APA - Austria Presse Agentur

Wiener Kunstakademie lud zum Klimaaktionstag

Die Akademie der bildenden Künste Wien hat am Mittwoch zu ihrem ersten Klimaaktionstag geladen. "Wir brauchen kollektives Handeln", versicherte Rektor Johan F. Hartle in seiner Eröffnungsrede. "Warum? Weil es ein eklatantes Missverhältnis zwischen gesellschaftlichem Wissen und gesellschaftlichem Handeln gibt." Es gehe "um nichts weniger als um die planetarischen Grundlagen des gemeinschaftlichen Überlebens". Deswegen sei "explizites Handeln" gefordert, so Hartle.

Weil es auch darum geht, Öffentlichkeit herzustellen und öffentlichen Raum in Anspruch zu nehmen, wurden die Reden und die ersten Panels outdoor abgehalten, am Schillerplatz, zu Füßen der Dichterstatue. In der ersten Diskussionsrunde erinnerte sich die an der Akademie lehrende Architektin Lisa Schmidt-Colinet daran, dass im Vorjahr die Nutzung des Parks von den Behörden noch verwehrt wurde, da dieser zur Erholung und nicht für Kunst- oder Werbeaktionen gedacht sei. Diesmal wurde die Polizei beim Rektor vorstellig: Eine Hundebesitzerin hatte sich beschwert, dass die mit Kreide auf dem Platz aufgetragene Zeichnung "The Bigger Picture" den Pfoten ihres Vierbeiners schaden würde.

Die Zeichnung werde wohl von dem für das Wochenende angesagten Regen weggewaschen, meinte Vizerektor Werner Skvara, "aber die Aufforderung zum gemeinsamen kollektiven Handeln wird hoffentlich nicht so bald verschwinden". Dabei spielen für Vizerektorin Ingeborg Erhart Künstlerinnen und Künstler eine große Rolle: "Sie können Brücken bauen und Komplexität zum Thema machen."

Im Panel "Mob.Mobility" forderte die Kommunal- und Regionalentwicklungsexpertin Nina Svanda (TU Wien) eine Trendumkehr bei der Raumplanung, gegen die Bodenversiegelung und für kurze Arbeitswege: "Was wir brauchen, ist eine Raumentwicklungswende!" Der Politikwissenschafter Alexander Behr (Uni Wien) nannte das Phänomen der SUVs "eine besonders drastische Erscheinungsform der imperialen Lebensweise" und "Maschine gewordene Aufkündigung der Solidarität". "Ziviler Ungehorsam und friedliche Sabotage" müssten Bestandteile des Kampfes gegen die Klimakatastrophe werden, "denn wir haben nicht mehr viel Zeit".

Während es am Mittwochnachmittag auf dem Schillerplatz angenehme 19 Grad hatte, konnte man sich in einer vor der Akademie von Artists for Future aufgestellten "Klima-Zeitmaschine" einen Eindruck der Temperaturen der Zukunft verschaffen: Die 51,9 Grad, die der Berichterstatter im Selbstversuch in der Kabine vorfand, entsprachen der von Scientists For Future prognostizierten Temperatur für das Jahr 2112.

Der heutige Klimaaktionstag ist Teil der "Klima Aktion Oktober", mit der die Akademie über Veränderungen im Uni-Betrieb, Ressourcenschonung und größeres ökologisches Bewusstsein nachdenkt. Neben Ausstellungen, Filmvorführungen, einem Care & Repair-Café, einer Solarküche und einer Fahrradwerkstatt gibt es am Nachmittag noch Diskussionsrunden u.a. zur Frage "Wie beeinflusst die Klimakrise Kunst und Kunstproduktion?" oder über "Perspektiven zeitgenössischer künstlerischer Interventionen zur Klimakrise".

(S E R V I C E - https://www.akbild.ac.at)