Vorarlberg hat ab Frühjahr 2025 ein Literaturhaus
Im April öffnet das Literaturhaus Vorarlberg in der frisch sanierten, denkmalgeschützten Villa Iwan und Franziska Rosenthal in Hohenems seine Pforten. Literaturhaus-Geschäftsführerin Frauke Kühn und ihr Team wollen sowohl für Literaturkundige ein Angebot sein, als auch neues Publikum begeistern. Entstehen soll "ein Ort für alle".
Vieles ist im Haus noch in Arbeit - ebenso im Team des Literaturhauses, das seit 2019 "ohne Haus" werkt, Konzepte erdenkt und mit Veranstaltungen immer wieder Lebenszeichen setzt. Bei einer Presseführung gab es am Mittwoch erste Einblicke in das revitalisierte Gebäude. Betreten wird man es über die Kutscheneinfahrt. Neben dem Gartensalon führt ein auf Repräsentation ausgelegter Stiegenaufgang nach oben, wo sich etwa ein lichtdurchfluteter Wintergarten findet. Im Musik- und Spielzimmer werden künftig Kinder mit Sprache spielen. Das prachtvolle Esszimmer bietet sich mit seinem Podest, wo früher Musiker spielten, als Lesebühne an.
14. Juni Festakt
Der für 12./13. April geplanten Eröffnung und dem für 14. Juni geplanten Festakt ging ein langer inhaltlicher Prozess voraus. Eigentlich war Herbst 2023 für den Start angedacht, die Verzögerungen durch die Pandemie sah Frauke Kühn im Rückblick als Geschenk, auch der Subventionsgeber Stadt, Land und Bund. Es sei nicht selbstverständlich, dass man ein Projekt so sorgsam vorbereiten könne, stets im Austausch mit der regionalen und internationalen Literaturszene. "So kann hier etwas entstehen, was wirklich Bestand hat", so Kühn. Das ließ zudem Zeit, Bedenken aus der regionalen Literaturlandschaft auszuräumen.
Im Literaturhaus legt man viel Wert auf Barrierefreiheit - sowohl baulich als auch inhaltlich. Das Haus soll sich öffnen für alle: für die Sprachspiele der Kinder, die Social Media-Experimente und "Dark Academia"-Vorlieben der Jugendlichen, für die Erinnerungen der Senioren, für Nicht-Muttersprachler, für rastende Passanten. Eine Mitarbeiterin ist eigens für partizipative Projekte zuständig. "Wir sind nicht der Leuchtturm, wo einer auf das Licht aufpasst, das sich um sich selber dreht. Wir sind die Hafenspelunke, wo alle zusammenkommen", so Geschäftsführerin Kühn über den Plattform-Charakter.
Einblicke in die Werkstatt
"Das fertige Buch ist nicht das, was uns hier interessiert", betonte sie. Vielmehr wolle man wie in eine Werkstatt blicken auf das Prozesshafte des Schreibens, des Lektorierens. Schwerpunkte liegen zudem auf europäischer Kollaboration und auf dem visuellen grafischen Erzählen. Statt auf klassische "Wasserglas-Lesungen" setze man auf neue Formate, die sonst nicht zu finden seien. So werden Autoren auf einer Zwischenbühne im Stiegenhaus lesen, was sie immer schon einmal vortragen wollten. Dazu gehöre, dass man individuell auf Schriftsteller eingehe, sich nicht einfach in eine Lesereihe einhänge, so Kühn, die von positivem Echo aus der Verlagswelt berichtete. Sehr aktiv ist das Literaturhaus zudem auf sozialen Netzwerken.
Gutes gab es aus finanzieller Hinsicht zu berichten: Das Budget für 2025 sei so gut wie fixiert, so Kühn. Das Literaturhaus wird vom Verein "literatur.ist" getragen und entstand aus einem Projekt des Autorenverbands "Literatur Vorarlberg". Erbaut wurde die Villa Ende des 19. Jahrhunderts im Auftrag des Textilindustriellen Iwan Rosenthal und seiner Frau Franziska in der Radetzkystraße 1 in Hohenems. Sie wird derzeit im Rahmen eines Stadtentwicklungsprojekts revitalisiert.
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