APA - Austria Presse Agentur

Weiterhin Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit geplant

Die Jugendarbeitslosigkeit ist immens. Derzeit sind um 10.000 mehr junge Menschen arbeitslos als vor einem Jahr. Eine sogenannte Taskforce für Jugendbeschäftigung aus verschiedenen Ministern hat sich am Mittwoch im Bundeskanzleramt getroffen.

Vor der Sitzung war man sich einig, dass derzeit eine schwierige Situation am Arbeitsmarkt herrscht - obwohl Österreich im europäischen Vergleich sehr gut liegt. "Wir ruhen uns nicht aus", versprach Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP). Die interministerielle Taskforce soll seit Sommer 2020 für eine Abstimmung zwischen jenen Ministerien sorgen, die mit Jugend und Beschäftigung zu tun haben. Sie befasst sich etwa mit diesem Spannungsfeld: Einerseits gibt es Jugendliche, die keine Lehrstelle finden einhergehend auch oft nicht an Unterstützungsmaßnahmen partizipieren. Andererseits gibt es auch viele Betriebe, die keine Lehrlinge finden. Es gibt ein Mismatch nach Regionen.

"Wir befinden uns, bedingt durch die Wirtschaftskrise und die Folgen der Pandemie, in einer herausfordernden Situation für den Arbeitsmarkt, die sich auch auf die Beschäftigungssituation von Jugendlichen auswirkt", so Arbeitsminister Kocher. Die Vermittlung und Ausbildung von jungen Menschen funktioniere grundsätzlich in Österreich aber gut. "Wir zählen zu den Top 4 Ländern im Bereich der Jugendbeschäftigung in Europa."

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Nur Deutschland (mit einer saisonbereinigt rund 6 Prozent hohen Jugendarbeitslosenquote), Tschechien (rund 8) und die Niederlande (knapp 10 Prozent) liegen besser als Österreich (gut 10 Prozent). Spanien (40 Prozent) Griechenland (rund 35 Prozent) und Italien (knapp 30 Prozent) sind Schlusslichter in der EU.

"Wir wollen eine Generation Corona vermeiden", betonte Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne). Er hob benachteiligte Menschen hervor. "Viele junge Menschen sind durch die Coronakrise von Armut und Ausgrenzung betroffen - besonders häufig Jugendliche mit Behinderungen beziehungsweise Unterstützungsbedarf." Hier wolle man mit Hilfestellungen gegensteuern und den Jugendlichen Möglichkeiten bieten. "Durch Projekte wie Ausbildungsfit, Jugendcoaching und Berufsbildungsassistenz eröffnen wir den jungen Menschen eine Bildungs-, Arbeits- und Lebensperspektive."

Auch die weiteren an der Taskforce beteiligten Politiker - Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Jugendministerin Susanne Raab und Bildungsminister Heinz Faßmann (alle ÖVP) hoben die Bedeutung der Taskforce hervor. Sie nannten viele Beispiele, was man schon getan habe - etwa 22.000 Anfragen auf der Jugendplattform beantwortet - und betonten, dass die Maßnahmen laufend evaluiert würden, was auch heute noch geschehe. Die Taskforce werde sich "auch heuer aktiv den Herausforderungen der Jugend am Arbeitsmarkt" widmen, so Raab. "Durch den Lehrlingsbonus haben wir mehr als 23.000 Lehrstellen in der Krise gesichert", sagte Schramböck, die auch die duale Ausbildung betonte. Heuer würden 30 Lehrberufe überarbeitet.

Derzeit (AMS-Daten per Ende Jänner) sind mehr als 72.000 Jugendliche und junge Menschen unter 25 Jahren entweder arbeitslos oder in Schulungen des Arbeitsmarktservice (AMS). Das ist ein Plus von rund 10.000 Jugendlichen ohne Job (+16 Prozent) im Vorjahresvergleich. Im ersten Corona-Krisenmonat März 2020 ist die Jugendarbeitslosigkeit regelrecht explodiert. Aus 57.610 jungen Leuten ohne Arbeit oder in Schulungen im Vorjahresmonat wurden da 82.462. Trauriger Höhepunkt war schließlich der April des Vorjahres mit 83.784 arbeitslosen Jugendlichen (April 2019: 57.520).

Bei der zuletzt verfügbaren saisonbereinigten Jugendarbeitslosenquote hatte Österreich (10,2 Prozent) im EU-Vergleich den viertniedrigsten Wert, hinter Deutschland (6,1 Prozent), Tschechien (8,4 Prozent) und Niederlande (9,4 Prozent). Extrem hoch ist die Jugendarbeitslosenrate in Spanien (40,9 Prozent), Griechenland (35 Prozent) und Italien (29,5 Prozent).

Im Jänner gab es außerdem eine große Lehrstellenlücke in Österreich: 7.411 Lehrstellensuchenden, um 15 Prozent mehr als im Vorjahr, standen nur 4.740 sofort verfügbare Lehrstellen zur Verfügung, im Vergleich zum Vorjahr um fast 20 Prozent weniger. Es fehlten damit 2.671 Lehrstellenangebote. Auf jede offene Lehrstelle kamen statistisch gesehen 1,6 Suchende. Besonders extrem klaffen Angebot und Nachfrage in der Bundeshauptstadt auseinander. Fast jeder zweite Lehrstellensuchende, nämlich 3.499 Personen, lebt in Wien, während hier nur 270 offene sofort verfügbare Lehrstellen vorhanden sind - das sind 13 Suchende pro offener Lehrstelle. Die Regierung versuchte den Lehrstellenmangel in der Coronakrise mit einem Lehrlingsbonus für Unternehmen und einem Ausbau von Plätzen in der überbetrieblichen Lehrausbildung zu bekämpfen.