Vorarlberger Moor Salgenreute als Vorzeigeprojekt
Bindet ein intaktes Moor sehr viel an Kohlendioxid, gibt ein zerstörtes Moor klimaschädliche Gase in die Umwelt ab. Vor diesem Hintergrund wurden österreichweit zahlreiche Moor-Renaturierungsprojekte in Gang gesetzt. Als ein diesbezügliches Leuchtturmprojekt gilt die Renaturierung des Moores Salgenreute in Vorarlberg.
Vorarlberg ist "Land der Moore"
Das westlichste österreichische Bundesland ist aufgrund seiner Topografie (tonreiche Schichten) und seines Niederschlagsreichtums (jährlich bis zu 2.500 Liter Regen pro Quadratmeter in Hochlagen) grundsätzlich ein "Land der Moore", wie es Carola Bauer vom grenzüberschreitenden "Naturpark Nagelfluhkette" bei einem Lokalaugenschein der APA nannte. In Vorarlberg liegen zehn Prozent aller Moore Österreichs, deshalb hat das Land auch die nationale Gesamtverantwortung für das Projekt "LIFE AMooRe - Austrian Moor Restoration" übernommen.
Rund 44 Millionen Euro fließen bis 2033 in die Umsetzung der Moorstrategie Österreich 2030+ und damit in die Erhaltung der österreichischen Moore. Das größte Projekt umfasst dabei etwa 260 Hektar im Vorarlberger Rheindelta, wo in den 1950er-Jahren viele Flächen für die Natur verloren gingen. Sie wurden trockengelegt und werden heute landwirtschaftlich genutzt. Nun sollen auch sie wiedervernässt werden.
Moor Salgenreute in Krumbach
Ein anschauliches Beispiel dafür, wie die Renaturierung eines Moors bzw. einer Moorlandschaft gelingen kann, ist das Moor Salgenreute in Krumbach im Bregenzerwald. Vor zwei Jahren wurden Maßnahmen gesetzt, um das Moor in seinen Originalzustand zurückzuversetzen. Allerdings geht das nicht von heute auf morgen. "Das wird etwa 20, 30 Jahre dauern", schätzte Bauer. Renaturiert wurde auf einer Fläche von rund 3,8 Hektar. Zur Wiedervernässung des Hochmoors wurden frühere Entwässerungsgräben geschlossen. Einst waren die Gräben benötigt worden, um Torf - wie der Boden im Moor genannt wird - zu stechen.
Spundwände eingezogen
Vor zwei Jahren wurden Spundwände eingezogen, sodass sich das Wasser wieder anstauen kann. Mehr Wasser sorgt für mehr Wachstum der Torfmoose und somit auch für Torfbildung. Der Torf setzt sich hauptsächlich aus abgestorbenem Moos und Pflanzenresten zusammen und ist ein famoser Kohlendioxid-Speicher - solange das Moor intakt ist. Weltweit bedecken Moore zwar nur drei Prozent der Landfläche, sie binden aber doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen, die rund dreißig Prozent der Landfläche einnehmen. Umgekehrt darf ein Moor auch nicht zu nass sein, ansonsten setzt es gespeichertes Methan frei. Das Setzen der Spundwände konnte somit erst nach genauer Analyse der Fläche erfolgen.
Zwei Jahre nach den Wiedervernässungsmaßnahmen sind im Sommer 2024 Erfolge zu besichtigen. Im Moor sind die ersten Gräben inzwischen bereits mit Wasser gefüllt, und es bilden sich Schwimmmoose, die die Gräben in etwa 20 Jahren wieder schließen werden. In der Zwischenzeit dienen die kleinen Tümpel als Paradies für Unken, Frösche und Libellen. In einem Grenzgraben sterben dort gewachsene Fichten ab, "denen ist es zu nass", sagte Bauer. Um den Zustand des Moors und die Entwicklung im Blick zu haben, hat der Naturpark an drei Stellen Messpegel gesetzt, die in regelmäßigen Abständen den Wasserstand im Moor messen. Der Moorkörper, Heimat für typische Moorpflanzen wie den Sonnentau, reicht bis in eine Tiefe von drei Metern und ist damit etwa 3.000 Jahre alt.
Salgenreute ist in Krumbach nur eines von mehreren Mooren. Die landwirtschaftlich geprägte Gemeinde mit rund 1.100 Einwohnern hat die kleinen, doch vielfältigen Moore seit 2008 für sich entdeckt, um ein Profil zu entwickeln. "Mit seinen Mooren macht Krumbach mehr aus sich", heißt es in einer Broschüre der Kommune. An 14 Standpunkten laden einfache Moorsitze zur Betrachtung von Mooren ein, ebenso werden im Sommer geführte Moorwanderungen angeboten. Dabei wird Wissenswertes zu Moorpflanzen, Geologie und Geschichte der Moore vermittelt.
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