APA - Austria Presse Agentur

Weltwirtschaft schrumpft im 4. Quartal wegen Coronawelle

Die Weltwirtschaft gerät der Industriestaaten-Organisation OECD zufolge wegen der zweiten Coronawelle in westlichen Ländern erneut ins Straucheln. Sie werde im laufenden vierten Quartal um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum schrumpfen. Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Prognose der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor.

"Vor allem Europa und Nordamerika leiden aktuell unter der wiederaufflammenden Pandemie, die den Konjunkturaufschwung gestoppt hat", betonte die OECD. In der Eurozone dürfte die Wirtschaftsleistung im Schlussquartal um 7,3 Prozent zurückgehen, in den Vereinigten Staaten um 3,2 Prozent. "Durch die Aussichten auf eine Impfung und einen erfolgreicheren Umgang mit dem Virus besteht wieder Hoffnung", so OECD-Chefvolkswirtin Laurence Boone. "Die Lage ist aber immer noch äußerst bedenklich."

Die OECD sagt der deutschen Wirtschaft eine Erholung von der Coronarezession voraus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde 2021 um 2,8 Prozent und 2022 um 3,3 Prozent wachsen. Für das ablaufende Jahr wird mit einem Rekordeinbruch von 5,5 Prozent gerechnet, da die Verbraucher weniger konsumieren und die Unternehmen weniger investieren dürften. Zudem wird ein Rückgang der Exporte erwartet. Verglichen mit anderen Industriestaaten fällt die Rezession eher mild aus. Die Eurozone insgesamt etwa dürfte im laufenden Jahr um 7,5 Prozent einbrechen.

"Deutschland steht im internationalen Vergleich recht gut da", sagte die Leiterin des OECD Berlin Centre, Nicola Brandt, zu Reuters. "Das liegt zum einen daran, dass die deutsche Volkswirtschaft - anders als etwa Italien und Spanien - nicht so sehr von Sektoren abhängt, die besonders stark unter der Pandemie zu leiden haben, wie etwa dem Tourismus." Zum anderen seien die Kapazitäten im Gesundheitssektor, etwa beim Testen und in Intensivstationen, größer als in anderen Ländern.

2021 soll die Währungsunion um 3,6 Prozent und 2022 um 3,3 Prozent wachsen. Unter den großen Wirtschaftsmächten traut die OECD für heuer nur China zu: Dort könnte es zu einem Plus von 1,8 Prozent reichen, dem 2021 ein Wachstum von 8,0 und 2022 von 4,9 Prozent folgen soll. Die weltweit größte Wirtschaftsmacht USA wird demnach zunächst um 3,7 Prozent schrumpfen, in den beiden kommenden Jahren dann um jeweils mehr als 3 Prozent zulegen.

Durch die Entwicklung von Impfstoffen sieht die OECD Licht am Ende des Tunnels. "Wichtig ist, die fiskal- und geldpolitische Unterstützung während dieser Zeit aufrechtzuerhalten, um eine noch tiefere Krise zu verhindern", sagte Brandt. Die Politik sollte nachhaltiges Wachstum fördern, etwa durch Investitionen in Digitalisierung, klimafreundliche Infrastruktur und in Bildung.

Auf Schulschließungen solle verzichtet werden. "Wir beobachten, dass gerade Kinder aus einkommensschwächeren Haushalten im Frühjahr stark zurückgefallen sind", sagte Brandt. "Das belastet die Wirtschafts- und Innovationskraft in der langen Frist und darf sich deswegen nicht wiederholen."