APA - Austria Presse Agentur

Vorwurf von Arbeitsrechtsverstößen bei Lauda in Deutschland

Von Arbeitsverhältnissen wie im 19. Jahrhundert schreibt die deutsche Zeitung die "Welt" für Mitarbeiter der zu Ryanair gehörenden Laudamotion in Deutschland. Unter anderem seien kranke Mitarbeiter unter Druck gesetzt worden, dennoch zur Arbeit zu erscheinen und Ruhezeiten-Regelungen wurden verletzt. Billigairlines wie Laudamotion stehen schon länger in der Kritik von Arbeitsrechtsexperten.

Laudamotion äußerte sich inhaltlich nicht zu den Vorwürfen, beschied der Zeitung, die Behauptungen seien "Hörensagen" und falsch. Lauda habe zu jeder Zeit Sicherheitsstandards erfüllt und die Prüfungen der Luftfahrtbehörden bestanden. Vor einer Woche teilten Ryanair und Lauda überraschend mit, die Lauda-Basis in Düsseldorf bis Ende Oktober schließen zu wollen - und damit den letzten verbliebenen deutschen Standort von Laudamotion.

"Das sind Verhältnisse, die würde ich bei Tönnies vermuten, aber doch nicht in der Luftfahrt", wird ein Kapitän zitiert, der seinen Namen nicht in Medien lesen wolle. Von Düsseldorf aus arbeitete beispielsweise der Flugbegleiter Stefan. Er berichtet, mit dem Tod von Niki Lauda habe sich vieles verändert. Ryanair, der Laudamotion zuvor schon gehört hatte, habe fortan ihre Firmenkultur dort verbreitet. "Wir durften im Crewraum nur noch Englisch miteinander sprechen." Kranken Mitarbeitern habe Laudamotion sogenannte Sick Letters geschickt. Darin liste die Firma tabellarisch auf, wann die Mitarbeiter krank gewesen seien und wie lange - und, ob die Krankheitstage etwa vor oder nach freien Tagen lagen. Auch bei Ryanair gebe es solche Briefe, wie die "Welt" und die ZDF-Sendung "Frontal 21" schon vor drei Jahren berichteten. In solchen Sick Letters ist von "unhaltbaren" Abwesenheiten die Rede und von "weiteren Schritten", falls sich daran nichts ändere.

Auch der von der "Welt" zitierte Flugbegleiter Stefan hat einen derartigen Brief bekommen. Habe er sich krankgemeldet, sei er im Laufe desselben Tages mehrfach angerufen worden, sagte er. Er und viele seiner Kollegen hätten sich unter Druck gesetzt gefühlt. "Manche meiner Kollegen sind deshalb hustend und niesend zur Arbeit gekommen."

Aus einem Dokument, das ein früherer Lauda-Mitarbeiter der deutschen Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo schickte, ging zudem hervor, dass ein Mitarbeiter während der Krankheit fristlos gekündigt worden sei. Er habe das Jahr verteilt knapp über 50 Tage gefehlt. Der Arbeitsrechtsprofessor Daniel Ulber von der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg beurteilt diese Praxis als mit dem deutschen Arbeitsrecht nicht vereinbar. Auch der Jurist Wolfgang Däubler, Professor für Arbeitsrecht an der Universität Bremen, hat Schilderungen von Lauda-Mitarbeitern für die "Welt" bewertet und sich Arbeitsverträge und Schriftverkehr angesehen.

Flugbegleiter erzählten, nicht nur kranke, sondern auch übermüdete Kollegen seien mit Druck an Bord geholt worden. Sie seien auch dazu gedrängt worden, ihre gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten nicht einzuhalten. Auch Flugbegleiter Stefan sei nachts angerufen worden. Ihm sei gesagt worden, er solle in zwei Stunden wieder auf die Kanaren fliegen. Der Arbeitsrechtler Däubler beurteilt Anrufe in Ruhezeiten bis auf wenige Einzelfälle als Verstoß gegen das deutsche Arbeitsrecht. Es gebe nur wenige Einzelfälle, in denen der Bruch der Ruhezeit aber gut begründet sein müsse. "Hier kommt aber erschwerend hinzu, dass die Flugsicherheit gefährdet ist." Lauda - die sich im Streit um Kündigungsschutzprozesse in zwei aktuellen Fällen vor Gericht habe verantworten müssen - äußerte sich auf Anfragen der Zeitung zu keinem der Punkte.

In den Prozessen ging es darum, ob deutsches Arbeitsrecht gilt. Laudamotion ist ein österreichisches Unternehmen im Besitz der irischen Ryanair. In beiden Fällen urteilte das Arbeitsgericht Düsseldorf: Die Mitarbeiter arbeiteten an einem deutschen Standort, somit gelte hinsichtlich des Kündigungsschutzes deutsches Arbeitsrecht.

Aus dem Cockpit wurde der "Welt" erzählt, dass Laudamotion in jüngster Zeit auch einen unterschwelligen Druck auf die Kapitäne ausgeübt habe, mit möglichst wenig Benzin zu fliegen. Demnach müsse jede Tankfüllung, die über die Mindestbetankung hinausging, haarklein gegenüber dem Arbeitgeber begründet werden. Dass Billigairlines recht knapp tanken, wurde wiederholt in Medien berichtet. So mussten gleich drei Maschinen der Lauda-Mutter Ryanair im Jahr 2012 in Spanien notlanden, weil sie zu wenig getankt hatten.