US-Starinvestor Warren Buffett

APA - Austria Presse Agentur

Warren Buffett stellte sich in Omaha Anleger-Fragen

Es ist wieder soweit: Warren Buffett lädt zum "Woodstock des Kapitalismus" und massenhaft Anhänger aus aller Welt reisen an. Bei der Hauptversammlung von Berkshire Hathaway verwöhnt der inzwischen 88-jährige Börsen-Guru seine Fans nicht nur mit Milliardengewinnen.

Im ersten Quartal stieg der operative Gewinn im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 5,6 Milliarden Dollar (5,0 Mrd Euro), wie das Unternehmen am Samstag mitteilte. Bei der Hauptversammlung in Omaha im US-Bundesstaat Nebraska herrschte wie jedes Jahr großer Andrang - Zehntausende Anhänger kamen. Um ihre Fragen zu beantworten, nahmen sich der 88-jährige Buffett und sein 95 Jahre alter Vize Charlie Munger rund sechs Stunden Zeit.

Berkshire Hathaways Nettoüberschuss betrug im abgelaufenen Quartal sogar 21,7 Milliarden Dollar. Buffett selbst rät jedoch davon ab, dem viel Beachtung zu schenken. Seit Einführung einer neuen Bilanzierungsmethode, durch die der Marktwert nicht realisierter Investmentgewinne laufend ausgewiesen werden muss, schwankt das Ergebnis heftig und ist stark verzerrt. So hatte es hier im Vorjahreszeitraum einen Verlust von 1,1 Milliarden Dollar gegeben. Im Vorquartal hatte das Minus gar enorme 25 Milliarden Dollar betragen.

Bei der von den Besuchern als "Woodstock des Kapitalismus" bezeichneten Aktionärsversammlung steht ohnehin eher der Starkult um Börsen-Guru Buffett im Vordergrund als das Zahlenwerk. Etliche Aktionäre pilgern jedes Jahr zum bunten Treiben in dessen Heimatstadt Omaha, wo die Firmen aus Buffetts Konglomerat mit Messeständen und Fanartikeln zum großen Rummel beitragen. Zu Berkshire Hathaway gehören an die 90 Unternehmen, hinzu kommen diverse Aktienpakete.

Wie üblich nahmen sich Buffett und sein Stellvertreter Munger viel Zeit, um in einer ausführlichen Fragerunde auf die Anliegen ihrer Aktionäre einzugehen. Ein Thema, über das diese sich angesichts des hohen Alters der Berkshire-Chefs besonders den Kopf zerbrechen: Wer soll einmal die Nachfolge Buffetts antreten? Die wegen ihres Gespürs für lukrative Geldanlagen "das Orakel von Omaha" genannte Investmentlegende hielt sich hierzu bedeckt. Allerdings hatte das Unternehmen mit der Beförderung der Manager Greg Abel und Ajit Jain in den Verwaltungsrat schon vor einiger Zeit die Weichen gestellt. Buffett lobte die beiden potentiellen Nachfolger in höchsten Tönen.

Buffett kümmert sich nicht nur bei der Hauptversammlung gut um seine Investoren, im ersten Quartal verwöhnte er sie auch durch kursstützende Aktienrückkäufe im Wert von 1,7 Milliarden Dollar. Eigentlich steckt Buffett das viele überschüssige Geld von Berkshire Hathaway lieber in Firmenübernahmen. Zum Quartalsende saß er auf liquiden Mitteln von gut 114 Milliarden Dollar. Viele Aktionäre fiebern auf einen großen Deal hin, Buffett findet aber derzeit keine attraktiven Unternehmen, die seinen Preisvorstellungen entsprechen.

Der Starinvestor streckt zur Zeit seine Fühler nach Großbritannien und Europa aus. "Wir hoffen auf einen Deal in Großbritannien und oder in Europa, egal wie der Brexit ausgeht", so der Milliardär. "Ich möchte, dass Berkshire Hathaway in Großbritannien und Europa besser bekannt wird... Ich würde mir wünschen, dass sie öfter an Berkshire denken, wenn Unternehmen zum Verkauf stehen." Das Gezerre um einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union sieht er dabei nicht als Hindernis. "Ich habe das Gefühl, dass es ein Fehler war, abzustimmen, um zu gehen", sagte Buffett. Allerdings "zerstört es meinen Appetit nicht im Geringsten, eine sehr große Akquisition in Großbritannien zu tätigen."

Erst vor wenigen Tagen hatte sich Berkshire Hathaway erstmals mit Aktien des weltgrößten Online-Händlers Amazon eingedeckt. Buffett sagte, dass einer seiner Investmentmanager, Todd Combs oder Ted Weschler, in Amazon investiert habe. Buffetts Kompagnon und Berkshire-Vize-Chairman Charlie Munger räumte unterdessen ein, es versäumt zu haben, bei Google einzusteigen. "Ich fühle mich wie der Arsch eines Pferdes, weil ich Google nicht früher identifiziert habe."

Zuletzt kündigte Berkshire Hathaway auch an, sich mit zehn Milliarden Dollar an der Finanzierung einer möglichen Übernahme des US-Ölförderkonzerns Anadarko Petroleum durch den Rivalen Occidental zu beteiligen. Der Quartalsbericht von Buffetts Investmentgesellschaft enthält indes noch ein großes Fragezeichen: Die Ergebnisse des kriselnden US-Lebensmittelriesen Kraft Heinz liegen bisher nicht vor. Berkshire Hathaway hält rund 27 Prozent an dem Konzern, der die Bilanz im Vorquartal stark belastete.