APA - Austria Presse Agentur

Waffenbesitz erhöht Risiko für Tötungsdelikte im Haushalt

Der Besitz von Schusswaffen in einem Haushalt erhöht das Risiko für Partner und Familienangehörige, Opfer von Tötungsdelikten mittels Waffen zu werden, erheblich. Zu diesem Schluss kamen die Autoren einer neuen Studie, die im "American Journal of Preventive Medicine" veröffentlicht wurde.

Für jede Erhöhung der Waffenbesitzquote von zehn Prozent im Haushalt zeigten die Ergebnisse eine signifikante Zunahme von Tötungen im sozialen Nahbereich um 13 Prozent. Gab es keine Beziehung zwischen Opfern und Tätern und erfolgte die Tötung durch Waffen, die nicht im Haushalt vorhanden waren, betrug der Anstieg nur zwei Prozent.

"Obwohl Personenschutz ein häufig genannter Grund für den Besitz einer Waffe ist, zeigen unsere Untersuchungen, dass der Besitz von Schusswaffen auch für Angehörige erhebliche Risiken birgt", erklärte Studienleiter Aaron J. Kivisto von der School of Psychological Sciences an der Universität Indianapolis. Angehörige würden mit größerer Wahrscheinlichkeit getötet, wenn sich eine Waffe im Haushalt befindet. "Unsere Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Beseitigung von Schusswaffen zum Schutz von Opfern häuslicher Gewalt, von denen die Mehrheit Frauen sind", so Kivisto. Da die Zahl der durch Schusswaffengewalt verursachten Todesfälle in den USA weiter zunimmt, haben Forscher begonnen, potenzielle Ursachen zu untersuchen - darunter fällt die Anzahl der Haushalte mit Schusswaffen.

Untersucht wurde, ob die Waffenbesitzquoten der Haushalte auf staatlicher Ebene eindeutig mit den Tötungsquoten bei bestimmten Beziehungen zwischen Opfern und Tätern in Verbindung gebracht wurden. Die Wissenschafter analysierten dazu die jährlichen Mordraten in allen 50 US-Bundesstaaten von 1990 bis 2016 hinsichtlich verschiedenster Beziehungen zwischen Opfern und Tätern, einschließlich Tötungen von Partnern, Familienmitgliedern, Bekannten und Fremden. Verwendet wurden Daten aus der US-Volkszählung, dem Bureau of Labour Statistics, dem National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism und dem Uniform Crime Report des FBI.

Die Forscher stellten zwischen den einzelnen Staaten der USA erhebliche Unterschiede in der Rate der Haushalte fest, in denen sich Waffen befanden - sie lagen zwischen 10,4 und 68,8 Prozent. So wurden in Staaten im Süden und Westen höhere Waffenbesitzraten festgestellt, während im Nordosten ein geringerer Waffenbesitz zu verzeichnen war. Im Rahmen der Studie stellte sich heraus, dass die Anzahl der Tötungsdelikte, die durch im Haushalt vorhandene Waffen ausgeführt wurden, in den Staaten am oberen Ende dieses Spektrums signifikant höher war. Fast jedes dritte Tötungsdelikt wurde als häusliche Gewalt eingestuft, wobei es in den südlichen Bundesstaaten eine höhere und im Nordosten eine geringere Fallzahl gab. Etwa die Hälfte aller Opfer waren Freunde oder Bekannte.

"In Staaten im obersten Viertel des Waffenbesitzes der Haushalte gab es eine um 64,6 Prozent erhöhte Inzidenzrate für Tötungsfälle im häuslichen Bereich im Vergleich zu Staaten im untersten Viertel des Waffenbesitzes", erläuterte Kivisto. Keine signifikanten Unterschiede hätten sich hingegen in Bezug auf die Anzahl der Tötungsdelikten ergeben, bei denen Opfer und Täter nicht im sozialen Nahverhältnis zueinander standen.

Für die Wissenschafter weisen die Ergebnisse auf die Notwendigkeit hin, die Rolle von Schusswaffen in Bezug auf die vielfältigen sozialen und relationalen Dynamiken, die mit tödlichen Gewalttaten durch Waffen in Zusammenhang stehen, besser zu verstehen. Frühere Forschungen haben generell immer wieder auf einen Zusammenhang zwischen Waffenbesitz auf Staatsebene und Schusswaffensterblichkeit hingewiesen, einschließlich Selbstmorden und Morden.

Die Forscher möchten ihre Ergebnisse als Leitfaden für künftige politische Maßnahmen und Forschungsinitiativen verstanden wissen. "Es gibt zwar Gesetze in einigen Staaten, die auf die Reduzierung der häuslichen Gewalt mit Schusswaffen abzielen, aber es wurde nicht genug getan, um dies auf Bundesebene durchzusetzen", meinte Kivisto. US-Staaten, in denen Personen mit hohem Risiko für häusliche Gewalt gesetzlich verboten wird, Schusswaffen zu besitzen, bzw. wo diese ihre Waffen abgeben müssen, weisen eine geringere Anzahl an Tötungsdelikten im Familien- oder Bekanntenkreis auf.