APA - Austria Presse Agentur

Wieder Schüsse auf Demonstranten in Myanmar

Im Osten von Myanmar haben Sicherheitskräfte nach Angaben von Augenzeugen erneut das Feuer auf Demonstranten eröffnet. In der Stadt Hpa-An im Teilstaat Karen (Kayin) hätten die Polizisten sowohl Gummigeschoße als auch scharfe Munition gegen Protest-Teilnehmer eingesetzt, sagte ein Demonstrant am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Insgesamt seien rund 50 Schüsse gefallen, ein Student sei am Oberschenkel getroffen worden und werde medizinisch behandelt.

Demonstranten hatten am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) damit begonnen, Sandsäcke als Barrieren auf den Straßen von Hpa-An zu errichten. Kurz darauf rannten zahlreiche Soldaten und Polizisten auf die Straße und versuchten, die Protestteilnehmer mit Blendgranaten auseinanderzutreiben.

Die Demonstranten ließen sich von der Polizeigewalt aber nicht abhalten. Im Verlauf des Tages gab es in der Stadt mehrere Spontan-Demonstrationen, bei denen die Teilnehmer zum Zeichen ihres Protests drei Finger in die Höhe streckten.

In Myanmar hatte das Militär am 1. Februar gewaltsam die Macht wieder komplett an sich gerissen. Der Putsch beendete eine zehnjährige Phase des demokratischen Wandels in dem südostasiatischen Land. Die Junta sieht sich seitdem massiven Protesten gegenüber und reagiert mit brutaler Gewalt gegen Demonstranten. Bei Protesten wurden bisher mehr als 2.600 Menschen festgenommen. Nach Angaben myanmarischer Menschenrechtsaktivisten wurden bereits mehr als 280 Menschen getötet. Die Junta beziffert die Zahl der Toten auf 164 und bezeichnet die Opfer als "gewaltsame Terroristen".

Das gewaltsame Vorgehen der Junta hat auch zu einer Fluchtbewegung aus Myanmar geführt. Laut Staatsmedienberichten griff die Polizei in der Nacht zum Donnerstag 14 Jugendliche auf, die versucht hatten, aus der Handelsmetropole Yangon - dem Zentrum der Proteste - in den Osten des Landes zu flüchten. Teile von Ost-Myanmar werden von bewaffneten Rebellen kontrolliert. Im Bundesstaat Karen beherbergt die Rebellengruppe Karen National Union nach eigenen Angaben bereits Hunderte Flüchtlinge aus anderen Landesteilen.