Vorarlberger Landestheater feiert 25-Jahr-Jubiläum
Zwar gab es schon nach dem Zweiten Weltkrieg Versuche, in Vorarlberg eine Landesbühne auf die Beine zu stellen, diese scheiterten aber an finanziellen und teils bizarren, ideologisch begründbaren Überlegungen. Daher entstand erst 1999 ein wirkliches Vorarlberger Landestheater, es ist damit laut Gräve das jüngste in Österreich - und "es hat es nicht immer leicht gehabt". Gefeiert wird das am 29. September mit einer Jubiläumsmatinee.
Schon eine Woche zuvor kommt mit dem Auftragswerk des Franz Michael Felder-Vereins eines der Highlights des neuen Spielplans auf die Bühne. Felix Mitterer verfasste aus der Biografie des Dichters, Sozialreformers und Bauern Felder ein "Aus seinem Leben" betiteltes Stück, das Stefan Otteni inszenieren wird. Dabei sollen auch Darsteller eines Bregenzerwälder Laientheaters auftreten. Es handle sich um eine sehr enge Auseinandersetzung mit der Person Felders, verriet Gräve zum "Geschenk des Felder-Vereins". Gerade in den heutigen Zeiten und in einem Wahljahr, sei es wichtig, an einen Mann zu erinnern, dessen Leben vom Bemühen um soziale Gerechtigkeit und Widerstand gegen eine repressive Obrigkeit geprägt gewesen sei.
Am 2. Oktober erzählt Max Merker die Geschichte des Pantomime-Begründers Jean-Gaspard Deburau in der Uraufführung von "Old White Clowns". Um die Themen Migration, Integration und Rassismus dreht sich das Stück "Fremde Seelen" der Schweizer Dramaturgin Eva-Maria Bertschy, das am 15. Jänner 2025 seine Uraufführung feiert. Die Vorarlberger Autorin Daniela Egger versucht im Stück "TOXIC. Britney Spears über Spears" eine Annäherung an die Popmusikerin, die Inszenierung von Agnes Kitzler wird erstmals am 14. Dezember zu sehen sein. Der durchökonomisierte Apparat der Gesundheitsversorgung steht im Fokus von "Schmerzambulanz" nach dem Roman von Elena Messner. Viola Köster inszeniert die Uraufführung am 26. Februar 2025. In Kooperation mit dem Symphonieorchester Vorarlberg und dem Bregenzer Festspielchor steht 2025 wieder eine Oper am Programm. Gespielt wird ab 9. März Mozarts "Don Giovanni".
Die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen stehe in ihrer Arbeit stets im Mittelpunkt, so Intendantin Gräve. Neben der Reaktion auf eine Welt, die sich angesichts von Kriegen und Krisen in einem "desolaten Zustand" befinde, sei ihr wichtig, auch aus historischen Stoffen das Allgemeingültige herauszuarbeiten, sich mit Vorarlberger und österreichischer Geschichte zu befassen und darüber mit dem Publikum zu diskutieren. In einem Wahljahr, in dem überall ein Rechtsruck zu spüren sei, und neu aufkeimendem Antisemitismus müsse man sich als Kulturschaffender damit auseinandersetzen. So steht Elfriede Jelineks "Rechnitz (Der Würgeengel)" unter Regie von Berenice Hebenstreit am Programm, Premiere ist am 15. Februar. Einen neuen Blick auf Goethes "Faust" wirft ab 17. April Max Merker, Niklas Ritter inszeniert Kafkas "Amerika" (17. Mai). Verlangen, Macht und Klassenkampf stehen im Mittelpunkt von Strindbergs "Fräulein Julie", das ab 31. Oktober zu sehen sein wird. Regie führt Birgit Schreyer Duarte.
Der Kombination Theater, Musik und Literatur nimmt sich das Landestheater gleich in mehreren Produktionen an: "brütt oder Die seufzenden Gärten" ist eine begehbare Installation mit Texten von Friederike Mayröcker, die ab 13. September zu sehen ist, erarbeitet von Stephanie Geiger. "Weeping Songs" bringt klassische Balladen und die Musik von Nick Cave zusammen (7. September). Darüber hinaus plant das Haus am Kornmarkt wieder Liederabende, wie den so erfolgreichen Falco-Abend und lädt zum "Christmas Singalong". Als Familienstück gibt das Landestheater heuer Erich Kästners "Emil und die Detektive" (ab 29. November).
An sich wollte Gräve zum Ende der Spielzeit ein "Abbruchspektakel" veranstalten, nun kam es jedoch anders: Die Sanierung des Hauses am Kornmarkt wurde auf die Spielzeit 2026/27 verschoben, auch wenn technisch dringend nötige Erneuerungen nicht aufgeschoben werden. Das habe vergaberechtliche und organisatorische Gründe, so Monika Wagner, Geschäftsführerin der Kulturhäuser-Betriebsgesellschaft (KUGES), so müssten Aufträge an Spezialfirmen für Bühnentechnik vergeben werden, was nun mehr Zeit brauche. Mit den Besucherzahlen des vergangenen Jahres - rund 72.700 - zeigte sich die Intendantin übrigens zufrieden. Man sei dankbar, dass man anders als andere Häuser infolge der Pandemie kaum Besucherrückgänge zu verzeichnen habe. "Das Publikum ist sehr treu und sehr begeistert", schloss Gräve.
(S E R V I C E - https://landestheater.org)
Kommentare