Wien reagiert auf starken Familiennachzug mit Anlaufzentrum
Die neue Anlaufstelle wurde laut Wiederkehr nötig, weil vor allem Wien von der Familienzusammenführung betroffen ist. In deren Rahmen zogen zuletzt monatlich durchschnittlich rund 300 Erwachsene und etwa 600 bis 700 Kinder und Jugendliche nach Österreich. Im Rathaus schätzt man, dass 70 bis 80 Prozent davon in die Bundeshauptstadt kommen. Hoch ist dabei der Anteil von Personen mit syrischer Staatsbürgerschaft.
Zumindest für die nächsten zwei Jahre werde es darum einen erhöhten Betreuungsbedarf geben, hieß es. Es handle sich nämlich oft um junge Familien, die meist über einen längeren Zeitraum getrennt waren und die intensive Unterstützung beim Ankommen in Wien brauchen würden. Im Durchschnitt kommen drei bis vier Familienmitglieder von Geflüchteten nach.
Dabei handelt es sich laut Stadt in der Regel um Ehefrauen mit zwei bis drei Kindern. Im Schulbereich war Wien bereits gezwungen, Maßnahmen zu setzen. So wurden sogenannte Orientierungsklassen eingeführt - und Platz geschaffen: An einigen Schulstandorten mussten zusätzliche mobile Klassen aufgebaut werden, um den Andrang bewältigen zu können.
Nun will man sich auch verstärkt den Erwachsenen widmen. Besonders im Fokus stehen hier die Frauen. Herausfordernd sei für diese etwa die Tatsache, dass viele von ihnen Betreuungspflichten für nicht schulpflichtige Kinder hätten, wird betont. Dies würde die Teilnahme an Alphabetisierungskursen erschweren. Somit gebe es Bedarf für die Betreuung der Kinder.
Das Pilotprojekt "StartWien Hub" soll hier als zentrale Anlaufstelle dienen. Unterschiedliche Angebote sollen an einem Ort vorhanden sein, wobei das Projekt modular aufgebaut ist, was die bessere Abstimmung auf die Zielpersonen ermöglichen soll. Eingerichtet ist die Stelle in den ehemaligen Räumlichkeiten der Startbegleitung für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte in der Pappenheimgasse in der Brigittenau.
Laut Wiederkehr werden Deutschkurse genauso angeboten wie eine generelle Beratung zum Alltag in der neuen Heimat. Auch sozialarbeiterische Begleitung ist Teil des Konzepts. Kinder werden nicht nur betreut, auch Sprachförderung wird durchgeführt, wobei dies als besondere Herausforderung angesehen wird. Denn die jüngsten Neuankömmlinge sind laut Stadt nach Flucht und Aufenthalten in Lagern oft nicht weit entwickelt, was frühkindliche Sprachkompetenz betrifft.
"Insbesondere für Frauen, die oftmals mit kleinen Kindern nachziehen, braucht es niederschwellige Bildungs- und Beratungsangebote, bei denen die Kinderbetreuung und Sprachförderung von kleinen Kindern mitgedacht wird", hob Wiederkehr hervor. Nun biete man alles an einem Ort. Wien stehe bei der Integration vor einer großen Herausforderung, der man sich mit innovativen Angeboten stelle, versicherte er.
Wiederkehr hat bereits zuletzt immer wieder die Situation angeprangert - und etwa eine Residenzpflicht gefordert. Nicht erwerbstätige asylberechtigte Personen sollten eine geraume Zeit in jenem Bundesland bleiben müssen, in dem auch ihr Verfahren abgewickelt wurde, verlangte er. Von einer Übersiedlung nach Wien sollten die Betroffenen so abgehalten werden.
Dass viele nach Wien kommen, liegt laut Stadt vor allem an den hier vorzufindenden Communitys. Asylberechtigte würden dorthin ziehen, wo schon viele Landsleute leben würden, gibt man zu bedenken. Kritiker sehen aber auch die Höhe der Sozialunterstützung als einen Faktor an. Im Rathaus wird hier inzwischen darauf verwiesen, dass diese in anderen Bundesländern zum Teil genauso hoch ist - abgesehen von der Mindestsicherung für Kinder. Eine Staffelung je nach Anzahl der Personen gibt es in Wien nicht.
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