APA - Austria Presse Agentur

Verpackungsbranche unter Druck: Weihnachten aber "gesichert"

Selten wird an die Firmen dahinter gedacht, ihre Produkte aus Papier und Karton finden sich aber doch in jedermanns Alltagsleben - seien es Verpackungen, Hygienewaren oder Büroartikel. Aufträge gibt es für die Branche genug, doch sieht sich diese mit massiven Preissprüngen bei Papier, Karton und Energie konfrontiert. Ein enormer Kostendruck wird beklagt. Teils gebe es derzeit Lieferverzögerungen, aber keine Ausfälle, wird betont. Auch Weihnachten sei "gesichert".

"Die Lieferketten haben sich noch nicht vom Lockdown erholt", erläuterte Georg-Dieter Fischer, Obmann des Verbandes Propak, in dem 85 heimische Unternehmen mit knapp 9.000 Mitarbeitern zusammengefasst sind, im Gespräch mit der APA. "Sie funktionieren noch nicht wie früher. Das führt zu Zeitverzögerungen." Die Schwierigkeiten sind für die Branche nicht ganz so schwerwiegend wie in anderen Industriebereichen, weil so viel Papier recycelt wird. "Der Anteil an recyceltem Material liegt in unsere Branche bei 75 Prozent, die Sammel- und Verwertungsquote bei Verpackungen aus Papier und Karton sogar bei 90 Prozent", so Fischer. Die Sparte sei "Substitutionsgewinner". Beispielsweise seien zuletzt Innovationen wie Katzenstreu aus Faserstoffverpackung oder Äpfel aus Wellpappepackungen durch heimische Firmen entstanden.

Wegen der zunehmenden Bedeutung der Nachhaltigkeit seien Produkte aus Papier und Karton aber erfreulicherweise auch immer stärker gefragt. Gleichzeitig steige wegen immer mehr Online-Handels die Nachfrage nach faserbasierten Verpackungen. "Das bringt die Betriebe unter enormen Zeit- und Kostendruck", sagte Fischer. Zum Halbjahr stieg der Umsatz mit Verpackungen im Vergleich zur Vorjahresperiode um fast zehn Prozent auf gut 631 Mio. Euro. Der Umsatz mit sonstigen Papierwaren sank um ein knappes Prozent auf knapp 594 Mio. Euro.

Zu Weihnachten, wenn mehr Verpackung nachgefragt werde, drohten ebenso keine Engpässe, so Fischer. Das Fest - respektive die Verpackung der dann anstehenden Geschenke - sei "gesichert". Es sollte genügend Verpackungen geben, um die Produkte zu verpacken und zu versenden.

Neben der Lieferketten-Problematik, die keine einfache, aber doch lösbar sei, beschäftigt die Branche vor allem die Inflation. "Ich habe solche riesigen Preissprünge noch nie erlebt", berichtete Fischer. Seit vorigem Herbst habe es Preissteigerungen von 20 Prozent bei Etiketten sowie bis zu 70 Prozent bei Wellpappe und Rohpapier gegeben. "Das sind historisch nie dagewesene Papierkostenerhöhungen." Das Schwierige für die Branche der industriellen Herstellung von Produkten aus Papier und Karton sei dabei die Weitergabe der Preissteigerungen. Grund sind meist längerfristige Verträge. So kämpfte sie derzeit mit einem Wertschöpfungsproblem in guter Auftragslage, so Fischer.

Wie werden sich die Preissteigerungen bei den Verpackern auf den Endkunden auswirken? "Im Durchschnitt macht die Verpackung zwei bis drei Prozent des gesamten Produktpreises aus. Wenn eine Schachtel um 20 Prozent teurer wird, reden wir also von etwa 0,5 Prozent. Das ist zwar auch ein Impact für die Kunden, aber nicht der Hauptinflationstreiber im Business-to-Business-Bereich", sagte Fischer.

In der weiteren Geschäftsentwicklung erwartet er nach einer mengenmäßigen Steigerung im ersten Halbjahr von vier Prozent gegenüber der Vorjahresperiode "heuer bis Ende des Jahres wertmäßig ein Plus von sechs Prozent. "Für 2022 wage ich einen Prognose von plus vier bis fünf Prozent, abhängig von möglichen Preissteigerungen." Grundsätzlich entwickle sich der Sektor "ziemlich parallel zum Bruttosozialprodukt". Er sei von Krisen nicht ganz so stark betroffen wie andere Bereiche, aber auch das dann folgende Wachstum falle schwächer aus.

Fischer betonte auch, dass die Branche Facharbeiter suche. Vom Lehrling bis zum Master seien alle vifen Köpfe willkommen und es gebe viele Weiterbildungsmöglichkeiten bei den Betrieben. Dazu gehören vollintegrierte Konzerngrößen wie Mondi oder Mayr-Melnhof und viele "Hidden Champions" in KMU-Größe und Headquarter in Österreich. Zuletzt wurden pro Jahr rund 1,2 Mio. Tonnen Produkt im Wert von 2,4 Mrd. Euro erzeugt.