APA - Austria Presse Agentur

Wiener Wohnungsmarkt sprang nach Corona-Lockdown wieder an

Der Wiener Wohnungsmarkt hat den Corona-Schock schon wieder überwunden.

 "Wir haben im dritten Quartal gesehen, dass sich vor allem im Juli und August die Nachfrage wieder stark erholt hat", berichtete die Geschäftsführerin von EHL Wohnen, Sandra Bauerfeind, von einer "sehr guten Nachfrage". Das schlägt sich auf die Preise nieder: Eigentumswohnungen würde sich heuer im Schnitt um 2,75 Prozent verteuern. Die Mieten hingegen sollen "auf hohem Niveau stabil" bleiben. "Aus dem dritten Quartal heraus zeigt sich, dass 2020 ein sehr starkes Jahr werden wird", betonte Bauernfeind am Dienstag in einer Online-Pressekonferenz. Die Vermietungszahlen würden aller Voraussicht nach über jenen des Vorjahres liegen und auch Wohnungseigentum sei sehr gefragt. Das sei zum einen auf den nach wie vor großen Anlagedruck zurückzuführen, zum anderen durchaus auch auf die Angst vor Negativzinsen auf das Ersparte. Den Griff zum Betongold löst aber auch das bereits seit längerem extrem niedrige Zinsniveau aus. "Es ist sehr viel Eigenkapital am Markt unterwegs", so Bauernfeind.

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Die Nachfrage sei eigentlich bereits im Mai und im Juni wieder angesprungen. "Wir hatten sehr viele Besichtigungen, doch in dieser Zeit haben die Kunden nicht wirklich abgeschlossen - auch aus Angst vor Arbeitslosigkeit und wieder auflebender Kurzarbeit." Das habe sich im Juli und im August geändert. "Der September war der anfragestärkste Monat des heurigen Jahres - allerdings sind die Infektionszahlen wieder gestiegen und die Frage, wie es weitergeht, ist komplett offen", räumte Bauernfeind ein.

Allerdings gehen die Immobilienexperten von EHL auch davon aus, dass die Baubewilligungen heuer gegenüber dem Jahr davor "aufgrund der Ausnahmesituation" um 40 Prozent sinken werden. Coronabedingtes Home-Office habe dazu geführt, dass gewisse Arbeiten nicht erledigt werden konnten. "Das heißt aber auch, dass die Fertigstellungen in drei Jahren unter dem langjährigen Durchschnitt liegen werden", richtete Bauernfeind den Blick in die weitere Zukunft. Für 2020 rechnet sie mit 19.000 Fertigstellungen.

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"Es wird in den nächsten Jahren deutlich weniger Wohnungsangebot geben." Die Nachfrage dürfte aber weiter steigen. "Wien wächst noch immer - hier braucht es auch in der Zukunft Wohnraum, auch wenn wir heuer eine so hohe Anzahl von Fertigstellungen gesehen haben", so die EHL-Geschäftsführerin. Das Angebot der Eigentumswohnungen im Einzelverkauf sinke tendenziell. "Die gute Nachfrage bei eher sinkender Anzahl von Projekten am Markt sorgt dafür, dass die Preise steigen und auch weiterhin steigen werden", sagte die Marktexpertin.

Bei Mietwohnungen hingegen geht sie für 2020 und 2021 von einer stabilen Seitwärtsbewegung aus. "Die Mieten werden sicher nicht steigen heuer - und auch nicht nächstes Jahr." Der Anteil der Mietwohnungen, die auf den Markt kommen, sei mit 60 bis 70 Prozent relativ hoch. "Immobilienfonds und institutionelle Anleger kaufen Projekte oft bereits ab Baubewilligung auf - diese Objekte kommen dann als Mietwohnungen auf den Markt", erklärte Bauernfeind.