Weltspartag für Sparer mit Niedrigzinsen schwierig
Weil es am Sparbuch praktisch keine Zinsen mehr gibt, aber die Inflation hoch ist, werden heimische Sparer heuer 7 Milliarden Euro verlieren, hat Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer laut "Wiener Zeitung" errechnet. Demnach wird die Rendite bei Spar- und sonstigen Einlagen 2021 mit durchschnittlich minus 2,6 Prozent deutlich negativ sein. Bereits von 2012 bis 2020 waren die heimischen Sparer mit einem realen Minus von insgesamt 3,1 Milliarden Euro pro Jahr konfrontiert. Bruckbauer hat errechnet, dass Sparende nach zehn Jahren real auf Verlusten von 19 bis 28 Prozent sitzen, wenn sie ihr Geld zu Durchschnittszinsen von 0,07 Prozent veranlagen und sich die Inflationsraten in diesem Jahrzehnt zwischen 2 und 3 Prozent bewegen.
Der ehemalige Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny, verteidigt in der "Presse" das Sparen: "Es hat auf jeden Fall Sinn." Wobei man zwei Aspekte unterscheiden müsse: Sparen als Sicherheitspolster und Sparen als Teil des Vermögensaufbaus. Bei Letzterem gehe es darum, Geld zu veranlagen, das man nicht kurzfristig brauche. Mit dem Aufbau von Vermögen könne man schon zu einem frühen Zeitpunkt beginnen, etwa mit kleinen Summen in Fondssparplänen. Trotzdem gebe es wegen des Sicherheitsaspekts kaum eine Alternative zum Sparbuch. "Ich glaube zwar, dass man den Kapitalmarkt stärken sollte, aber ohne eine spekulative Grundhaltung zu kreieren. Deshalb besteht auch die Gefahr dass es zu einer Blase kommt, da immer mehr Bevölkerungsgruppen in den Markt kommen, die sich das weder leisten können noch verstehen", warnt Nowotny. "Wenn man einen Finanzmarkt als breite Basis haben will, muss er nicht nur stabil gesehen werden, er muss auch stabil sein."
Die Wirtschaftskammer (WK) Wien fordert neue steuerliche Anreize, damit Private einen Teil ihrer Spareinlagen in heimische Betriebe investieren. Zusätzlich könnte auch eine staatliche Garantie in Form einer "kleinen Einlagensicherung" ein weiterer Anreiz sein. Die WK Wien schlägt hier eine Höhe von bis zu 50.000 Euro vor, die maximal 30 Prozent der Wert- und Beteiligungspapiere von Privaten, die ihr Sparkapital in heimische Betriebe investieren, abdecken soll.
Das Aktienforum, die Interessenvertretung der heimischen börsennotierten Unternehmen, macht sich ebenfalls für Veranlagungen in Wertpapiere stark. Man sehe sich auch als Interessenvertretung der Sparer, die versuchen, langfristig via Aktien- und Fondssparplänen privat vorzusorgen. Das laut Aktienforum "gute Regierungsprogramm" der ÖVP-Grüne-Regierung gehöre nun rasch abgearbeitet. Ganz oben auf der Agenda stehe die Einführung einer Behaltefrist bei Wertpapierverkäufen zwecks Vermögensaufbau und Altersvorsorge. Auf die Mitglieder des Aktienforums entfallen drei Viertel der Marktkapitalisierung der Wiener Börse.
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