APA - Austria Presse Agentur

Waldbrände: Grazer KlimaforscherInnen zeigen Erwärmung der Atmosphäre auf

Große Mengen von Aerosolen aus großflächigen Waldbränden können in der Stratosphäre zu starker lokaler Erwärmung führen.

Das haben Klimaforscher der Universität Graz anhand von Untersuchungen der Auswirkungen von großen Waldbränden der letzten vier Jahre erkannt. Die Temperaturerhöhung habe mehrere Monate angehalten, teilte die Universität Graz am Freitag per Aussendung mit. Die neuen Erkenntnisse seien für das globale Klimamonitoring von Bedeutung.

Ob in den Wäldern von Kalifornien, Südeuropa oder in der Türkei: Trockenheit aufgrund von Hitzewellen und mangelndem Niederschlag hat auch dieses Jahr wieder dafür gesorgt, dass die Feuer heuer intensiv und lange wüteten. Die Forschenden vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel im Team von Andrea Steiner an der Uni Graz haben Zugriff zu Satellitenbeobachtungsdaten in Zusammenhang mit zwei extremen Waldbrandereignissen - 2017 in Nordamerika und 2019/20 in Australien - erhalten und diese hinsichtlich der Temperaturveränderungen in der Erdatmosphäre analysiert. Publiziert wurden die Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe von "Scientific Reports".

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Bei der unvollständigen Verbrennung während der Waldbrände werden feinste feste Schwebeteilchen (Aerosole) in die Luft freigesetzt, die immer höher steigen. "Aerosole von großen Waldbränden können bis in die Stratosphäre gelangen, über Monate bis Jahre dort verweilen und die Zusammensetzung der Atmosphäre sowie die Temperatur der oberen Luftschichten beeinflussen", erklärte Andrea Steiner, Leiterin des Wegener Center der Universität Graz. Die Stratosphäre dehnt sich in einer Höhe von etwa 15 bis 50 Kilometern Höhe über die Erdoberfläche aus.

Die Grazer Forscher haben das in ihren Auswertungen der Beobachtungsdaten bestätigt bekommen und konnten starke Folgen für die atmosphärische Temperaturstruktur belegen: "Als unmittelbare Auswirkung zeigen die Messungen eine starke Erwärmung der unteren Stratosphäre um bis zu zehn Grad Celsius innerhalb der von den Waldbränden verursachten Aerosolwolken direkt nach ihrer Entstehung", wusste Matthias Stocker, Erstautor der aktuellen Studie, zu berichten.

In der unteren Stratosphäre hielt der Temperaturanstieg mehrere Monate an und erreichte bei den nordamerikanischen Waldbränden ein Grad Celsius und 3,5 Grad Celsius bei den australischen im Winter 2019/20. Diese kurzfristige Erwärmung durch die Feuer in Australien sei sogar stärker als jeder Temperaturanstieg in der Stratosphäre infolge von vulkanischer Aktivität seit dem Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991 gewesen, wurde hervorgehoben. Die Ergebnisse würden zeigen, dass große Waldbrände als Einflussfaktor berücksichtigt werden müssen, wenn man natürliche Ursachen für Klimaschwankungen in der Atmosphäre von menschgemachten unterscheiden will, wurde zudem festgehalten.

Bei ihren Analysen stützte sich das Team auf Daten aus Radio-Okkultationsmessungen. Sie basieren auf GPS-Signalen, die von Sender- zu Empfängersatelliten geschickt und auf ihrem Weg durch die Atmosphäre von der Temperatur und anderen Faktoren beeinflusst werden. Daraus lassen sich äußerst genaue Daten über diese Klimavariablen in allen Schichten der Atmosphäre ableiten.