APA - Austria Presse Agentur

Wiener SpitalsärztInnen beklagen: Massive Qualitätsverluste?

Die überwiegende Mehrheit der Wiener Spitalsärzte und -ärztinnen sieht massive Qualitätsverluste und Engpässe in der Patientenversorgung.

Das geht aus einer Umfrage hervor, die die Wiener Ärztekammer nach einer Reihe von sogenannten Gefährdungsanzeigen bei Public Opinion Strategies von Peter Hajek in Auftrag gegeben hat. Heftige Kritik üben die Ärztinnen und Ärzte auch an der Stadtpolitik.

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Befragt wurden von 21. September bis 4. Oktober online 1.894 angestellte Ärzte und Ärztinnen in Wien. Die Schwankungsbreite liegt bei plus/minus 2,3 Prozent. "Die Ärzteschaft fühlt sich alleine gelassen mit ihren Problemen", fasste Hajek die Ergebnisse zusammen.

84 Prozent der Wiener Spitalsärztinnen und -ärzte stimmen Qualitätsverlust zu

84 Prozent der Wiener Spitalsärztinnen und -ärzte stimmen der Aussage zu, dass "die aktuellen Rahmenbedingungen im Spital zu einem anhaltenden und nachhaltigen Qualitätsverlust in der medizinischen Betreuung der Patientinnen und Patienten führen". 64 Prozent stimmen dieser Aussage sehr zu, weitere 20 Prozent eher. Nur zwei Prozent stimmen der Aussage gar nicht zu. 78 Prozent stimmen der Aussage zu, dass es große Engpässe bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten an den Wiener Spitälern gebe - 50 Prozent sehr, weiter 28 Prozent eher.

82 Prozent geben auch an, dass die aktuellen Rahmenbedingungen zu einem anhaltenden und nachhaltigen Qualitätsverlust in der medizinischen Ausbildung von Turnusärztinnen und -ärzten führt. Diesen Punkt sehen Jüngere zwar noch kritischer, aber auch Ältere sind mehrheitlich dieser Auffassung.

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Die Stadtpolitik kommt bei den Wiener Spitalsärzten und - ärztinnen gar nicht gut weg. 72 Prozent geben an, dass die Wiener Stadtpolitik "nichts gegen die Probleme in Wiener Spitälern" tue. Und 68 Prozent stimmen zu, dass Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) die Gefährdungsanzeigen aus Wiener Spitäler "nicht ernst genug" nehme.

Der Präsident der Wiener und der österreichischen Ärztekammer, Johannes Steinhart, erläuterte, dass solche Gefährdungsanzeigen primär ein internes Instrument seien. Sie sollten eigentlich zu Veränderungen führen, das sei aber nicht geschehen. Stefan Ferenci, Kurienobmann der angestellten Ärzte und Vizepräsident der Wiener Ärztekammer erklärte dazu, dass es Gefährdungsanzeigen schon länger gebe, es seien aber keine Konsequenzen gezogen worden. Deshalb hätten sich die Kollegen an die Öffentlichkeit gewandt. Von Seiten des Wiener Gesundheitsverbundes (WIGEV) habe es stattdessen eine "Maulkorberlass" gegeben. Ferenci warf dem WIGEV vor, dass zahlreiche Kollegen kündigen, weil der Gesundheitsverbund ihnen sage, dass sie gehen sollten, wenn ihnen die Rahmenbedingungen nicht passen würden.

"Aktionswochen"

In den kommenden zwei Wochen will die Wiener Ärztekammer nun "Aktionswochen" veranstalten und alle Spitäler besuchen. Dabei wolle man die Kollegen ermutigen, weiter Missstände zu melden. Zu dem für den morgigen Mittwoch angekündigten Streik an den Wiener Ordensspitälern ist die Wiener Ärztekammer ausdrücklich "solidarisch".

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Ferenci verwies darauf, dass alle bisher präsentierten Lösungsvorschläge etwa drei bis sechs Jahre dauern würden, bis sie Früchte tragen. Er schlägt deshalb als erste Schritte vor, zunächst offen und ehrlich über die Baustellen zu reden und die Probleme anzusprechen. Zudem müssten zunächst alle offenen Dienstposten besetzt werden - "koste es, was es wolle."