APA - Austria Presse Agentur

Wirtschaftliche Langzeitfolgen der Pandemie bleiben aus

Die UniCredit Bank Austria ortet eine rasche Arbeitsmarkterholung: "Langzeitfolgen der Pandemie dürften ausbleiben."

Zuletzt lag die Arbeitslosigkeit aber noch über dem Vorkrisenniveau. Trotz eines Beschäftigungsrekords reichte das Tempo des Beschäftigungswachstums nicht aus - es gab auch einen Rekordstand an offenen Stellen. Bei Facharbeitern gibt es einen Mangel, bei wenig Qualifizierten ein Überangebot. Nun gelte es, aus dem Krisenmodus wegzuschalten.

Aufgrund der insgesamt positiven Entwicklung erwartet die Bank Austria in ihrer Analyse im heurigen Jahresdurchschnitt nur noch eine Arbeitslosenquote von 8,3 Prozent. Sie geht davon aus, dass im Verlauf des kommenden Jahres das Vorkrisenniveau bereits wieder erreicht werden kann.

Für dich ausgesucht

Der aktuelle Rekordstand an offenen Stellen weist laut der Bankhaus-Analyse auf eine deutliche Verschlechterung der Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage seit Erholungsbeginn hin. Die Anzahl an offenen Stellen in Relation zum Arbeitskräfteangebot stieg bis Mitte 2021 auf 2,5 Prozent. Vor der Pandemie waren es 2 Prozent, bis 2016 weniger als 1 Prozent.

Nun brauche es ein Umschalten aus dem Krisenmodus. Die Bank Austria spricht sich hierbei für einen raschen Fokus auf Ausbildungs-, Qualifizierungs- und Umschulungsoffensiven aus. Das sei für den langfristigen Erhalt des Wohlstands in Österreich notwendig.

"Die Kriseninterventionspolitik während der Pandemie hat am österreichischen Arbeitsmarkt ihre Aufgabe offensichtlich gut erfüllt", so Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria. "In der laufenden Konjunkturerholung verbessert sich die Lage am Arbeitsmarkt überraschend schnell und negative strukturelle Langzeitfolgen scheinen weitgehend auszubleiben." Mit dem Ende der Pandemie in Sichtweite müsse nun jedoch rasch der Fokus in der Arbeitsmarktpolitik auf das Problem der schleichend schwindenden Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage gestellt werden, das sich in den vergangenen Monaten wieder deutlich verschärft habe.

Für dich ausgesucht

Die Erholung der österreichischen Wirtschaft aus der pandemiebedingten Doppelrezession hat die Lage am Arbeitsmarkt im ersten Halbjahr 2021 jedenfalls rasch verbessert, heißt es in der Analyse. Die Anzahl der unselbstständig Beschäftigten in Österreich ist zu Beginn des zweiten Halbjahres auf mehr als 3,8 Mio. gestiegen und hat damit das Rekordniveau von vor Ausbruch der Pandemie bereits fast wieder erreicht. Im Gegenzug ist die Anzahl der Arbeitssuchenden bis Juli 2021 auf saisonbereinigt 320.000 Personen gesunken, liegt damit allerdings noch um rund 30.000 über dem Vorkrisenniveau.

"Während die österreichische Wirtschaft bereits an einem neuen Beschäftigtenrekord kratzt, ist die Arbeitslosenquote noch höher als vor Ausbruch der Pandemie. Der Tiefstand von 7,1 Prozent zu Beginn 2020 wird mit aktuell 7,7 Prozent saisonbereinigt allerdings nur noch um rund einen halben Prozentpunkt übertroffen", so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. In der Hochphase während des ersten Lockdowns kletterte die Arbeitslosenquote auf fast 13 Prozent saisonbereinigt.

Die Ursache der aktuell höheren Arbeitslosigkeit ist formal der Anstieg des Arbeitskräfteangebots in Österreich auf einen neuen Höchststand von 4,15 Millionen. Das Arbeitskräfteangebot liegt damit um fast 35.000 Personen über dem Vorkrisenniveau. Rein rechnerisch entspricht dies fast ausschließlich der zusätzlichen Anzahl an Arbeitslosen.