APA - Austria Presse Agentur

Die Wiener Polizei verteilt Dank-Mandate statt Straf-Mandate

Die kurzzeitige Aktion soll "Verkehrsteilnehmer sensibilisieren und positives Verhalten würdigen."

Drei Tage lang werden in Wien Polizisten Dank- statt Straf-Mandate verteilen. Diese gibt es für "vorbildliches Verhalten im Straßenverkehr". Rund 400 Beamte wurden in der Bundeshauptstadt mit den Dankes-Schreiben ausgestattet. Mit der ungewöhnlichen Aktion will das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) gemeinsam mit der Polizei Verkehrsteilnehmer sensibilisieren und positives Verhalten würdigen.

Mehr als 47.000 Menschen verletzen sich pro Jahr bei Straßenverkehrsunfällen in Österreich, darunter knapp 3.000 Kinder. Wer in den nächsten Tagen ein Dank-Mandat erhält, hat durch seine Handlungsweise zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr beigetragen - etwa, indem er Kindern ermöglicht hat, sicher über die Straße zu kommen.

"Gegenseitige Rücksichtnahme kann viele Unfälle verhindern", sagte Michael Takacs, Leiter der Landesverkehrsabteilung der Wiener Polizei. Mit der Aktion sollen jene Menschen belohnt werden, die durch ihre Aktionen "oftmals schwächere Verkehrsteilnehmer schützten". "Wer alles richtig gemacht hat, erhält ein Dankmandat. Wir hoffen, dass wir sehr viele Verkehrsteilnehmer belohnen können", sagte Takacs.

Konflikte gibt es im Straßenverkehr genügend. "Ob Radfahrer, der sich an einem nicht blinkendem Auto vorbeischlängelt, ob Autofahrer, der abgelenkt das Kind nicht über die Straße gehen lässt, oder ob Fußgänger, der telefonierend vergisst beim Überqueren der Straße auf Autos zu achten - sie alle provozieren gefährliche Verkehrssituationen und erhöhen das Unfallrisiko", sagte Othmar Thann, Direktor des KFV. Allerdings gebe es natürlich auch sehr, sehr viele Menschen, die sich richtig verhalten und etwa eine schwierige Verkehrssituation durch eine nette Geste entschärfen.

Gestartet wurde die Dank-Mandat-Aktion am Mittwochvormittag beim Karlsplatz in Wien. Die Ausgezeichneten reagierten erstaunt und erfreut. "Ich hab schon überlegt, was ich falsch gemacht hab, weil mich die Polizisten gestoppt haben", sagte etwa eine Radfahrerin. "Sie sind umsichtig gefahren, ihr Rad ist richtig ausgerüstet", antwortete der Polizist, ehe er der Frau das Dank-Mandat überreichte. "Ich finde das super, hin und wieder von der Exekutive gewürdigt zu werden", meinte Radfahrer Philipp, der sogar mit Helm unterwegs war.

Fußgänger, die erst bei Grün über die Kreuzung gingen, Autofahrer, die Kinder den Vorrang gaben, E-Scooter-Fahrer, die sich an die Vorschriften hielten und Radwege benützten - sie alle bekamen von den Beamten ein Dank-Mandat. Mit diesem können Sie auch an einem Gewinnspiel beim Tag der Verkehrssicherheit am 27. April am Karlsplatz teilnehmen und einen Tag bei der Wiener Verkehrspolizei gewinnen. Wer sich jedoch nicht an die Vorschriften hält, wird weiter abgestraft. "Wir werden das Repressive nicht außer Acht lassen", kündigte Landesverkehrsabteilungsleiter Takacs an.

Die Österreicher empfinden den Straßenverkehr als zunehmend spannungsgeladener. "73 Prozent geben an, dass es immer schlechter wird", sagte Thann. Das ergab eine Umfrage des KFV. Mehr als 1.200 Personen zwischen 15 und 69 Jahren wurden dafür telefonisch und online befragt. 85 Prozent der Österreicher vermuten eine merkbare Zunahme der Gefahren für Kinder. "Viele vergessen, dass Kinder immer Vorrang haben, wenn sie über die Straße gehen", sagte Thann. Für Kinder gilt der "unsichtbare Schutzweg". Seit dem 1. Oktober 1994 sind sie mit Paragraf 29a in der Straßenverkehrsordnung (StVO) vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen.

Wie aus der Umfrage zudem herausgeht, empfinden die meisten Verkehrsteilnehmer Unaufmerksamkeit durch Telefonieren im Auto mit dem Handy, Rücksichtslosigkeit und Egoismus als besonders belastend. Ohne Blinken abbiegen und mangelnder Sicherheitsabstand zählen ebenso zu den Top 5 der häufigsten Ärgernisse.