APA - Austria Presse Agentur

Viele Interessen beim Waldumbau wegen Klimawandels

Der Klimawandel verlangt den Wäldern viel ab. Forste müssen für eine weitere wirtschaftliche Nutzung zum Teil umgebaut werden. Dabei haben aber nicht alle Player in der Wertschöpfungskette die gleichen Interessen. Und Spieler gibt es viele - die Forstbetriebe und -besitzer, Kraftwerksbetreiber, Sägeindustrie, Umweltschützer. Der Vorsitzende der IG Holzkraft und Holzkraftwerkbetreiber Christian Kirchmeier appelliert gemeinsamen Interessen in den Vordergrund zu stellen.

Es gehöre "stofflich und energetisch gemeinsam agiert", appellierte Kirchmeier am Dienstag beim Abschluss einer vom Verband Austropapier unterstützten Boku-Ringvorlesung zum Thema "Wertschöpfungskette Holz - Wie gelingt die Anpassung an den Klimawandel". Holzkraftwerke würden jedenfalls einen "wesentlichen Beitrag zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel" schaffen. "Die energetischen Verwerter sind wichtige Abnehmer für die Forstwirtschaft, auch in Zukunft", so Kirchmeier. Er kritisierte vehement, dass das Erneuerbaren Ausbaugesetz (EAG) noch immer nicht gültig sei. Zu lange warte man schon auf neue Regelungen.

Matthias Grün, Direktor Forstmanagement Pannatura (Esterhazy), betonte die zunehmende Bedeutung der Baumartenwahl für Forstbetriebe und strich hervor, dass es in Zukunft für Forstbetriebe auch darum gehen werde sich breiter aufzustellen um Nachfrageschwankungen besser abzufedern. So müssten die entgeltlichen Nutzungen von Wäldern zunehmen, hierbei seien der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Bezogen auf die besonders wichtige Fichte, die vom Klimawandel in tieferen Höhen massiv betroffen ist, sehe er "nicht so schwarz" wie manche Branchenkollegen. In den höheren Lagen werde die Fichte weiter besonders wichtiges Holz werden. Im Flachland gebe es Alternativen. "Genaue Lösungsansätze gibt es nicht, aber viele Möglichkeiten zur Weichenstellung, um standörtlich bestmöglich zu reagieren."

Die Sägeindustrie wiederum baut auf Nadelhölzer, sorgt sich, dass der Klimawandel für zu viel Laubhölzer sorgen könnte. Hannes Plackner, Geschäftsführer der HS Timber Group, betonte darob, dass die gesamte Wertschöpfungskette nicht in der Säge ende sondern beim Endkunden. Und der baue mit Nadelhölzern. Grundsätzlich werde der Bedarf an Schnittholz weltweit strategisch steigen. "Die Fichte bleibt wichtiger Roh- und Werkstoff und ist vielen Hölzern überlegen." Nadelholz biete gegenüber Laubholz technische Vorteile. Es sei besser geeignet für eine langfristige Nutzung im Holzbau, biete bessere Pellets und aufgrund längerer Fasern auch besseres Klopapier. Japanischen und amerikanischen Verarbeitern sei es egal, ob ihr Nadelholz aus Sibirien, Südamerika oder Österreich komme, so lange die Qualität und die Zertifizierungen passen würden.

Die Sägen können sich nur in gewissen Grenzen an geänderte Rohstoffe anpassen. Am Ende zählt, was der Kunde kauft, die Nachfrage darf nicht außer Acht gelassen werden." Seltene Holzarten in geringen Mengen könnten an der kritischen Größe entsprechender Anlagen scheitern. Der Manager, der in seiner Firma auch für Innovation zuständig ist sieht zudem "auch kaum mehr Potenzial für Innovationen in der Säge" bezogen auf die Verarbeitung neuer Hölzer. "Ich hoffe die Anpassung der Wälder an den Klimawandel erfolgt mit einem weiter hohen Anteil an Nadelhölzern", sagte der Timber-Group-Vertreter.

Kirchmeier hob noch hervor, dass die Holzkraftwerke "wesentlicher Bestandteil der Energiewende" seien. Allzuoft werde vergessen, dass Strom und Wärme produziert werden. "Das muss man immer mitdenken", lautete der Appell. Die Holzkraftwerke produzierten derzeit im Jahr rund 2.000 Gigawattstundenstrom für rund 550.000 Haushalte und 4.000 Gigawattstunden Wärme für den Bedarf von 300.000 Haushalten. "Conclusio: Die Energiewende ist eine Strom und Wärme-Wende", so Kirchmeier.