APA - Austria Presse Agentur

Weiter große Unterschiede bei Corona-Impfraten in Gemeinden

Während sich in Österreich die Zahl der verabreichten Corona-Impfungen einbremst, kratzt das Burgenland als erstes Bundesland an der 60-Prozent-Marke an Vollimmunisierten.

Der Grundstein dafür wurde auf Gemeindeebene gelegt. Sechs der zehn am besten durchgeimpften Gemeinden sind burgenländisch. In Kärnten, Oberösterreich und Tirol gibt es hingegen noch Gemeinden, wo weniger als ein Drittel der Menschen vollimmunisiert ist.

Insgesamt gibt es in Österreich laut Zahlen des E-Impfpasses zwar schon dreizehn Gemeinden, in denen über 70 Prozent der Bevölkerung beide Teilimpfungen, oder eine Dosis des Wirkstoffes von Johnson & Johnson bekommen haben und somit als vollimmunisiert gelten. Gleichzeitig ist die Impfmoral aber in einigen Gemeinden im Inn- und Mühlviertel, in Teilen des Waldviertels, in Oberkärnten, Osttirol, im Oberinntal sowie und in einigen Gemeinde im Flach- und Tennengau niedrig.

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Aus diesen Regionen stammen auch die drei letzten übrig gebliebenen Gemeinden mit weniger als 30 Prozent an zweifach Geimpften - das sind Auerbach im Innviertel (28,69 Prozent), Stall im Mölltal (27,31 Prozent) und Spiss in Tirol (26,26 Prozent). In allen anderen Gemeinden Österreichs sind mindestens 30 Prozent der Bevölkerung vollimmunisiert.

Vorzeige-Bundesland ist damit schon seit Wochen das Burgenland. Mit Großmürbisch (72,77 Prozent), Kleinmürbisch (71,18 Prozent), Podersdorf am See (70,72 Prozent), Ritzing (70,75 Prozent), Frankenau-Unterpullendorf (70,52 Prozent), Illmitz (70,13 Prozent) und Tadten (70,16 Prozent) sind sieben der österreichweit insgesamt zwölf Gemeinden mit über 70 Prozent Vollimmunisierten burgenländisch.

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Auch fünf niederösterreichische Gemeinden haben in den vergangenen Tagen den Sprung über die 70 Prozent gemacht: Laab im Walde und Aderklaa belegen mit 72,22 Prozent bzw. 71,36 Prozent Rang zwei und drei in den österreichischen Top-10 unter den Gemeinden mit der höchsten Impfrate. Aus Tirol liegt die Gemeinde Galtür (70,8 Prozent) auf Rang acht. Die anderen Bundesländer haben noch keine Gemeinde über die 70-Prozent-Hürde gebracht, zeigt sich in einem deutlichen Ost-West-Gefälle.

Eine 70-prozentige Durchimpfungsrate galt unter Experten lange Zeit als Ziel, um Herdenimmunität zu garantieren. Seit dem Aufkommen der als besonders ansteckend geltenden Delta-Variante geht etwa das deutsche Robert-Koch-Institut jedoch davon aus, dass mehr als 80 Prozent der Bevölkerung geimpft oder genesen sein müssen, um das Virus ohne weitere Maßnahmen in Schach halten zu können. Auch diese etwas höhere Latte könnte aber mancherorts schon erreicht sein - denn es gilt zu bedenken, dass die Impfstatistik Genesene nicht berücksichtigt.

Weil die Durchimpfungsrate in Wien bei den älteren Semestern deutlich höher ist als bei den jüngeren, sind in der Bundeshauptstadt auch die im Altersdurchschnitt höher angesiedelten Bezirke bei der Immunisierung gegen das Coronavirus vorne. In den Bezirken innerhalb des Gürtels sind durchgehend über 60 Prozent der Bevölkerung erstgeimpft, ebenso wie in Liesing, Penzing, Währing und Döbling - in Hietzing sind es sogar fast zwei Drittel. Jeder vierte Bewohner ist dort über 65 Jahre alt. Schlusslichter sind die klassischen Arbeiterbezirke Simmering (52 Prozent) und Favoriten (49,7 Prozent) - im zehnten Wiener Gemeindebezirk ist jeder sechste älter als 65 Jahre.

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Nicht zuletzt um diese Lücke zwischen Alt und Jung zu schließen, hat sich die Stadt Wien kürzlich dazu entschlossen, der Bevölkerung neue, teilweise mobile Impfangebote zu machen. Seit Mittwoch touren etwa Impfbusse durch die Stadt. Sie sollen neben stark frequentierten Orten vor allem bei Schulen und Jugendzentren Station machen und Kurzentschlossene ohne Termin oder Anmeldung die Impfung schmackhaft machen.

Eine Erklärung für die regionalen Unterschiede hat das Gesundheitsministerium übrigens nicht. Ein Sprecher verwies lediglich darauf, dass die Impfung in die Zuständigkeit der Länder falle. Neben einem ausreichenden Impfangebot scheint das Ja zu einer Impfung aber auch eine Mentalitätseinstellung zu sein. So meinte etwa der Bürgermeister der Tiroler Impfschlusslicht-Gemeinde Spiss in der Vorwoche in einem Interview mit dem TV-Sender Puls24, die niedrige Durchimpfungsrate im Ort hänge damit zusammen, "dass wir am Land leben". Außerdem seien die Abwehrkräfte von Bewohnern ländlicher Gemeinden besser, als von Personen in der Stadt. Letzen Endes müsste aber jeder selbst entscheiden, "ob er sich impfen lässt oder nicht".