APA - Austria Presse Agentur

Volkswagen-Chef Diess will mehr Tempo beim Umbau

Volkswagen-Chef Herbert Diess drückt beim Umbau des deutschen Großkonzerns aufs Tempo. Das Unternehmen kämpfe an einigen Stellen noch mit schwerfälligen Strukturen, komplexen Prozessen und hohen Kosten, sagte Diess am Dienstag auf der Hauptversammlung in Berlin. "Hier gibt es viel zu tun. Großen Ballast können wir uns auf Dauer nicht leisten."

Deshalb mache er persönlich Tempo bei der Transformation des Unternehmens in einen Anbieter von Elektromobilität, selbstfahrenden Autos und neuen Mobilitätsdiensten. Dabei geht der Vorstand die nach Ansicht von Analysten lange hinausgezögerte Überprüfung von Randbereichen an. "Wir überprüfen, ob wir noch der beste Eigentümer für die unterschiedlichen Geschäfte sind", sagte Diess laut Redetext.

Volkswagen will die Kosten bis 2023 um weitere knapp 6 Mrd. Euro drücken, um die Rendite zu steigern und die enormen Investitionen in die Elektromobilität zu stemmen. In der Verwaltung sollen bis zu 7.000 Stellen durch Altersteilzeit wegfallen. Gleichzeitig soll die Produktivität der Werke weiter gesteigert werden.

Zugleich wollen die Wolfsburger ihre Lkw-Sparte mit den beiden Herstellern MAN und Scania möglichst noch vor der Sommerpause an die Börse schicken. Für die Großmotorentochter MAN Energy Solutions und den Getriebehersteller Renk wird nach Lösungen gesucht, wobei auch ein Verkauf möglich ist.

Ferner steigt Volkswagen in eine eigene Batteriezellfertigung am Standort Salzgitter ein. Für knapp 1 Mrd. Euro soll dort eine Fabrik entstehen, die anfangs rund 700 Mitarbeiter beschäftigt. Als weiteres Großprojekt beschloss der Aufsichtsrat am Vorabend der Hauptversammlung den Einstieg in konkrete Verhandlungen über den Standort für ein Mehrmarken-Werk in Europa. Insidern zufolge kommen dafür Bulgarien und die Türkei infrage.

Gegen ein neues Werk hatte sich der Betriebsrat gesperrt, solange Audi in Ingolstadt und VW in Wolfsburg nicht ausgelastet sind. Deshalb wird die Zusage für eine Batteriezellfertigung in Niedersachsen von Experten als Zugeständnis an die Arbeitnehmervertretung und die deutsche Gewerkschaft IG Metall gewertet. Auch Niedersachsen hatte sich als zweitgrößter VW-Eigner für eine Batteriezellfertigung in dem Bundesland eingesetzt. Land und Arbeitnehmer hoffen, dass dadurch der Stellenabbau bei Verbrennern abgefedert werden kann.