Weitere Freilassung von Geiseln und Gefangenen erwartet

Eine Freigelassene freut sich mit ihrer Familie
Die islamistische Hamas im Gazastreifen wird voraussichtlich im Laufe des Tages erneut Geiseln freilassen.

Im Gegenzug dürfte Israel palästinensische Gefangene freilassen. Man arbeite "sehr hart" mit den Vermittlern Katar und Ägypten, um einen "Kompromiss" zu schließen und die Feuerpause zu verlängern, sagte Hamas-Sprecher Ghasi Hamad dem Nachrichtensender Al-Jazeera am Mittwoch. Die Lage sei kompliziert, er sei mit Blick auf eine mögliche Verlängerung aber optimistisch. 

"Wir sind bereit, mehr Geiseln zu befreien für eine Verlängerung der Feuerpause" für weitere Tage. Er hoffe auf eine Umsetzung noch am Mittwoch, so der Hamas-Sprecher. Israelische Medien berichteten unter Berufung auf das Büro des Ministerpräsidenten, dass Israel von der Hamas eine Liste mit den Namen der Geiseln erhalten hat, die freigelassen werden sollen. Eine Stellungnahme dazu war von der israelischen Regierung nicht zu erhalten.

Feuerpause verlängert

Die Hamas und Israel hatten die zunächst auf vier Tage angelegte Feuerpause zuvor um zwei Tage verlängert. Damit würde sie ohne erneute Verlängerung wohl am Donnerstag in der Früh ablaufen. Nach der ursprünglichen Übereinkunft der Parteien soll die Feuerpause auf maximal bis zu zehn Tage verlängert werden können, um die weitere Freilassung von Geiseln und palästinensischen Häftlingen zu ermöglichen.

Israel hatte mitgeteilt, die Feuerpause könne weiter verlängert werden, sofern die Hamas weiterhin mindestens zehn israelische Geiseln pro Tag freilasse. Am Dienstagabend hatten die Islamisten zehn Israelis sowie zwei Ausländer aus ihrer Gewalt entlassen, darunter auch eine 75-jährige Frau, deren Antrag auf die österreichische Staatsbürgerschaft vor dem Abschluss steht. Sie war mit einem mittlerweile verstorbenen Österreicher verheiratet. Kurze Zeit später ließ Israel 30 Palästinenser aus dem Ofer-Gefängnis im besetzten Westjordanland und einem Internierungslager in Jerusalem frei.

Ein ranghohes Mitglied der islamistischen Hamas kündigte am Mittwoch die Freilassung zweier weiblicher Geiseln mit russischer Staatsangehörigkeit an. Hamas-Anführer Mussa Abu Marsuk sagte einem Radiosender im Gazastreifen, die Freilassung erfolge außerhalb des Abkommens mit Israel und als Geste an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die Frauen sollen demnach am Mittwoch zusätzlich zu zehn israelischen Geiseln freigelassen werden.

Die israelischen Geiseln sollen im Gegenzug zur Entlassung von 30 weiteren palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen freikommen. Die Hamas hatte bereits am Sonntag einen 25-jährigen israelisch-russischen Doppelstaatsbürger ohne Gegenleistung entlassen. Bisher hat die Hamas 81 Israelis und Ausländer im Austausch für 180 palästinensische Häftlinge freigelassen. Nach israelischen Angaben werden noch mehr als 150 Geiseln im Gazastreifen festgehalten, darunter ein zehn Monate altes Baby.

Die Geiseln gehörten zu den etwa 240 Personen, die von Hamas-Kämpfern bei ihrem überraschenden Angriff auf den Süden Israels am 7. Oktober verschleppt wurden. Nach israelischen Angaben wurden dabei rund 1.200 Menschen getötet. Mittlerweile ist einem Insider zufolge im Gespräch, nicht mehr nur wie bisher Frauen und Kinder unter den Geiseln freizulassen, sondern auch Männer und Angehörige des israelischen Militärs.

Die USA sind nach den Worten ihres Außenministers Antony Blinken um eine abermalige Verlängerung der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen bemüht. Dies würde bedeuten, dass weitere Geiseln nach Hause kommen könnten, sagt Blinken in Brüssel vor der Presse nach einem Treffen der NATO-Außenminister. Außerdem würde mehr Hilfe für die Zivilbevölkerung in den Gazastreifen gelangen. "Das ist ganz klar etwas, was wir wollen. Ich glaube, das ist auch etwas, das Israel will." Er werde während seiner Reise nach Israel in den kommenden Tagen mit der israelischen Seite zusammenarbeiten, um auf eine Verlängerung der Waffenruhe hinzuwirken.

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