Wifo: Gender Pay Gap seit 2011 um 5,7 Prozentpunkte gesunken

Hätten Frauen die gleiche Bildung wie Männer, wäre die Lohnlücke laut dem Papier noch größer. 2022 verfügten 22,7 Prozent der Frauen und 18,1 Prozent der Männer über einen Hochschulabschluss. Allerdings war der Anteil der Pflichtschulabschlüsse 2022 bei Frauen mit 18,7 Prozent höher als bei Männern mit 15,6 Prozent. Eine Frau mit Hochschulabschluss verdiente 2023 24,8 Prozent mehr als eine mit Pflichtschulabschluss, ein Mann mit Hochschulabschluss 25,3 Prozent mehr als ein Mann mit Pflichtschulabschluss.
Löhne in Branchen mit wenigen Männern tendenziell niedriger
Anders sieht es bei der Lehre aus: Eine Frau mit Lehrabschluss verdiente 2023 durchschnittlich nur 2,5 Prozent mehr als eine mit Pflichtschulabschluss, bei den Männern liegt der Unterschied bei 5,6 Prozent. Grund dafür sei, dass Frauen häufig in schlechter bezahlte Berufe wie Einzelhandels- bzw. Bürokauffrau oder Friseurin drängen, Männer hingegen besser bezahlte Technikbranchen bevorzugen. In Branchen, in denen weniger Männer arbeiten, seien Löhne tendenziell geringer.
Neben der unbereinigten Lohnlücke berechnet das Wifo auch eine bereinigte Version. Dabei werden die Teile des Verdienstunterschieds herausgerechnet, die auf strukturellen Unterschieden zwischen Männern und Frauen wie zum Beispiel Berufs- und Branchenwahl, Teilzeitbeschäftigungen und Leitungsfunktionen basieren. Die Wifo-Forscherinnen und -Forscher kommen hier auf 6,3 Prozent - eine Zahl, die seit 2012 nur leicht schwankt.
Maßnahmenmix empfohlen
Der Gender Pay Gap sei u.a. auf Berufswahl, Arbeitszeit, Aufstiegsbarrieren, Unterschiede im Verhandlungsverhalten und Diskriminierung verursacht. Dagegen müsse mit einem Maßnahmenmix vorgegangen werden, empfehlen die Ökonomen: Positiven Einfluss könne eine geschlechterneutrale Berufsorientierung und -beratung haben. In männerdominierten Bereichen müsse auch an der betrieblichen Kultur und an den familienfreundlichen Rahmenbedingungen angesetzt werden, um diese für Frauen attraktiv zu gestalten. Gesetzliche Regelungen könnten Arbeitgeber verpflichten, gleiche Arbeit gleich zu entlohnen.
Dass beim Gender Pay Gap unterschiedliche Zahlen kursieren, geht auf verschiedene Berechnungsweisen zurück. Das Wifo rechnet auf Basis des Mikrozensus mit den durchschnittlichen Bruttostundenlöhnen von unselbstständig beschäftigten Frauen und Männern zwischen 20 und 59 Jahren. Am Mittwoch gab die Statistik Austria die Lohnlücke in der Privatwirtschaft hingegen mit 18,3 Prozent an.
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