Wifo: Saisonende verhagelt Bilanz für Wintertourismus

Der Schnee war zunächst Mangelware, am Ende die Touristen
Massive Rückgänge bei den Nächtigungen zum Saisonende (März und April) haben die Bilanz für den Wintertourismus 2019/20 deutlich verhagelt. Infolge der Coronakrise kam der Tourismus im April quasi vollständig zum Erliegen, schreibt das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Mittwoch. Die gesamte Saison wurde dadurch mit rund einem Fünftel weniger Übernachtungen belastet.

Mit knapp 60 Millionen Nächtigungen sei das Niveau in etwa auf jenes der Wintersaison 2006/07 zurückgefallen. Auch die Umsätze litten unter dem Nächtigungseinbruch ab Mitte März, das Wifo schätzt die Einnahmen für die gesamte Saison 2019/20 auf 12,32 Mrd. Euro (um Kalendereffekt bereinigt), das entspricht einem Minus von 18,5 Prozent zur Saison 2018/19.

Nach einem Plus bei den Nächtigungen von 7,0 Prozent in den ersten beiden Saisondritteln (November bis Februar) sei es im Zuge der Coronakrise bereits im März zu einem Einbruch um mehr als die Hälfte (minus 58,6 Prozent) gekommen. Aufgrund der im April ausgesprochenen Betretungsverbote für Beherbergungsbetriebe sei die Zahl der Übernachtungen dann im letzten Saisonmonat April um knapp 97 Prozent eingebrochen.

Vor allem den östlichen Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und Burgenland sei durch die Nächtigungsausfälle im März und April die Saison vermiest worden. Für diese habe der April ein "üblicherweise rund doppelt so hohes Gewicht an den Winternächtigungen wie in Österreich insgesamt", so das Wifo. Wien habe zudem bereits im März mit einem Nächtigungseinbruch von 70,6 Prozent massiv gelitten, für die gesamte Saison verbuchte die Bundeshauptstadt ein Minus von 27,6 Prozent.

Für die übrigen östlichen Bundesländer sei das Nächtigungsminus mit jeweils mehr als 20 Prozent (für die gesamte Saison) auch deutlicher ausgefallen als für Tirol, Salzburg und Kärnten, die von einem starken Februar profitiert hätten. Zudem habe den westlichen Bundesländern ein "höherer internationaler Marktanteil sowie eine weniger rückläufige Nächtigungsdynamik bei Wintergästen aus dem Ausland" als im Landes-Durchschnitt geholfen.

Allerdings rechnet das Wifo damit, dass die Bundesländer mit einem hohen internationalen Marktanteil (Tirol, Kärnten, Salzburg, Wien und Vorarlberg) mittelfristig länger und in stärkerem Ausmaß an den wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise sowie den Reisebeschränkungen leiden werden. Auch nach der Öffnung der Grenzen sei mit einer verhaltenen Nachfrage zu rechnen, schreiben die Experten. Das liege unter anderem auch am Flugverkehr, dessen Umfang und zukünftige Struktur derzeit stark im Fluss sei.

"Neben der Forcierung des Inlandstourismus werden daher die Nahmärkte Deutschland, Niederlande, Schweiz, Ungarn und Tschechien von entscheidender Bedeutung für die Erholung des Tourismus in Österreich sein," so das Wifo. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger hat am Mittwoch im Bayrischen Rundfunk um deutsche Touristen geworben und gesagt, die Gespräche zwischen Berlin und Wien seien sehr konstruktiv. "Dementsprechend freuen wir uns natürlich, dass Grenzen wieder öffnen können ab 15. Juni und wir auch wieder unsere deutschen Freunde begrüßen können," so Köstinger laut einem Bericht der dpa.

Kommentare