Einbrüche und Autodiebstähle in Österreich gestiegen

Cybercrime bleibt weiter große Herausforderung für die Polizei
In den ersten zwei Pandemiejahren ist in Österreich die Zahl der angezeigten Straftaten deutlich zurückgegangen. Das ändert sich im dritten Jahr wieder.

Zahlenmäßig zeigt sich ein deutlicher Anstieg bei der Eigentumskriminalität, auch Fahrzeuge werden wieder mehr gestohlen. Bei Wohnhaus-Einbruchsdiebstählen gibt es ein Plus zwischen 25 und 43 Prozent. "Wir nähern uns dem Niveau vor der Pandemie an", erläuterte der Direktor des Bundeskriminalamts (BK), Andreas Holzer.

Das habe man "auch genauso erwartet", sagte der Experte. Vor allem zu Beginn der Pandemie waren die Menschen - auch Lockdown-bedingt - mehr zu Hause, außerdem waren die Grenzen teilweise geschlossen, was einen deutlichen Rückgang bei der Eigentumskriminalität zur Folge hatte. Mit dem Ende der Maßnahmen gibt es nun wieder deutlich mehr Wohnungs-, Wohnhaus- und Auto-Einbrüche. Im Herbst kommen zudem die Dämmerungseinbrüche hinzu, warnte der BK-Chef die Bevölkerung. 108.613 Eigentumsdelikte wurden 2021 angezeigt, um 15 Prozent weniger als noch 2020. Fünf Jahre zuvor - 2016 - waren es mit 224.555 Eigentumsdelikten noch doppelt so viele gewesen.

Ein Blick auf die Statistik zeigt außerdem, dass "kriminelle Karrieren früher anfangen", berichtete Holzer. So nimmt die Zahl der minderjährigen und unmündigen Straftäter wieder zu, nachdem es auch hier im ersten Pandemiejahr 2020 einen deutlichen Rückgang gegeben hatte. 2019 gab es laut Bundeskriminalamt 1.034 Tatverdächtige unter zehn Jahren - sie sind nicht strafmündig. 2020 waren es insgesamt 668 und im Vorjahr bereits 829. Ebenfalls nicht strafbar sind Jugendliche zwischen zehn und unter 14 Jahren. 2019 wurden in dieser Altersgruppe 7.951 Tatverdächtige ausgeforscht, 2020 waren es 6.303. Im Vorjahr gab es 7.426 ermittelte Verdächtige, die unmündig waren. Ab 14 Jahren werden Jugendliche strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. In der Altersklasse der 14- bis 18-Jährigen gab es 2019 den Peak mit 33.705 ermittelten Tatverdächtigen, im ersten Pandemiejahr 2020 waren es 30.178 und im Vorjahr 28.930.

Herausforderung Cybercrime

Seit Jahren als Herausforderung wird im Bundeskriminalamt Cybercrime gesehen. Hier haben wir "ein wirkliches Problem", sagte Holzer. Die Pandemie hat viele Lebensbereiche ins Internet verlagert, Kriminelle haben sich schnell angepasst, die zunehmende Digitalisierung tut ihr übriges. Hauptfaktor ist Online-Betrug, etwa wenn bestellte und bezahlte Waren nicht geliefert werden. Laut dem Experten gibt es derzeit aber 67 verschiedene Einzelphänomene allein beim Online-Betrug, die von Kriminellen benutzt werden. Beinahe wöchentlich gibt es laut dem BK-Direktor neue Maschen. Vermehrt werden auch KMUs Opfer von Cyber-Kriminellen, etwa im Bereich Ransomware, viele Firmen und Menschen sind nicht IT-fit und haben schlechte Sicherheitsmaßnahmen. Oftmals haben Betrüger aber auch ein leichtes Spiel, wenn etwa Menschen abstruse Gewinnversprechen oder extrem hohe Renditversprechen glauben und bereitwillig investieren.

Holzer rechnet weiterhin von einem zunehmenden Anstieg von Cybercrime. Das ist für die Exekutive eine große Herausforderung. Vor mittlerweile zehn Jahren - 2012 - wurde mit der Errichtung des Cybercrime-Competence-Centers (C4) im Bundeskriminalamt begonnen. Seither wurde der Ausbau der Koordinierungsstelle immer als Schwerpunkt genannt. Das C4 ist die nationale und internationale Koordinierungs-, Ermittlungs- und Meldestelle im Zusammenhang mit Cybercrime sowie für die elektronische Beweismittelsicherung und deren Auswertung zuständig. Bereits 2014 waren im C4 insgesamt 30 Mitarbeiter tätig, mehrfach wurde eine Verdoppelung der Spezialisten versprochen. Derzeit sind laut Holzer im C4 immerhin 60 Mitarbeiter tätig - sie sollen nun auf 128 aufgestockt werden. Dafür sind "Kräfte von außen", also IT-Experten, die nicht Polizisten sein müssen, erwünscht. Erleichterung bei der Einstellung soll die bereits im Vorjahr gestartete sogenannte "Kriminaldienstreform 2.0" bringen. Auf Zentralstellenebene sei man "bereits ziemlich gut aufgebaut", Nachholbedarf gibt es "auf unterster Ebene", sagte Holzer. Sein Ziel ist, dass jedes Opfer "in jeder Polizeiinspektion einen Ansprechpartner für Cybercrime hat", erläuterte der BK-Direktor. Dafür brauche es ein neues Ausbildungskonzept und die entsprechende technische Ausstattung. Künftig soll beispielsweise auch schon in der Polizeiinspektion eine erste Sichtung bzw. Datenauswertung beispielsweise eines sichergestellten Handys erfolgen können.

Aktuell ist die Auswertung von einer Milliarde Chats, die 2021 unter anderem bei einer der weltweit größten Polizei-Aktionen gegen das organisierte Verbrechen, der Operation "Trojan Shield", sichergestellt wurden, eine Herkulesaufgabe für die Ermittlungsbehörden. In Österreich lief die Aktion unter dem Namen "Operation Achilles". Das Bundeskriminalamt erhielt durch die Zusammenarbeit mit dem FBI und Europol Daten aus dem verschlüsselten Krypto-Messenger-Service Anom. Später kamen noch Datensätze von zwei weiteren Diensten hinzu: EncroChat und Sky ECC. Insgesamt eine Milliarde Chats mit Österreich-Bezug müssen ausgewertet werden. Dabei sei man "noch am Anfang", und doch gibt es bereits Erfolge, sagte Holzer. In Österreich wurden bisher mehr als 25 Beteiligte rechtskräftig verurteilt und eine Dreivierteltonne Drogen sichergestellt. Dieser "größte Kriminalfall in Österreich und vermutlich weltweit wird uns sicher noch die nächsten zehn Jahre beschäftigen", sagte der BK-Direktor.

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