APA - Austria Presse Agentur

vida-Kritik an Scheinselbstständigkeit im Pflegebereich

Die Gewerkschaft vida und ihre Initiative vidaflex für Ein-Personen-Unternehmen und Neue Selbstständige verstärken den Kampf gegen Scheinselbstständigkeit. "Denn scheinselbstständig zu sein heißt, schlecht bezahlt zu werden und schlecht abgesichert zu sein, ohne Anspruch auf Gehaltsfortzahlung bei Krankheit oder im Urlaub", kritisiert die vida.

Als Beispiele dafür nennt sie die 24-Stunden-Betreuung im Pflegebereich und die Paketzusteller, aber auch Friseure, die für ihren Frisiersessel während der normalen Öffnungszeiten Miete zahlen müssen. Hier sei die Bundesregierung gefordert, einen besseren Rechtsrahmen und mehr Kontrollen zu schaffen. "Würde die Zahl der Finanzpolizisten um 100 Personen erhöht werden, hätten sich diese innerhalb von acht Monaten aufgrund der vermehrten Strafzahlungen bereits amortisiert", rechnet die Gewerkschaft vor. Gefordert wird auch ein Lieferkettengesetz, damit Auftraggeber für ihre Subunternehmer haften.

Die vida-Bundesfrauenvorsitzende Olivia Janisch präsentierte heute den Fall einer 24-Stunden-Betreuerin aus Kroatien. Sie wurde von einer Vermittlungsagentur von September bis April 2021 für regelmäßige Turnusdienste zu einer Familie in Kärnten vermittelt. "Dramatisch wurde es, als die Betreuerin einen Arbeitsunfall erlitten hatte, nicht mehr arbeiten konnte und auf ihren Spesen sitzen blieb. Es stellte sich heraus, dass sie nicht einmal zur Sozialversicherung angemeldet war", schilderte die Gewerkschafterin.

Weniger Sorgen müsse man sich um das Geschäft der Vermittlungsagenturen machen. "Über 900 gibt es davon in Österreich - so viele, wie in keinem anderen Land der EU", kritisiert die vida und fordert: "Der "Unfug mit dem 'freien Gewerbezugang' muss gestoppt werden. Für die Gewerbeberechtigung Personenbetreuung braucht es zumindest die Möglichkeiten, die Qualifikation einer Heimhilfe erwerben zu können. Alternative sollte man sich damit auf Wunsch regulär anstellen lassen können."