APA - Austria Presse Agentur

Bootsunglück in Süditalien: Weitere Leichen geborgen

Die Zahl der Todesopfer des Flüchtlingsunglücks vor der Küste der süditalienischen Region Kalabrien steigt weiter.

Insgesamt 66 Leichen wurden bisher geborgen, darunter jene von 15 Minderjährigen. In den vergangenen Stunden wurden zwei weitere Leichen geborgen. Dabei handelt es sich um einen Mann und um ein zehnjähriges Kind, wie die italienischen Rettungseinheiten am Mittwoch mitteilten. Nach weiteren Vermissten wird weiter gesucht.

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Identifizierung der Leichen

Die Särge mit den Leichen der Migranten, die beim Schiffbruch am Sonntag ums Leben gekommen sind, wurden in der Sporthalle der Stadt Crotone aufgebahrt. Zur Identifizierung verstorbener Angehörige trafen auch Angehörige der Migranten aus Österreich und Deutschland ein, berichtete die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen". Bisher seien lediglich 28 Tote identifiziert worden, hieß es.

Unterdessen wurde die Suche nach Vermissten fortgesetzt. Tauchereinheiten der Feuerwehr und der Polizei waren im Einsatz und suchten nach weiteren Leichen. Einige der Verletzten, die nach der Tragödie am Sonntag ins Krankenhaus von Crotone eingeliefert worden waren, konnten das Spital mittlerweile verlassen.

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Die rund 80 Überlebenden des Bootsunglück befinden sich in einem Aufnahmezentrum in Crotone. Die meisten wollen nicht in Italien bleiben, sondern ihre Reise in andere europäische Länder fortsetzen, berichteten italienische Medien. Die Überlebenden wurden von der Staatsanwaltschaft vernommen, die ein Verfahren wegen Totschlags und Beihilfe zur illegalen Einwanderung eröffnet hat.

Drei mutmaßliche Schlepper wurden bisher festgenommen. Sie sollen das Fischerboot, das am 22. Februar vom türkischen Izmir unter gefährlichen Wetter- und Seebedingungen abgefahren war, nach Süditalien gesteuert haben. Bei den mutmaßlichen Schleppern handelt sich um einen türkischen Staatsbürger und zwei Pakistaner, von denen einer minderjährig ist. Sie sollen von den Flüchtlingen jeweils 8.000 Euro für die Reise verlangt haben. Sie sollen die Telefone der Migranten beschlagnahmt haben. Dies sei eine mögliche Erklärung, warum die Migranten nicht die Küstenwache benachrichtigten, als das Schiff wegen des schlechten Wetters 150 Meter vor der Küste Crotones an den Felsen der Küste zerschellte, hieß es.

Die italienische Küstenwache wies indes den Vorwurf zurück, sich zu spät zur Rettung des Fischerbootes eingeschaltet zu haben. Das Fischerboot war am Samstagabend von einem Flugzeug der EU-Grenzschutzbehörde Frontex gesichtet worden. Da das Boot nach Plan unterwegs war und nur eine einzige Person an Deck gesichtet wurde, sei die Küstenwache nicht eingeschaltet worden. Außerdem sei seitens der Migranten an Bord des Fischkutters kein Notruf eingetroffen, hieß es.

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Das überladene Fischerboot, das laut der Küstenwache rund 120 Personen aus dem Iran, Pakistan und Afghanistan an Bord hatte, konnte dem rauen Meer nicht standhalten, prallte wenige Meter vor der Küste gegen die Felsen und zerbrach in zwei Teile. Die Trümmer seien bis zu 300 Meter vor der Küste verstreut gefunden worden, hieß es.

Rechtsregierung von Giorgia Meloni

Die italienische Rechtsregierung von Giorgia Meloni bemüht sich indes legale Einwanderungswege nach Italien zu fördern. "In diesem Jahr werden wir daran arbeiten, rund 500.000 legale Einwanderer ins Land zu holen. Dies kann auch durch multilaterale und bilaterale Abkommen zur Unterstützung der legalen Einwanderung organisiert werden", sagte Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida. Vor allem in der Landwirtschaft und im Tourismus seien saisonale Arbeitskräfte dringend notwendig.

Die Förderung legaler Einwanderungswege müsse mit einem effizienteren Kampf gegen Schlepperei verbunden werden. "Italien hat mehr Migranten aufgenommen als jedes andere Land. Jetzt aber ist es erforderlich, das Problem auf europäischer Ebene anzugehen, denn es ist nicht möglich, dass eine einzelne Nation das bewältigt", erklärte Lollobrigida und bekräftigte: "Die illegale Einwanderung ist der Feind der legalen Migration. Wir sind nicht gegen die Migration, wir sind gegen die Illegalität", so der Minister von Melonis postfaschistischen Partei "Fratelli d ́Italia" (FdI - Brüder Italiens).