Der VSV glaubt an eine spätere Ausweitung der Aktion auf mehr Geschädigte: "Ich bin guten Mutes, dass da noch mehr Klagen finanziert werden", so VSV-Obmann Peter Kolba. Der aktuelle Aufruf der Konsumentenschützer richtet sich an alle, die in dieser Sache noch nichts unternommen haben. "Unser Ziel ist es, auch jenen Klagen zu ermöglichen, die sonst nicht klagen würden."

In erster Linie treffen die angestrebten Klagen Audi als Hersteller von Modellen, in denen der VW-Motor EA 189 eingebaut ist (1,6 und 2,0 Liter Diesel Euro 5, A1, A2, A3, A4, A7, Q5), die nicht älter als neun Jahre sind und die vor dem 18. September 2015 gekauft wurden. Ebenfalls betroffen ist Audi als Produzent von 3,0 Liter und 4,2 Liter Dieselmotoren der Klasse Euro 6 (Audi, Porsche, VW Touareg). Auf der Website www.klagen-ohne-risiko.at können Interessenten checken, ob sie mit ihrem Fahrzeug in Betracht kommen.

In Österreich sind von dem VW-Skandal über 400.000 Autos betroffen. Zahlreiche Autokäufer haben sich bereits Sammelklagen über den Verein für Konsumenteninformation (VKI) angeschlossen bzw. selber geklagt. In Deutschland laufen Musterfeststellungsklagen, die noch einige Jahre dauern dürften. Die Einzelverfahren würden in der Regel "wegverglichen", also rascher abgehandelt, "und man hat unter Umständen in sehr absehbarer Zeit das Geld", meinte Kolba.

"Das Novum jetzt ist, dass ein Prozessfinanzierer gefunden wurde, der Einzelklagen nimmt", so Klauser. Normalerweise sind Prozessfinanzierern Einzelfälle mit einem so niedrigen Streitwert wie bei Autokäufern von um die 30.000 Euro den Angaben zufolge zu klein, da die Prozesskosten schnell einmal darüber liegen. MyRight mache das nun aber, "weil der Prozessfinanzierer die Erfolgsaussichten in Deutschland als sehr hoch ansetzt".