APA - Austria Presse Agentur

Frauen auf der Flucht besonders gefährdet

Der überwiegende Teil der Vertriebenen aus der Ukraine sind Frauen mit ihren Kindern.

Diese gelten bei großen Fluchtbewegungen als besonders gefährdete Gruppen. Die Care-Helferin Ninja Taprogge, die zuletzt beim Grenzübergang Medyka an Ort und Stelle gewesen ist, sprach gegenüber der APA zwar von einer geordneten Lage, sie warnte aber auch davor, dass Frauen und Mädchen Menschenhändlern in die Hände fallen könnten.

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Der Grenzübertritt funktioniert für die Vertriebenen bisher gut. "Die Leute kommen mit Bussen, Autos oder zu Fuß an die Grenze und können sie meist binnen einer halben Stunde passieren", erklärte Taprogge. Danach stehen für die Vertriebenen Aufnahmezentren bereit, in denen sie sich von den extremen Strapazen erholen können. Bisher gibt es auch keine Berichte über Gewalt innerhalb der Fluchtbewegung - weder gegen Einsatzkräfte noch unter den Vertriebenen selbst. "Es ist sehr still und geordnet", unterstrich Taprogge.

"Die allermeisten wollen in Polen bleiben", sagte die Helferin. Grund dafür ist vor allem, dass die Vertriebenen sehr oft Familienmitglieder zurücklassen mussten - und diesen weiter möglichst nahe sein wollen. Zwischen Polen und der Ukraine gab es aber auch vor dem Krieg bereits ein großes Naheverhältnis. "Viele sprechen auch zumindest ein wenig Polnisch", so die Helferin.

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Problematisch ist der - wenn auch sehr gut gemeinte - Einsatz vieler Privatpersonen, die sich selbstständig mit Hilfsgütern auf den Weg zu den Grenzstationen gemacht haben. "Das führt zu einer gewissen Unübersichtlichkeit", sagte die Helferin. An kleineren Grenzstationen, die rein staatlich bzw. von professionellen Hilfsorganisation betreut werden, ist der Grenzübertritt für die Vertriebenen wesentlich leichter zu absolvieren.

Es besteht allerdings akute Gefahr, dass Frauen und Mädchen Menschenhändlern bzw. Gewalttätern in die Hände fallen könnten. Tatsächlich würden an der Grenze auch einzelne Männer Fahrdienste bzw. Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. "Wir begrüßen den guten Willen der Gemeinden und Freiwilligen, die Hilfe anbieten. Aber in das Auto eines Fremden einzusteigen oder in einem Haus mit einer unbekannten Person zu übernachten, birgt offensichtliche Risiken - besonders für Frauen und junge Mädchen, die alleine geflohen sind. Hinzu kommt, dass viele Frauen weit weg von ihrem gewohnten Umfeld und teils mittellos sind. Das erhöht die Gefahr von Ausbeutung - auch sexueller Ausbeutung", warnte Taprogge.

Die polnischen Behörden haben aber bereits reagiert: So wird den Frauen bei ihrer Registrierung oft ein Aufklärungsblatt über Menschenhandel in den Pass gelegt. "So werden sie dezent über die Gefahren aufgeklärt", sagte Tarogge. Zudem werden die privaten Helfer zunehmend auch kontrolliert. Bisher wurden aber - sofern es die Helferin an Ort und Stelle wusste - noch keine organisierten Menschenhändler ausgemacht.

Die Helferin bat die vielen Menschen, die jetzt helfen wollen, nicht einfach unkoordiniert Sachspenden in die Region zu bringen, sondern sich bei Hilfsorganisationen danach zu erkundigen, welche Produkte tatsächlich gebraucht werden. In den Aufnahmezentren fehlen etwa vor allem frauenspezifische Hygieneprodukte, Windeln und Milchpulver - die nun von Care auch vermehrt zur Verfügung gestellt werden. Nichts falsch machen könne man jedenfalls mit einer Geldspende, sofern die jeweiligen finanziellen Rahmenbedingen diese auch zulassen.

Care unterstützt auch seine lokalen Partnerorganisationen dabei, an den Grenzübergängen warme und sichere Räume für Flüchtende zur Verfügung zu stellen sowie haltbare Lebensmittel, Schlafsäcke und andere lebensnotwendige Hilfsgüter in die Ukraine zu schicken. Spendenkonto IBAN: AT77 6000 0000 0123 6000.