Wiener Autorin Beate Maly ist die "Queen des Cosy Crime"
Soeben ist ihr historischer Krimi "Mord auf der Trabrennbahn" erschienen. Das Buch ist bereits der siebente Titel einer Krimi-Reihe, in der die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine Kirsch gemeinsam mit ihrem Freund, dem Apotheker Anton Böck, im Wien der 1920er-Jahre ermittelt. "Wien geht noch immer", gibt Maly zu, meint aber gleichzeitig: "Ich könnte nie über etwas schreiben, das mich nicht interessiert."
Da trifft es sich gut, dass sie vieles interessiert. So viel, dass sie auch unter zwei Pseudonymen schreibt. "Ich möchte mir ja nicht selbst Konkurrenz machen." Als Laura Baldini schreibt sie Romanbiografien über wahre Persönlichkeiten. Auf Maria Montessori und Estée Lauder folgt Ende Oktober ein Buch über Katharine Hepburn ("Der strahlendste Stern von Hollywood"). Und als Lina Jansen publiziert sie in einem anderen Verlag ebenfalls historische Romane (zuletzt "Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt").
Während andere jahrelang nach einem Verlag suchen, hat es bei ihr auf Anhieb geklappt. Mit einem Stipendium schrieb sie 2007 ihren ersten Roman "Die Hebamme von Wien". "Ich hab einfach drauflosgeschrieben und das Manuskript herumgeschickt. Ich war sehr überrascht, dass es gleich fünf Verlage wollten", erzählt sie im Interview mit der APA. "Ich hab mich für den Verlag mit der sympathischsten Lektorin entschieden - und es nie bereut. Das Lektorieren war dann allerdings Knochenarbeit und sehr lehrreich."
Seither setzt Beate Maly auf learning by doing. Und doing bedeutet: täglich stundenlanges Schreiben. "Man muss konsequent und diszipliniert arbeiten. Es ist schon in gewisser Hinsicht Handwerk. Für die Recherche brauche ich die meiste Zeit. Sobald dann Figuren und Plot da sind, geht's dahin." Mit sprachlichen Feinheiten hält sich Beate Maly nicht auf, wenn sie im Flow ist. Dafür akzeptiert sie auch, dass die renommierten Literaturkritiker ihre Bücher bisher ignorieren. "Ich schreibe Unterhaltungsliteratur. Ich bin zufrieden mit dem, was ich an Aufmerksamkeit bekomme." Für den Verkaufserfolg ist die Aufmerksamkeit der Buchhändlerinnen und die Mundpropaganda der Leserschaft ohnedies wichtiger.
Mittlerweile hat Beate Maly gleich mehrere renommierte Verlage. Bei Ullstein erschien im Jänner "Die Frauen von Schönbrunn", der erste Teil einer Serie, die im Tiergarten von Schönbrunn spielt. Bei DuMont hat sie im August mit "Aurelia und die letzte Fahrt" eine weitere historische Krimiserie eröffnet, in der die junge Adlige Aurelia von Kolowitz und der aus Böhmen stammende Polizeiagent Janek Pokorny das Ermittlungsduo bilden. "Diese Bücher spielen im Wien der 1870er-Jahre, eine faszinierende Zeit, in der ganz Wien eine einzige Baustelle war." Bei Aurelia und Janek hat die Autorin etwas Neues ausprobiert: "Der Leser hat immer das Gefühl, er weiß mehr als die beiden Hauptfiguren - und trotzdem wird er am Schluss überrascht. Das hat mir total Spaß gemacht!"
Einem bleibt sie aber treu: Blut und Gewalt gibt es immer nur soviel, wie nötig. Das hat Beate Maly den inoffiziellen Titel einer "Queen des Cosy Crime" eingetragen. "Darüber freue ich mich, denn ich will meine Leser nicht schockieren, sondern ihnen beim Lesen ein gutes Gefühl vermitteln - auch bei Krimis und bei schwierigeren Themen."
2022 war ein starkes Jahr für Beate Maly. Wie viele Titel werden es 2023? Genau könne man es noch nicht sagen, meint die Autorin bescheiden, denn manche Verlage könnten besprochene Projekte oder geplante Erscheinungstermine noch verschieben. "Zumindest vier neue Bücher dürften es aber schon werden."
(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)
(S E R V I C E - Jüngst erschienen: Beate Maly: "Mord auf der Trabrennbahn", Emons Verlag, Broschur, 240 Seiten, 13,40 Euro; https://www.beatemaly.com/)
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