APA - Austria Presse Agentur

Wien: Vier Jahre Haft für millionenschwere Veruntreuung

Mehr als 3,2 Millionen Euro hat die Finanzbuchhalterin eines Wiener Nobel-Unternehmens jahrelang abgezweigt, um sich für sie und ihre Tochter ein Leben in Luxus zu ermöglichen.

Markenkleidung, teure Autos und Urlaube sowie ein Haus in Hagenbrunn waren dadurch möglich. Die geständige Frau wurde am Montag von einem Gericht zu vier Jahre Haft verurteilt, ihre Tochter freigesprochen. Die Urteile sind nur zum Teil rechtskräftig.

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Die 53-Jährige nahm 2010 den Job bei dem Unternehmen in der Wiener Innenstadt an, das Luxusmarken wie Gucci, Hermes, Prada oder Versace vertreibt. Bereits nach einem Jahr begann die Frau, Gelder von den Firmenkonten auf ein privates zu überweisen. "Das war ein bisschen wie ein Rausch. Man ist ihr nicht draufgekommen und sie hat nicht aufhören können", meinte ihr Verteidiger Sinan Dikme von der Kanzlei Rast & Musliu über das seiner Ansicht nach "plumpe Vorgehen". Sie habe dadurch einen Lebensstil geführt, der weit über ihren Horizont hinausgehe. Der 22-jährigen Tochter, die neben ihrer Mutter auf der Anklagebank Platz nahm, konnte so ein Privatstudium in Spanien finanziert werden.

Grund für Überweisungen?

"Ich hab' mir nichts dabei gedacht", sagte die 53-jährige Wienerin auf die Frage des Schöffenvorsitzenden, Daniel Schmitzberger, ob es am Anfang einen bestimmten Grund für die Überweisungen gab. "Ich weiß nicht, wie ich da reingeraten bin. Ich kann es mir nicht erklären", sagte die unbescholtene Frau, die seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft sitzt. Sie beteuert aber, dass das Haus in Niederösterreich, das auf einem Pachtgrund steht und umfangreich renoviert wurde, sowie 12.000 Euro Bargeld, die bei einer Hausdurchsuchung gefunden wurden, von ihren Eltern kommen und nicht aus den kriminellen Einnahmen stammen. Ihre Tochter habe von all den Machenschaften nichts gewusst, betonte sie.

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Im Jahr 2019 schenkte die Frau ihrer Tochter das Haus in Hagenbrunn, "falls ihr etwas zustoßen sollte", was den Richter wunderte, weil im Falle des Todes die junge Frau sowieso geerbt hätte. "Ich wollte das vorher geklärt haben", sagte die 53-Jährige.

Seit ihrem elften Lebensjahr wurden somit der Tochter, die erst jetzt im Jänner zum ersten Mal in ihrem Leben zu arbeiten begonnen hat, das Luxusleben, samt teuren Handtaschen, Uhren, Schmuck, Kleidung, Reisen und einem geleasten Mini Cooper durch die illegalen Überweisungen ermöglicht. Ihr Instagram-Account dokumentierte das ausschweifende Leben der 22-Jährigen. "Hat sie denn nie gefragt, woher das Geld kommt?", fragte der Richter die 53-Jährige. "Geld war in unserem Haus nie ein Thema." Die 22-Jährige nahm auch an, dass die Mutter das Dreifache ihres tatsächlichen Gehaltes verdiente. "Jetzt weiß ich, was wieviel kostet, weil ich die letzten sechs Monate alles gezahlt habe", sagte die Tochter.

Im Jahr 2011 begann die 53-Jährige mit den kriminellen Überweisungen, spätestens im April 2022 begann die Frau auch, Bareinnahmen, die ihr für die Einzahlung übergeben wurden, abzuzweigen. Im Sommer 2022 flog die Sache auf, die 53-Jährige wurde im Juli an ihrer Arbeitsstelle festgenommen.

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Die 53-Jährige wurde wegen Untreue und Veruntreuung zu vier Jahren Haft verurteilt. Mildernd wurden der ordentliche Lebenswandel und das Geständnis gewertet, erschwerend waren das Zusammentreffen mehrerer Straftaten, der lange Tatzeitraum und die hohe Schadenssumme. Die Angeklagte nahm das Urteil an, die Staatsanwältin meldete umgehend Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an. Die Tochter wurde im Zweifel freigesprochen, da man nicht mit notwendiger Sicherheit beweisen konnte, dass sie von den kriminellen Machenschaften ihrer Mutter gewusst hatte. Ihr Urteil ist bereits rechtskräftig.