APA - Austria Presse Agentur

Wegen Corona-Stress: Viele Pflegekräfte wollen aufgeben

Durch den immensen Druck in der Corona-Pandemie wollen immer mehr Pflegekräfte ihrem Verband zufolge aus dem Beruf ausscheiden.

In fast jedem fünften der befragten Länder werde dieser Trend beobachtet, teilte der Weltbund der Krankenschwestern und Krankenpfleger (ICN) in Genf mit. Es sei davon auszugehen, dass die Arbeitslast, die mangelhafte Ausstattung der Kliniken, die Gefahr eines Burn-outs und generell der Stress die Ursachen dafür seien. "Die Belastung, unter der Pflegekräfte stehen, ist inakzeptabel, und es ist keine Überraschung, dass so viele den Druck spüren und entscheiden, dass sie in ihren geliebten Jobs nicht mehr weitermachen können", so ICN-Präsidentin Annette Kennedy. Der Verband hat 130 Mitgliedsländer.

Eine Belastung sei auch die hohe Zahl der Toten. Nach Einschätzung der ICN sind weltweit rund 3.000 Krankenschwestern und -pfleger an oder mit Covid-19 gestorben. Das sei aber aufgrund mangelnder Daten eher eine grobe Untertreibung.

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Die Personal-Situation werde verschlimmert durch den strukturellen Engpass. Schon am Beginn der Pandemie vor rund einem Jahr habe es weltweit sechs Millionen Pflegekräfte zu wenig gegeben. Bis 2030 würden weitere vier Millionen von ihnen altersbedingt ausscheiden, hieß es. Da aktuell etwa 27 Millionen Pflegerinnen und Pfleger tätig seien, bedeute dies einen enormen personellen Verlust, so die ICN. Das müsse ein Weckruf für alle Regierungen sein, in die Ausbildung neuer Kräfte zu investieren. Allerdings dauere es drei Jahre bis sie voll einsatzfähig seien.

Der ICN forderte bessere Löhne und Arbeitsbedingungen, flexible Arbeitsregelungen insbesondere für ältere Krankenschwestern und Unterstützung bei der Bewältigung der Traumata des vergangenen Jahres. Weltweit seien die Pflegekräfte bis zum Äußersten strapaziert worden. "Wir haben immer noch die Chance, sie zu beschützen, aber die Zeit ist knapp: Wir haben eine Minute vor Mitternacht und die Uhr tickt", warnte ICN-Vorstandschef Howard Catton.